Mal wieder im " Kaufland " gewesen.



Nachdem es beim Einleben in das neue Domizil und die Umgebung so einige Problemchen und damit verbundene Kollateralschäden gab, ist mittlerweile eine gewisse Routine in den Tagesablauf als Rentner eingetreten. Sicherlich ist dieser nicht unbedingt eintönig, denn es gibt noch eine Vielzahl von Arbeiten, die im Haus sowie dem einst völlig verwilderten Garten zu erledigen sind. Gut Ding braucht jedoch auch Weile. So lassen wir uns nicht stressen und werkeln sacht vor uns hin.

Eine Hauptaufgabe lässt sich allerdings nicht beliebig vor sich herschieben: das Einkaufen. Ist der Kühlschrank, die Kühltruhe und die Küchenschublade leer, heißt dieses, dass Nachschub angekarrt werden muss. Andernfalls wäre demnächst Schmalhans Küchenmeister. Und jenes Phänomen dürfte dem Rentner nicht gerade gut bekommen.

Deswegen entschlossen wir uns, am heutigen Freitagmorgen dem " Kaufland " in Unterschleißheim einen Besuch abzustatten. Okay, bis zum Konsumtempel sind es mehr als 12 Kilometer. Und eigentlich sind mit dem " REWE ", dem " PENNY " und der " NORMA " - Filiale und dem etwas abseits gelegenen " Lidl " die Supermärkte mehr als gut vertreten. Doch die wesentlich größere Auswahl in der " Kaufland " - Halle kann dann und wann durchaus überzeugen.

Wir begaben uns gleich nach 8.30 Uhr auf den Weg und erreichten den Parkplatz so gegen 8.30 Uhr. Zunächst war erstaunlich, dass dieser beinahe leer war. Vielleicht 20 bis 30 Fahrzeuge befanden sich auf der großen Betonfläche. Auch beim Betreten des Geschäfts zeigte sich ein ähnliches Bild. Es waren mehr Mitarbeiterinnen als Kunden in der Riesenhalle zu sehen. So macht das Einkaufen Spaß?

Wir querten die Verkaufsflächen mindestens zwei Mal und benötigten bei der unübersichtlichen Folge der einförmigen Regale das doppelte an Zeit. Das letzte Mal waren wir im Mai in der Filiale gewesen. Eigentlich hätte sich nicht so viel verändern können. Und doch kam es uns eher befremdlich vor, dass nun plötzlich fast 100 Wurst - und Käsesorten zu finden waren; dass es eine Kette von Kühlregalen gibt, die voll mit weiteren, zu kühlenden Artikeln gestopft wurde und dass es einige Abteilung mit so genannten Non - Food - Produkten gibt.

So irrten wir manchmal ziellos durch die Regale, weil Artikel nicht in der Nähe unseres Standortes zu finden waren. Mag auch sein, dass ich inzwischen eine gewisse Aversion gegen jenen Markt hege, der den Kunden, den Konsumenten, mit seinem breit gefächerten Angebot förmlich zu erschlagen droht.

Mittlerweile war mehr als eine Stunde vergangen. Der Markt wurde ständig voller. Die Invasion der grau melierten, der langsam und behäbig ihren Einkaufswagen vor sich her Schiebenden hatte begonnen. Es wurden deren immer mehr. Ein Blick zum Eingangsbereich sagte mir, dass es höchste Zeit wird, die Kurve zu kratzen.

Dann passierte uns auch noch zwei Mal ein Malör. Wir hatten die Gemüsesorten nicht , wie hier erwartet wird, abgewogen. Ausgerechnet vor der Kasse bemerkte ich das Missgeschick. Also sprintete ich wie ein junger Gott im Rentenalter durch die Gänge, an den voll gepfropften Regalen entlang, bis zur Kundenwaage. Dort angekommen, stellte ich fest, dass die neuen elektronischen Wunderwerke eine verändertes Display aufwiesen. Sichtlich überrascht, versuchte ich meine Hilflosigkeit zu kaschieren. Trotzdem stand ich wie der Ochs vor dem berge und sah wohl auch so aus. Eine älterere Kunde half mir schließlich dabei, das Dialogfeld einzugeben und nach dem Weiterwischen, endlich die ausgewählte Gemüsesorte zu finden. " Wirsingkohl " für den demnächst auf den Tisch kommenden Borschtsch tippe ich an, dann endlich spukte der Drucker das Preisetikett aus.

Ich sprintete zum Kassenbereich zurück. Dort erhielt ich die nächste Hiobsbotschaft. Ein weiterer Artikel, nämlich die vier Äpfel waren nicht bepreist. Die Schlange an der Kasse wurde mittlerweile lang und länger. Ich nahm den Beutel mit den vier Äpfeln in die Hand, zwängte mich durch den Kassenbereich zu der weiteren " Not - Kundenwaage " und stand dort wieder wie der Ahnungslose auf Gleis 8. Die Kassierin erkannte dieses sofort, sprintete zu mir herüber, tippte blitzschnell die Äpfelsorte ein, zog das Etikett aus dem Druckschacht, pappte es auf die - eigentlich überflüssige - Plastetüte und übergab mir den Beutel. Ich bedankte mich artig. Dann konnte sie ihre Routinearbeit fortsetzen. Ich packte die Artikel wieder in den verchromten Lastenesel. 

Eine Kundin sah mich etwas mitleidsvoll an. Sie wartete bereits auf ihren Part, der da heißt: Die auf das Transportband gelegte Ware nach dem " Einscanvorgang " wieder in den Metall - Einkaufswagen legen, Plaste - Girokarte in den Schlitz drücken, Geheimzahl eingeben, Karte wieder entfernen, Bon entgegen nehmen, mit dem Wagen aus dem Kassenbereich fahren.

Irgendwie bemerkte ich beim Einpacken der Artikel, dass es für ein so langes Einkaufen eigentlich viel zu früh war. Aber: Wären wir später gefahren, hätte es genauso lange gedauert, weil der Schuppen dann rappelvoll wird. Mal ganz so nebenbei geschrieben:
" Muss man sich als Rentner diesen Stress eigentlich antun, wenn es vor der Haustür genauso gute Märkte gibt? "

Antwort: " Im Prinzip, Nein! Aber: Wir sind nun als Kunde und Mensch zum Leiden in unserer Überflussgesellschaft bestimmt und gewisse sado - masochistsiche Züge wohnen in jedem Kunden.



" The Move " - " Brontosaurus " - " Looking On " - 1970:


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