Das letzte Gefecht
Nun ist es endlich soweit. Der Heilig Abend ist angebrochen. Aus dem Wust der, auch an diesem Tag, eher negativen Meldungen, bleibt mir ein Bericht über die mehr als 600.000 Alkoholkranken, in diesem, unserem, kriselnden Lande, in Erinnerung. Es wurde darin auch über professionelle, also staatliche Hilfsangebot gesprochen. Was bei mir einmal mehr zu der Erkenntnis führte, dass es schon absurd ist, wenn ein Gemeinwesen die Trunksucht nicht durch hohe Steuern oder Verbote bekämpft, sondern lieber jene Milliarden, die der Fiskus zuvor von den Säufern eingesammelt hat wieder durch Hilfsangebote ausgibt.
Wie dem auch immer sei, die Meldung zu der stetig steigenden Zahl von Alkoholkranken lässt mich nicht aus der Fassung bringen; schon gar nicht an einem Heilig Abend. An jenen Tag vor Weihnachten, der zu diesem christlichen Fest schon immer dazu gehört hat.
An diesem Morgen des 24. Dezember hatte ich noch einen Kureinkauf auf der Agenda stehen. Es fehlte neben dem längst zum Lieblingsgetränk gewordenen Mineralwasser und den Katzenleckerlis noch eine Kleinigkeit für die beiden Nachbarskinder, deren Eltern uns ein Tütchen mit selbst gebackenen Plätzchen vor die Tür gestellt hatten. Also fuhr ich gegen 7.30 Uhr zum " PENNY " - Markt.
Vor 10 Jahren, als wir in Dresden wohnten, war der Weihnachtseinkauf beim " Kaufland " an der Kesselsdorfer Straße im benachbarten Stadtteil Löbtau eine logistische und nervliche Herausforderung. Bereits ab 7.00 Uhr war der dortige Parkplatz gerammelt voll. Karre an Karre standen dort die Kunden, and en Kassen herrschte Ausnahmezustand. Das ist jetzt vorbei.
Der Zusatzeinkauf verlief an diesem Morgen des Heilig Abend 2024 erstaunlich ruhig. Keine Menschenmassen zwischen den Regalen. Nur eine Handvoll Kunden befanden sich in der Supermarktfiliale. Vielleicht haben die meisten Echinger ihre Einkäufe bereits vorher erledigt?
Dafür sprach, dass die Verkaufsständer mit den Weihnachtsartikeln beinahe leer gefegt waren. Nur wenige Schokoladen - Weihnachtsmänner blicken mich an. Die waren von " Milka " und schweineteuer. Der Rest der Auslagen bestand aus " Bio " - Keksen, einige Packungen Dominosteine und ebenfalls sehr teuren Pralinenpackungen.
Wer zu spät kommt...?
Ich nahm die " Bio " - Kekse aus dem Fach, dazu zwei Tafeln Preis reduzierter Schooled. Na, bitte, besser als nix.
Zwischendurch beobachtete ich die Mitarbeiterinnen beim Ware einsortieren. Nicht nur zu diesem Zeitpunkt bemerkte ich, dass sie von der Physiognomie betrachtet, irgendwie Ähnlichkeiten vorweisen. Spätestens beim Vorbeigehen vernahm ich eine Sprache, die mir nicht ganz unbekannt erschien, nämlich ungarisch. Aha, der " PENNY " in Eching ist jetzt noch weiter in der Hand der Ungarinnen? Die Filialleiter ist Ungarin, die stellvertretende auch. Nebenan kommt das Gros des Personals aus der Türkei. Die Filialleiterin auch. Also, beide Märkte sind fest in südosteuropäischer Hand. Warum auch nicht?
Vielleicht liegt es daran, dass der Einzelhandel kein Personal findet? Oder anders ausgedrückt: Die Deutschen sind sich zu fein dafür? Klar, die Arbeitszeiten sind nicht gerade attraktiv. Die Bezahlung ist nicht großartig. Aber das sind eher Spekulationen.
Beim Bezahlen an der Kasse stand ich einem jüngeren Mann gegenüber. Er war allerdings kein Ungar, sondern könnte seine Wurzeln irgendwo im arabischen Raum haben. Immerhin, der einzige Mann an diesem Morgen des Heilig Abend, der beim " PENNY " arbeitet. Ein Lichtblick, bei all die Ungarinnen dort.
Ich bezahlte meinen Einkauf und erwiderte die genuschelten Wünsche nach einem frohen Weihnachtsfest. Ob er diese begehen wird, würde ich eher bezweifeln. Die freie Zeit ab 12.00 Uhr bis zum Freitagmorgen ab 6.00 Uhr wurden ihm allerdings von den Christen aufoktroyiert. Eine wunderbare Einrichtung dieser auseinander driftenden Gesellschaft, um irgendwie Einigkeit zu symbolisieren.
Ich verstaute meinen Resteinkauf in den ID 3 und fuhr zufrieden von dannen. Der Parkplatz füllte sich zusehends. Der Einkaufsstress dürfte jetzt zunehmen. Damit habe nun nichts mehr zu tun. Mein letztes Gefecht verlief in geordneten Bahnen. Keine unschlüssigen Uralten, die die Zugänge der Regalreihen tollpatschig herum stehend, ständig blockieren. Während der Rückfahrt nölte Chris Rea seinen Weihnachtsklassiker " Driving Home For Chrismas ". Schnee liegt immer noch nicht, Frost ist ebenfalls nicht angesagt, dafür regnet es wenigstens nicht!
Frohe Weihnachten - 2024!
JETHRO TULL - Another Christmas Song - Christmas Album - 2003:
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