Neues von der deutschen Leid(t)kultur
Der vergangene Samstag, der 18. März 2023, hielt für den eh schon gelangweilten TV - Glotzer ein besonderes, vor - österlichen Präsent bereit: Über sage und schreibe 180 Minuten ( so lange dauert kein Fußballspiel nebst Verlängerung und Elfmeterschießen ) durfte sich ein vor sich hin singsprechender Herr im Anzug dem darbenden Publikum zeigen, dessen Stern noch einmal nach der deutschen Wiedervereinigung aufging: Ronald Keiler alias Roland Kaiser, geboren vor knapp 71 Jahren in Berlin ( West ).
Anlass jener cineastischen und akustischen Vergewaltigungsorgie war ein angebliches Jubiläum, dass wohl nur jene Hard - Core - Anhänger des inzwischen feist auf der Bühne vor sich hin nölenden Schlagersängers kennen müssen: 20 Jahre " Kaisermania ". Eine eher nette Bezeichnung, eine nahezu liebliche Umschreibung eines von den Medien mit ihnen und über sie inszenierten Brimboriums rund um regelmäßige Auftritte des abgetakelten Schlager - Onkels an den Elbwiesen in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.
Nun, den Programmgestaltern des " Ersten ", dem behäbig auf dem unendlich weiten Ozean des Unterhaltungsflachsinns dahin driftenden Dickschiff, hat jene längst landläufige Erkenntnis, nicht davon abgehalten, dem Schlager - Opa drei Stunden der kostbaren und teuren Sendezeit eines Samstagabends zu schenken. Ein nostalgischer MDR - Aufguss, ein Abklatsch längst vergangener Zeiten, die - dem Himmel sei dank - so nicht mehr wieder kommen werden. Doch der MDR ist nicht nur dafür bekannt, sondern berüchtigt, dass er überwiegend in der Ursuppe des Gewesenen herum rührt, ließ sich nicht beirren und rückte die Rentner - Show aus Dresden den übrigen Schlager - Banausen aufs Auge.
Dafür gab es ordentlich auf die Selbigen:
Grauenhaft, was dem Zwangsgebührenzahler hier zugemutet wird. Dass Schlager eine Ableitung von " Schlage " sein muss, ist nicht nur Wortklauberei, sondern zeigte sich an jenem Samstagabend als vollkommend zutreffend - " sein Zeit tot schlagen ", eben!
Dann las ich vor einigen Tagen, dass eine andere Geistesgröße aus der deutschen Schlagerindustrie - Familie wegen einer bei Proben angebrochenen Rippe leider nicht wie geplant demnächst die Herzen und die Pulsfrequenzen jener Anhänger dieses Genres höher schlagen lassen könnte. Helene Fischer hat es getroffen. Die Blonde aus dem Osten Europas ist zurzeit nicht mehr einsatzfähig. Die Arme muss ihre Auftritte zunächst verschieben oder gar absagen.
Ist diese Horrornachricht nun eine solche, wie sie in den einschlägigen dargestellt und in die hierfür empfängliche Öffentlichkeit kolportiert wurde? Nein! Das die Helene nun nicht sangesfähig ist, sollte jene Musikfreunde erfreuen, die von ihren Gesang nicht angetan sind. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich zu viel zugemutet hat? Der Schlager - Gott hat ihr einen Rüffel erteilt und mahnend den Stinkefinger gezeigt. " Frau Fischer, ich verwarne Ihnen! " Daraufhin antwortete die so Geschundene: " Herr Schlager - Gott, ich danke Sie! "
Und dann gibt es auch noch Neuigkeiten vom Meister des deutschsprachigen Sprechgesangs mit Nödel - Dödel - Sequenzen, Herrn Herbert Grönemeyer. Der hat es doch tatsächlich geschafft, ein neues Album einzuspielen.
Der " SPIEGEL " als Teil der von der rechtsgewirkten " Opposition " zum Leitmedium der " Systemlinge " gebrandmarkt nahm dieses Ereignis zum Anlass, um über das Machwerk des Sprechsängers herzuziehen. " Wie das Land, so der Herbert ", lautet die Artikelüberschrift. Tja, was hat, nein, was kann uns ein demnächst 67 Jahre alt werdender Künstler zum Realzustand dieses, unseres, durch das Treiben vieler Schwachmaten während der " Corona " - Zeit großartig sagen?
Diese Frage lässt sich anhand der bislang veröffentlichten Titel aus dem Album des älteren Herrn nicht so ganz beantworten. Ja, " Was ist los " ( so nennt er diese Zusammenstellung von 13 Liedern ), von denen er vorab den Titel " Deine Hände " in der aus der Mottenkiste des Rentnerkanals ZDF reanimierten Klamauksendung des Selbstdarsteller Gottschalk, nämlich in " Wetten, dass... " zum Abgewöhnen kredenzte.
Ehrlich gesagt, was will dieser Jammerlappen uns, den Hinterbliebenen aus den angeblich besseren Zeiten ab den 1980ern an schlauen Ratschlägen für die auf Anhäufung von Katastrophen sich bewegende Erde abgeben?
Grönemeyer zählt wie Gottschalk, Jauch, Becker und Konsorten zweifelsohne zu den Untoten der alten Republik. Allerdings nicht mehr zur Leid(t)kultur dieses Landes.
PYRAMIDAL - Plastikleuten Pt. I. & II. - Down In Space - 2011:
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