Roger Waters: " Pigs On The Wing "?
Ein " SPIEGEL " - Gespräch ist heutzutage das Normalste, was sich in dem zumeist auf verkaufsfähigen Krawalligem orientierten, journalistischen Mikrokosmos, abspielen darf. Dem Grundsatz gehorchend: " Wir fragen - Sie antworten ", hat es derer bereits in fünfstelliger Größenordnung gegeben. Einige davon habe ich noch auf meinem Schirm. Dazu zählen auch solche mit dem sowjetischen KPdSU - Vorsitzenden und Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjet Leonid Breschnew, einem späteren Nachfolger mit Namen Michail Gorbatschow oder einstige USA - Präsidenten, BRD - Kanzler und andere führende Politiker gehören auch dazu.
Bei vielen von den Medien selbst ernannten und von diesen hoch stilisierten Prominenten habe ich allerdings da meine Schwierigikeiten. Gut, ja, gut, ich sach, ma, das könnte daran liegend, dass es deren nicht nur zu viele gibt, sondern eher daran, dass sie nichts Substantielles zu sagen haben. Gelaber des Gelabers willen? Mag sein. Wohl aber nicht auf dem Niveau der Tausenden von Quasselrunden, die nicht nur von den Öffentlich - Rechtlichen aus dem Boden der Beliebigkeiten heraus gestampft wurden und in denen sich seit mehr als 50 Jahren viel geistiger Sondermüll über des Glotzers sukzessive ergrauendes Haupt ergoss.
Das " SPIEGEL " - Gespräch ist indes zu einem festen Bestandteil der medialen Vielfalt geworden; wenngleich seit Jahren der Anteil der darin enthaltenen austauschbaren Mainstream - Meinungen über wiegt. Das mag darin liegen, dass der Zeitgeist den Dissens innerhalb des Meinungsspektrums nicht mehr so sehr schätzt.
Als ich vorgestern die aktuelle " SPIEGEL " - Ausgabe aus dem Briefkasten entnahm, später dann die beiden Seiten Inhaltsangabe überflog, wurde ich stutzig. Ein " SPIEGEL " - Gespräch mit einem Herrn namens Roger Waters war darin aufgeführt.
Roger Waters? Ein in den Nullerjahren Geborener könnte glatt weg nachfragen: " Roger, who? "
Für mich als aus einem anderen Jahrhundert kommender, der weder der 68er - Generation zuzuordnen wäre, noch der der in jener Dekade auf die Welt Gekommenen, sagte mir der Name des Engländers Roger Waters sehr wohl etwas.
Der Musiker ist Mitbegründer der Band " Pink Floyd ", die vornehmlich ab den 1960er bis etwa zum Ende der 1990er Jahre ihre Blütezeit hatte. Roger Waters stiege jedoch bereits mit der Fertigstellung und Veröffentlichung des Albums " The Final Cut " aus.
Er betrieb ab den frühen 1980ern eigene Musikprojekte, darunter auch die Aufführung des Konzeptalbums " The Wall ", das er zusammen mit weiteren bekannten Künstlern 1990 an der Berliner Mauer aufführen ließ.
Während seine " Pink Floyd " - Mitstreiter Nick Mason, Richard Wright und David Gilmore im Verbund mit weiteren Musikern die Truppe am Leben erhielten und hierin politisch eher unverbindlich blieben, trieb es Waters eher in die, bereits in vielen seiner geschriebenen Lieder enthaltene gesellschaftskritische Grundhaltung, die er auch weiterhin in die Öffentlichkeit einbrachte.
Hierzu zählt auch eine sehr distanzierte Haltung gegenüber dem Staat Israel, seiner aktuellen sowie einstigen Politik in Bezug auf die arabischen Nachbarstaaten und den sich daraus entwickelten herrschenden Einheitsmeinung zugunsten Israels.
https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Waters
Als der Musiker und mehr nun im Rahmen eines " SPIEGEL " - Gesprächs auf den Israeli Meron Mendel traf, flogen dort doch tatsächlich die Fetzen.
Ob dieser Dissens nun künstlich herbei geführt wurde oder bereits durch Waters bekannt gewordenen Aussagen zu Themen, wie den " Ukraine - Krieg " oder auch der zum Teil undifferenzierten Kritik an der israelischen Innen - und Außenpolitik geschürt worden ist, mag dahin gestellt bleiben.
Waters Aussagen werden eher überbewertet. Das mag vielleicht mit der Dauerfehde zwischen ihm und dem Kollegen und " Pink Floyd " - Gitarristen David Gilmore liegen, der von den - nicht nur - englischen Medien ( vornehmlich der krawalligen Presse ) aufgebauscht wurde.
Sollten die politischen Aussagen eines älteren Künstlers nun wahrhaftig so wichtig sein, dass er sie in ähnlicher Form in einem bewusst auf einen verbalen Konflikt hinaus laufenden, vom " SPIEGEL " wohl auch deshalb initiierten Treffens mit dem israelischen Leiter der " Anne Frank Bildungsstätte Meron Mendel ( https://de.wikipedia.org/wiki/Meron_Mendel ) ständig wiederholen darf?
Es kommt darauf an!
Viele Sequenzen in dem abgedruckten Gespräch mit den beiden Geladenen, zählen eher zu einem gepflegten Meinungsaustausch. Nur dann, wenn Waters persönlich kritisiert wird, kommt er verbal in Wallung. Interessant war jenes Gesprächs im " SPIEGEL ", Ausgabe 12 / 2023, ab Seite 122 schon. Auch wenn dort weder erkennbar anti .semitische Begriffe, noch abgedroschene Floskeln über Israel zu lesen sind.
Viel Lärm, eher wenig Substanz?
Wohl nicht so ganz. Aber anhand des gesamten medialen Boheis, welches rund um die - teilweise oberflächlichen - Aussagen des Herrn Waters müsste ein Außenstehender zunächst den Eindruck gewinnen, dass der 79jährige sich abseitig jeglicher Pfade des guten Geschmacks und des vorgegebenen Meinungsspektrums begeben haben könnte. Hat er aber nicht. Leider wird - dieses nicht nur in unserem Deutschland - reflexartig das Schubladendenken angesetzt, wenn eine abweichende - nicht einmal völlig abwegige - Meinung zu politischen Themen geäußert wird. Was sich nun an den Veranstaltungsabsagen zu dem geplanten Waters - Auftritt in Frankfurt am Main zeigt.
Warum darf ein aufgeblasenes rosarotes Schwein mit einem sichtbaren Davidstern nicht über eine Bühne schweben, auf der sich Waters nebst engagierter Großkapelle befinden? Wie heißt es gerade noch in Artikel 5 unseres noch geltenden Grundgesetzes? " ...... Eine Zensur findet nicht statt "!
Ja, eben!
PINK FLOYD - Pigs On The Wing - Animals - 1977:
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