Der 8. März 2023 - Gedanken zum Weltfrauentag

 


Heute darf er wieder abgehakt werden, der Weltfrauentag, exakter: Der Internationale Frauentag, der ja erstmals am 19. März 1911 erwähnt wird. Zuvor hatte es Bestrebungen geben, die Rechte der Frauen zu verbessern.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag

Weil das Thema Frauenrechte vornehmlich über die bürgerlich geprägten Initiatorinnen in den öffentlichen Raum hinein getragen wurde, ist es gelungen, eine breite Bewegung zu formen, der es tatsächlich gelang, sukzessive Rechte für mindestens die Hälfte der Bevölkerung durchzusetzen. Hierzu zählte unter anderem auch die Wahlrecht.

Seitdem sind viele Jahre vergangen. Und in diesen mehr als 100 Jahren hat sich nicht nur die Welt drastisch verändert. Dennoch spielen gravierende Unterschiede im Verhältnis von Frau zu Mann immer noch eine große Rolle. Zwar sind größtenteils die den Frauen zuerkannten Rechte auch die, die den Männern zuerkannt werden, allerdings sieht die gesellschaftliche Realität hinsichtlich bei der Umsetzung anders aus.

So gibt es in nahezu sämtlichen Bereichen der so genannten Freiwirtschaft erhebliche Diskrepanzen bei der Bezahlung von Frau und Mann für vollkommen identische Tätigkeiten.  Auch wenn die braunen Latrinen - Parolen aus den Reihend er AfD und anderer geistiger Amöben ständig in Abrede stellen möchten, Damit einher gehend bleiben Frauen nicht selten in bestimmten Berufsgruppen, die überwiegend in den Niedriglohnsektoren einzuordnen sind, unter sich. 

Ein kurzer Blick in den die Filialen diverser Supermarktketten lässt dieses sofort erkennen. Das dortige Personal rekrutiert fast ausschließlich aus Frauen - manche Ausnahmen bestehen bei dem Filialleiter. Besonders auffällig wird dieses dann, wenn Verkaufsketten, wie einst " Schlecker " oder aktuell das " KarstadtKaufhof " - Konstrukt Insolvenz anmelden müssen. Betroffen hiervon waren und sind es noch immer: weibliche Mitarbeiter. Die Verursacher und jener Pleiten sind bzw. waren indes Männern; ebenso haben Kerle alsdann das letzte Wort, wenn es darum geht, den verbliebenen Schutthaufen daraus beseitigen zu lassen.

Dieses und vieles mehr fällt mir immer wieder auf, seit ich irgendwann in den späten 1970er Jahren mich während eines Seminars an der " Hochschule für Wirtschaft " mit der Historie der so genannten Frauenbewegung freiwillig beschäftigen durfte.

Das Thema Gleichstellung von Frauen war für mich als in der BRD geborener Mann bis dahin nie eines. Ich wurde ja in und aus einem Malocher - Haushalt heraus sozialisiert. Meine Eltern waren beide über Jahrzehnte durchgängig berufstätig. Hinzu kam Zehntausende Stunden " Schwarzarbeit ", die ihnen einen gewissen Wohlstand erbrachten, denn sowohl die nach Feierabend ausgeübten Tätigkeiten als Mauerer als auch die Vermietung von Fremdenzimmer warn steuerfrei.

Das ging allerdings nur, weil viele Alltagsarbeiten von uns als Kinder und Jugendlich mit erledigt werden mussten. So lernte ich dabei frühzeitig, wie auch ein Mann Hausarbeiten neben der Schule und dem Studium und später Beruf abgespult werden können. Alles nur Routine; man(n)  muss das nur wollen. Und hier hakt es bereits bei den meisten des angeblich stärkeren Geschlechts. Ob erzogen, anerzogen, aufoktroyiert oder nicht; man(n) kann das lernen.

Nun ist also wieder Internationaler Frauentag ( Weltfrauentag ). Einer von vielen davor und eher wenigeren danach. Kurz vor der Zielgeraden ( es mag auch die Zielkurve sein ) sinniere ich denn auch darüber, warum ich als gebürtiger Westdeutscher zwar praktische Erfahrungen mit dem Thema Gleichstellung der Frau mit dem Mann oder auch umgedreht, zuhauf vorweisen kann, dieses Thema jedoch nie eines in dem Haushalt meiner Eltern, in meinen später eigenen Haushalten oder der BRD bis weit in die 1970er Jahre war. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann gab es ja seit der Kodifizierung des Grundgesetzes. Die Verfassungswirklichkeit sah indes anders aus. Nach dem II. Weltkrieg hatten Frauen nichts zu melden. Damit ist auch der Internationale Frauentag nicht so richtig in den Köpfen der Kerle in der BRD verankert gewesen. Frauen wurden hier dem Mann untergeordnet. Sie hatten bis Mitte der 1970er Jahre nur eingeschränkte Rechte. So durften sie bis dahin ohne die Zustimmung ihres Mannes keine Berufstätigkeit aufnehmen, kein Konto eröffnen und auch sonstige Rechtsgeschäfte ohne Absegnung des Mannes abwickeln. Auch große Teile der Kindererziehung wurden auf der formellen Seite nur durch den Mann abgesegnet ( beispielsweise Schulwahl der Kinder, Zeugnisunterzeichnung, Lehrstellenwahl ). Frauen hatten hier de facto keinen Einfluss zu nehmen und blieben rechtlos, obwohl das Grundgesetz etwas anderes versprach.

Das hörte sich in der Propaganda - Show des anderen deutschen Staates, der DR, etwas anders an. Hier wurde der Weltfrauentag ideologisch ausgeschlachtet. Die in vielen Schriftwerken verbreiteten Behauptungen, wonach die Stellung der Frau im Sozialismus eine andere, eine gleichwertige ist, weil sie zu den Werktätigen, der Arbeiterklasse zählt, erschien beim Lesen jenes Schrifttums nahezu einleuchtend.     

Lag es an den sehr unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, dass Frauen im Kapitalismus weniger wert waren als ihre Millionen Schwestern im Sozialismus?

Mitnichten!

Wer in der Historie der abgewickelten DDR und ihrer Gesellschaft und den hierin zu findenden Zwängen herum stöbert, wird sehr schnell erkennen, dass einst zwischen Anspruch, staatlicher Propaganda und der Wirklichkeit Lichtjahre klafften. Wer im real existierenden Sozialismus ( der DDR ) sein Dasein als Frau zu fristen hatte, musste neben den täglichen Auswirkungen der Mangelwirtschaft ( es war keineswegs ein Verteilungsproblem ) sich auch mit den Unbill der nicht vorhandenen Chancengleichheiten in den Berufen oder in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen herum quälen musste, wusste so oder so sehr bald, dass der DDR - Staat ebenfalls jene Ungleichbehandlung von Frau und Mann einzementieren ließ. Von wegen, die Stellung der " normalen " Frau im Sozialismus sein von Gleichrangigkeit geprägt. 

Und so lernte ich denn von meiner besseren Hälfte anhand vieler geschilderter Beispiele aus ihren eigenen Erfahrungen, dass die durchschnittliche DDR - Frau eben auch nur ein Mensch zweiter Klasse war, wenn es um Beruf, Bezahlung, Karriere ging.

Der letzte, offiziell von der DDR - Führung gelobpriesene Internationale Frauentag war der 8. März 1989. Zirka ein halbes Jahr später hauchte das Experiment Sozialismus made in GDR sein Leben aus und wurde von den Kohl´schen Okkupationstruppen unter gütiger Zuhilfenahme der Wendehälse und viertklassiger Beamter mit " Buschzulage " auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen.

Es war sicherlich nicht alles schlecht in der DDR, aber wohl nicht zukunftstauglich. Frauenrechte in der Jetztform gab es somit auch nicht. Schon allein deshalb konnte dieser andere deutsche Staat nicht überleben.

Immerhin durften wir viele Jahrzehnte miterleben, wie die Hälfte der Bevölkerung in beiden Staaten ständig in die Nischen von Gesellschaft, Staat und Beruf gedrängt wurde. Das sollte sich nicht wiederholen. Aber verbesserungswürdig sind die aktuellen Zustände alle Male.


Q 65  -  I Was Young  -  Revival  -  1969:




          


      


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