Stockholm Blues
Wie die Zeit verfliegt? Ja, die Hälfte des Februars ist längst herum. Und während wir heute am späteren Vormittag unseren Brunch einnahmen, erinnerte sich meine bessere Hälfte an jene Jahre, in denen sie auf eine ihrer vielen Dienstreisen als Mitarbeiterin des der Europäischen Union angegliederten Netzwerk mit dem wunderbaren Namen " Enterprise Europe Network ( EEN ).
Dessen Aufgaben lassen sich in etwa so skizzieren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Enterprise_Europe_Network
Für diesen Brüsseler - Ableger hatte sich meine bessere Hälfte mehr als ein Vierteljahrhundert krumm gelegt. Zunächst und zwar einige Jahre nach der so genannte Wende bei der " Technologieagentur Chemnitz ( TAC ) und später, nachdem diese wegen der erwiesen Unfähigkeit des letzten Geschäftsführers Dr. B., an der Technischen Universität Chemnitz. Hier war der nur noch auf zwei Personen geschrumpfte EU - Ableger der dortigen Verwaltung angegliedert.
Da wir uns bereits vor ihrem letzten Wechsel nahezu regelmäßig in vielen aufkommenden Fragen und Problemen austauschen konnten, da ich auch von wirtschaftlichen Bereichen zumindest noch fundierte Kenntnisse besitze, war ich beinahe immer auf den neusten Stand der in ihrem Job anfallen Aufgaben.
Als zur Jahrestagung des " EEN " vom 06. 10. bis 08. 10. 2009 durch die schwedische Stadt Stockholm geladen wurde, war meine bessere Hälfte zunächst durchaus angetan. Skandinavien kannte sie bislang nur über die " EEN " - Tagung in Helsinki. Und an diesen Aufenthalt mochte sie sich noch gern zurück erinnern, denn die Organisation und die Bewirtung waren nahezu vorbildlich.
So buchte sie denn frohen Mutes bereits einige Monate vor dem Tagungstermin einen Flug und ein Hotelzimmer. Hierbei musste sie noch nicht auf die nahezu peinlichen Vorschriften der Reisekostenabrechnungsmodalitäten achten. Deshalb konnte sie durchaus ein Hotelzimmer buchen, dass preislich in der mittleren Kategorie lag. Allerdings musste sie für den Flug und die Übernachtung zunächst in Vorlage treten. Der Betrag von mehr als 600 Euro erhöhte verschmälerte danach über einige Wochen den Dispositionsrahmen des Girokontos. Ein nicht gerade unproblematischer Zustand, zumal dieser mit jedem damals neu aufgenommenen Umschuldungskredit ohnehin niedriger wurde.
So stellte sich denn einst bereits die Frage, warum es kein gesondertes Betriebs -Spesenkonto gab, auf das bis zu einem bestimmten Höchstbetrag jeder Mitarbeiter Zugriff hatte? Der von Ökonomie ahnungslose Dr. B. als Geschäftsführer der " Technologie Agentur Chemnitz ", dem das weitere Büro des " EEN Sachsen " angegliedert war, interessierte dieser Zustand indes herzlich wenig. Er war nur auf das eigene finanzielle Wohlergehen erpicht. Der Herr Geschäftsführer nervte und quälte die einst sieben Technologieberater mit einem montäglichen Meeting, einem er reihum abfragte, welche aktuellen, alsdann umsatzträchtigen Kunden diese betreuen. Hierdurch gelangte der fragende " Chef " an Informationen, anhand derer er seine möglichen - von der Sache her, vollkommen unberechtigten - Boni ermitteln konnte.
Dafür, dass Dr. B. von Technologie und insbesondere Ökonomie null Ahnung hatte, denn er war " nur " ein studierter Chemiker, fiel er die vor ihm liegende Karriereleiter häufiger nach oben. B. hatte unter anderem in dem Nachbarland, der Schweiz, für einen großen Chemiekonzern gearbeitet und kannte zumindest die Spitzwendigkeiten in dem Personalbereich. Ihm waren die US - amerikanischen Gepflogenheiten des " hire and fire " nicht nur bestens bekannt, sondern er führte auch die lediglich 12köpfige " TAC " so.
Ein Jahr vor der von B. mit initiierten Insolvenz der " TAC " - Gesellschaft mit beschränkter Haftung ( GmbH ), durfte meine bessere Hälfte jedoch noch zu der " EEN " - Jahrestagung nach Stockholm fliegen. Was ganz zum Missfallen der für die Buchhaltung zuständigen und ewig neidischen Mitarbeiterin erfolgte, die nicht nur neidisch auf jene Möglichkeit, immerhin drei Tage ein europäisches Land besuchen zu dürfen, sondern zudem der irrigen Auffassung war, dass sie sich in dem sehr überschaubaren Firmenkonstrukt unter ihres Gleichen befände. Sie hatte zu DDR - Zeiten eine Form des dort möglichen berufsbezogenen Fachstudiums der Datenverarbeitung absolviert und sich nach der so genannten Wende diesen Abschluss notariell, als mit einem Fachhochschuldiplom der BRD vergleichbar, anerkennen lassen. Die wilden " Wendejahre " machten dieses noch möglich.
