Massenware - Bückware - Quengelware



Vor mehr als vier Jahrzehnten zählte zu den so genannten Pflichtscheinen, die ich während des BWL - Studiums an der Fachhochschule in Wilhelmshaven erwerben musste ein Leistungsnachweis im Fach " Marketing ". Der einstige Dozent mit dem Namen K. bot jene Veranstaltung im Grundstudium an. Innerhalb der zweistündigen Vorlesung wollte er den Studenten einen kleinen Einblick in die Wunderwelt der werbenden Verkaufstechniken vermitteln. Dieser - nicht uninteressante Bereich - der wirtschaftlichen Tätigkeit umfasst allerlei verkaufspsychologischen Krimskrams, der - es war nicht anders zu erwarten - zumeist seinen Ursprung in den USA hat.

So lehrte uns K. unter anderem denn auch, wie Waren in den Verkaufsbereich so zu platzieren sind, dass sie dem Kunden sofort auffallen. Zu jenen Verkaufsstrategien zählt natürlich auch, dass die heutzutage produzierte Massenware nicht als solche erkannt werden soll.
Wenn einem potentiellem Käufer erst suggeriert wird, dass er mit dem Kauf einer Ware eine gewisses Exklusivität erwirbt, ist er eher bereit, einen höheren Preis dafür zu zahlen.

Deshalb werden billigere Waren dann eben in die unteren Bereiche der Regale eingestellt. Will der Kunde es eher billiger, so muss er sich für den preisgünstigeren - oft keineswegs qualitativ schlechteren Artikel sich eben hinunter begeben. " Bückware " so werden diese Artikel bezeichnet, die überwiegend nahe des Fußbodens ein geschlichtete und platziert werden.

Hier hoffen die Anbieter, dass der Kunde sich vielleicht nicht dazu bequemt, einen möglichen Kauf in den Bodenregionen vorzunehmen.
Zudem - so die Verkaufsstrategie der Händler und Anbieter - gilt " Bückware " als Billigheimer und die ist allenfalls bei den Geiz - ist - geil - Fetischisten beliebt. Wer jedoch mit bransen möchte, der wirft " Markenware " in den Blechesel, damit jeder andere Supermarktbesucher sieht, dass man sich etwas leisten kann.

Die perfideste Kundenmanipulation dürfte jedoch die Kategorie der so genannten " Quengelware " darstellen. Es ist süßen Gelupsch und unnützer Mumpitz, der im Bereich der Kassenzone in eigens dafür hergestellten Regalen ausliegt. Der völlig überteuerte Mist dient einzig und allein dem Zweck, dass die bereits von quengelnden Kinder genervten Elternteile sich kurz vor dem Abkassieren noch dazu entschließen, der lieben Ruhe willen, dann doch noch ein Griff in diese Kleinregale zu tätigen.

Bereits vor mehr als einem Vierteljahrhundert hatten Verbraucherverbände der Politik angeraten, diese Art von Warenauslage in den Kassenzonen zu verbannen
( http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13687569.html ). Doch geschehen ist seit dem nichts. Im Gegenteil: Bedingt durch eine inflationäre Zunahme von Marktfilialen, haben die beherrschenden Supermarktketten diese manipulative Verkaufsstrategie sogar noch intensiviert.


Nun versucht die Große Koalition einen weiteren Vorstoß, um diese Verkaufsweise einzudämmen ( http://www.spiegel.de/plus/verzicht-auf-suessigkeiten-im-kassenbereich-fuehrt-zu-gesuenderem-verhalten-a-00000000-0002-0001-0000-000162036142 ). Doch der Handel wir dank seiner exzellenten Lobbyarbeit dieses Vorhaben zu verhindern wissen.

Warum werden in den vielen BWL - Studiengängen immer noch unkritische Inhalte über Verkaufsstrategien vermittelt? Natürlich nur deshalb, um den Nachwuchs darauf einzuschwören dass hier vieles, wenn nicht gar alles erlaubt ist, was den Umsatz steigert?

Natürlich auch das Anbieten von " Quengelware ".




Frank Zappa - " Watermelon In Easter Hay " - " Joe´s Garage " - 1979:







Kommentare

Octapolis hat gesagt…
#dortmundbezwinger ;o)
Lobster53 hat gesagt…

Leider fielen mir nach der regulären Spielzeit beinahe die Augen zu. Mit dem mulmigen Gefühl und bleiernden Armen und Beinen ( Schnee räumen ) bin ich dann in die Heia gegangen. Das sollte sich als Fehler herausstellen. Der dramatischere Teil des Abends kam deshalb erst heute Morgen aus der " Sky " - Konserve. Sachen gibt´s!

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