18 und ein wenig leise?
Am 3. Dezember 2024 ist unsere älteste Enkeltochter volljährig geworden. Ein anderer Lebensabschnitt beginnt. Ab nun darf sie für sich allein entscheiden. Die Eltern sind juristisch betrachtet nicht mehr befugt über ihr Leben mitzubestimmen. Da sie im nächsten Jahr das Abitur ablegen möchte, ändert sich ansonsten nicht viel. Sie wohnt und lebt weiterhin im elterlichen Haus, wo auch weiterhin für sie gesorgt wird.
Nach der Gratulation setzten wir uns zu Kaffee und Kuchen an den Tisch, plauderten ein wenig über unsere 18. Geburtstage und stellten dabei fest, dass damals so einiges anders war.
Meine bessere Hälfte zog nach dem Abitur zum Studium nach Leipzig um und verließ das elterliche Haus für mehr als 30 Jahre.
Ich quälte mich im dritten und letzten Ausbildungsjahr herum und legte knapp ein dreiviertel Jahr später die Einzelhandelskaufmanngehilfenprüfung ab. Ich lebte auch weiterhin in einem knapp 14 m² großen Zimmer in der ersten Etage des Elternhauses. Für mich änderte sich deswegen gar nichts, denn der 18. Geburtstag besagte vormals rechtlich nicht viel. Die Volljährigkeit trat einst erst mit dem vollendeten 21. Lebensjahr ein.
Dieses ist nun mehr als ein halbes Jahrhundert lang her.
Und deshalb erinnere ich mich nur sehr ungern an das Jahr 1971. Damals wurde ich 18, aber nicht volljährig. Zur Bundeswehr kam ich mit 18, obwohl ich längst noch nicht volljährig war. Auch mit den Gratulationen hielt es sich in engen Grenzen. Geschenke gab es keine.
Ja, das war damals so!
So war dieser Geburtstag einer von vielen davor und vor allem danach.
Nicht so bei unserer Enkeltochter.
Sie durfte sich über Ohrringe aus Gold mit Brillanten aus ihrem Geburtsland Irland und einen ordentlich Zuschuss für die anvisierte Fahrerlaubnis erfreuen. Auch das heimische Ambiente zeigte sich feierlich. Luftballons, bunte Girlanden und ein gedeckter Kaffeetisch waren zu sehen.
Doch: An Feiern war der jungen Dame nicht zumute. Eine Party ist nicht geplant. Keine Freunde und / oder Schulfreundinnen dürfen mitfeiern, denn es existieren keine.
Weil ich mich dann doch an das Jahr 1971 erinnerte, konnte ich das leise Verhalten der Enkeltochter durchaus verstehen. Manchmal ist eben weniger, sehr viel mehr.
Während ich mich kurz an jenen Tag im Juli erinnerte, bewegten sich die beiden aufblasbaren Zahlen über meinen Kopf hin und her, wodurch die Acht sich vor die Eins setzte. 81 war dann zu erkennen. Das ist noch beinahe 10 Jahre lang hin. Wer weiß schon, was da noch alles passieren kann?
MOUTAIN - Silver Paper - Live - 1971:
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