So fühlte sie sich die gute Katrin D. denn als gleichwertige Mitarbeiterin innerhalb des dann nur noch 10köpfigen " TAC " - Ensembles. Nun musste sie also den Reisekostenantrag meiner besseren Hälfte qua ihrer Funktion in dem kleinen Betrieb genehmigen. Das gestaltete sich aus dem vor genannten Grund eher schwierig. Das Widerwärtige daran war aber auch, dass die " liebe Kollegin Katrin D. " meiner besseren Hälfte jenes Mal die Dienstreise innerhalb Europas missgönnte. Damit war auch klar, warum die den Reisekostenerstattungsantrag so lange hinaus zögerte. Das private Konto war in diesem Zeitraum natürlich belastet und es vielen ständig mehr als 14 % Sollzinsen bei der " Satansbraten Bank " an.
Das rechtswidrige Verfahren wiederholte sich Jahr für Jahr. Obwohl die EU in Brüssel bereits Abschlagszahlungen auf die zu erwartenden Reisekosten an die Firma " TAC " entrichtet hatte. Ein Unding, dass auf Geheiß des unfähigen Leiters der " TAC ", Dr. B., bis zu deren Insolvenz im Jahr 2010 fortgeschrieben wurde.
So war es denn auch 2009. Für das angesetzte " EEN " - Jahrestreffen in der schwedischen Großstadt Stockholm buchte meine bessere Hälfte bereits im Juli einen Flug sowie ein Hotelzimmer. Während der Flug von Dresden über Düsseldorf nach Stockholm noch relativ günstig war, stiegen die Hotelzimmerpreise aufgrund der lange vorher feststehenden Jahrestagung der EU enorm an. Das preiswerteste Einzelzimmer kostete mehr als 130 Euro pro Nacht. So buchte das Reisebüro dann beinahe 600 Euro von dem Konto meiner besseren Hälfte ab. Der Kontostand sackte danach sofort in den Keller. Mit der abgebuchten Vorauszahlung mussten wir dann mehr als 3 Monate herumkrebsen.
Am 6. Oktober 2010 war es dann soweit. Um 6.00 Uhr fuhr ich meine bessere Hälfte zum Dresdner Flughafen, vor dort aus sollte die Maschine ( einst mit German Wings ) gegen 7.00 Uhr abfliegen. Die Flugverbindungen liefen einwandfrei. So landete meine bessere Hälfte dann gegen 12.00 Uhr auf dem Stockholmer Flughafen. Gegen 13.00 Uhr sollte dann der erste Tagungstag starten.
Tja, bereits bei dem dargereichten Begrüßungssnack kam die böse Überraschung. Es gab winzige Häppchen und dazu ein Kaltgetränk, dass mit einem Talon entgegengenommen werden konnte. Meine bessere Hälfte schilderte mir später, dass sich die mehr als 2.000 Teilnehmer daran eher hungrig gegessene hatten. Doch es kam danach noch schlimmer. Das als " Gala - Dinner " hoch stilisierte Abendessen bestand lediglich aus furz trocknen Lachsstückchen, knochenharten Weißbrot - Scheibchen und ungewürzten Kopfsalatblättern. dazu wurden zwei Talons für sage und schreibe zwei Glas Rot - oder Weißwein oder Mineralwasser ausgegeben.
Das Essen war eine Zumutung. Wie bereits in meinem damaligen Post beschrieben, wanderten Scharen an hungrigen Teilnehmern zu der " McDonald " - Filiale, wo es zu Mondpreisen unter anderem auch einen doppelten - Hamburger gab.
Am folgenden Tag wiederholte sich das Prozedere. Trockner Lachs, betonhartes Weißbrot und welkige, nach nichts schmeckende Salatblätter. Zur Krönung des Fraßes dudelte der " ABBA " - Pop in Endlosschleife. Eine Frechheit, eine Zumutung war die kulinarische Seite der schwedischen Veranstaltung. Deren Initiatoren sich dank der üppigen EU - Gelder dafür so richtig gesund stoßen konnten.
Meine bessere Hälfte war nach der Rückkehr aus der schwedischen Stadt vom Lachs nebst Salat und Weißbrot restlos bedient. Wir kochten und aßen in der Folgezeit vermehrt wohl schmeckenden Eintopf. Und nach Schweden oder Stockholm wollte sie in absehbarer Zeit auch nicht, denn sie bekam von den dreitägigen Aufenthalt den Blues - den Stockholm Blues!
https://lobster53.blogspot.com/2019/12/hungrig-durch-stockholm.html
TONY JOE WHITE - Stockholm Blues - 1970:
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