Walpurgisnacht in zwei Teilen

Fast 30 Jahre nach dem Ende der deutsch - deutschen Befindlichkeiten zeigte der Rentner - Kanal, das Zweite Deutsche Fernsehen also, gestern Abend den ersten von zweit Teilen eines Kriminalfilms, der den nahezu mystischen Titel " Walpurgisnacht " trägt.

Walpurgisnacht in zwei Teilen versucht die Situation an der innerdeutschen Grenze knapp ein Jahr vor der so genannten Wende zu skizzieren, die sich besonders durch ein Gewaltverbrechen, nämlich einen Mord, ausgerechnet an einer Westdeutschen aus Schierke als besonders pikant erweist. Sollen auf dem de facto Territorium eines fremden Staates, der de jure von der damaligen BRD nicht anerkannt worden war, nun die DDR - Polizeibehörden oder die westdeutsche Polizei ermitteln?

Die darin liegende politische Brisanz wird von den Krimimachern zwar nicht in nachvollziehbarer Weise ignoriert, dennoch kommt dieser Aspekte viel zu kurz. So, wie andere Dinge auch. Eher plattitüdenhaft werden deutsch - deutsche Unterschiede hervor gehoben, die es allerdings in der gezeigten Form nicht gab, weil die Handlungen und Dialoge aus der Resthirnmasse eines westdeutschen Autorenpaars ( Christoph Silber und Thorsten Wettcke ) stammen, die sich auf dem Gebiet der öden Drehbuchschreiberei rund um Mord. Über - Ermittler und halbe Supermänner im Polizeidienst einen Namen gemacht haben.

Nun sollte es also ein Serienmörder aus der einst bösen DDR, der Zone oder SBZ sein, der die ZDFler mit der ehernen Grundüberzeugung, dass der kapitalistische Teil Deutschlands auf allen Gebieten die Nase vorn hatte, in die Untiefen der DDR - Vergangenheit herum graben lässt.

Die wird von " rüber gemacht " phrasiert. Diesen und auch andere Begriffe hat der gemeine " Zoni " selbst kurz vor dem Zusammenbruch des sozialistischen Vaterlandes nie benutzt. Und auch der Klassenunterschied in Bezug auf die Technik der ermittelnden Behörden war den Praddeln aus der Zunft der finanziell erfolgreichen Krimi - Drehbuchautoren alle Male zeige - und erwähnenswert. West - Bulle hantiert als LKA - Dame mit einem " Philips " - Diktaphon herum; Ost - Vopo hackt indes auf einer alten, manuellen Schreibmaschine sein Berichte ein.  

Na, das kann ja nicht gut gehen. Und auch die nahezu lächerlich bieder wirkenden DDR - Uniformen geben dem Gesamtbild noch den gewissen Touch der westdeutschen Überlegenheit. Hinzu kommt, dass der Verdächtige, zudem mit der zuerst dahin gerafften Westfrau liiert ( das Balaton - Märchen mit der DDR - Nachwuchsruderin und den Hamburger Abiturienten lässt grüßen ), auch noch Sohn eines DDR - Provinz - Parteibonzen ( mutmaßlich und wie üblich wohl auch Mitglied des großen Mielke -  Klubs ) die ganze Sache nach besten Kräften sowie Wissen und kein Gewissen zu vertuschen versucht.

Die üblichen, klischeehaften Vorstellungen über das Leben in der DDR?

Dass in der Pampa des Harzes kaum ein DDRler, ohne großes Aufsehen zu erregen, sich mit einer Westfrau treffen  konnte, ist das märchenhafte an der Gruselgeschichte. Zudem wäre - spätestens dann wenn ruchbar geworden wäre, dass sich der Sohn eines SED - Parteisekretärs mit der Frau des Klassenfeindes abgibt - die Stasi mit ins Boot gekommen. Vor allem schon deshalb, weil die Tote aus der BRD stammt.

Auch dass sich in dem Kaff ein Serienmörder herum treibt, hätte die Mielke - Mannen sofort auf den Plan gerufen. Aber, hier streikt das Vorstellungsvermögen des West - Autorenduos. 

Auch 30 Jahre nach dem Untergang der DDR gibt es immer noch weiße Flecken zu der dortigen Geschichtsaufbereitung, die so manchem Westdeutschen in das Reich der Fantasie führen.     

https://www.giessener-allgemeine.de/ueberregional/entertainment/Entertainment-Walpurgisnacht-im-ZDF-Handlung-Drehort-Schauspieler-Fortsetzung-Mediathek;art1451,553930



" Grobschnitt " - " Das Reiselied " - 1973: