Die Eisverkäuferin von der Bernsteinstraße in Prerow
Der Ostseeurlaub ist bereits vor mehr als 6 Wochen zu Ende gegangen Leider!
Bei der Sichtung der vielen gespeicherten Bilder fiel mir auf, dass ich
eigentlich wenige Menschen, Touristen oder auch Einheimische auf den Fotos
gebannt habe. Das hatte Methode, denn nichts ist uninteressanter als
irgendwelche Visagen abfotografieren. Ich hasse deshalb auch die " Selfies
". Jene selbst darstellerischen Aufnahmen, mit denen andere Erdenbewohner
sich in Szene setzend, selbst beweisen möchten, was für tolle " Hechte
" sie sind.
Das andere Extrem sind die üblichen Feld - Wald - und Wiesenaufnahmen von irgendwelchen Bars, Hotels oder auf dem Deck 8 eines dieser schwimmenden Städte.
Nein, auch diese Art von Urlaubserinnerungen hasse ich. Sie sind allesamt austauschbar.
So bemühte ich mich, möglichst keine dieser typischen Urlaubsfotos mit in die Heimat zu bringen. Weil solche Erinnerungen eben austauschbar sind. Bei meinen Spaziergängen entlang der Strandseite in Prerow achtete ich darauf, nicht x - beliebige Fotos zu knipsen.
An einem jener sonnigen Junitage entschloss ich mich erneut, einen längeren Gang abseits der Dünen und der Strandseite zu starten. Mich interessierten immer noch jene DDR - Anlagen des einstigen Ferienlagers, die dort verrotten und um die sich anscheinend niemand kümmert. Deshalb machte ich mich in den späten Nachmittagsstunden auf den Weg. Rein vorsorglich nahm ich das Portemonnaie mit, denn vor dem Strandübergang, entlang des Bernsteinwegs steht eine Reihe von Verkaufsbuden. Darunter auch ein Softeisstand.
Wir hatten uns bereits einige Tage nach unserem Eintreffen in Prerow bei einem Spaziergang angesehen. Es sind zumeist Holzstände, in oder an denen Speisen und Getränke angeboten werden. Gleich die erste Bretterbude war seit längerer Zeit bereits verwaist. Auch der letzte Holzaufbau, in dem Fischgerichte auf der Speisekarten zu erkennen waren, hatte geschlossen. Aus einem Imbiss visavis waberten eklige Gerüche nach altem, ranzigen Fett herüber. Dennoch herrschte dort bereits ein reger Betrieb. Menschen kamen vom Strand, andere gingen über den Sandweg nach dorthin, weitere wiederum saßen vor den geöffneten Lokalen.
Der linksseitig von den Fress - und Nippesbuden liegende Campingplatz war noch nicht voll belegt. Die Hauptsaison von Mitte Juni bis Anfang September hatte noch nicht begonnen. Und dennoch herrschte bereits ein geschäftiges Treiben entlang des großflächigen Areals. Nutzfahrzeuge des Betreibers " Regenbogen Ferienanlage Prerow " fuhren hin und her und transportierten dabei allerlei Gerätschaften. Das war wohl auch notwendig, denn in den knapp 3 Monaten Saison muss das Heu ( Geld ) für das gesamte Jahr eingefahren werden; selbst dann, wenn hier auch ein erklecklicher Anteil an Dauercampern die Kohle bringt.
Ich ging gemächlichen Schrittes, das Handy in der rechten Hand, den Sandweg vom Aufgang oder besser: Strandzugang 32 in Richtung des Campingplatzes.Vorbei an den typischen, knorrigen und uralten Kieferngrüppchen, die längst durch einen an Holzpfählen gezogenen Draht abgetrennt worden sind. Mein Weg führte mich an den Toilettenanlgen vorbei, an deren Eingang eine so genannte " Klofrau " auf einem unbequemen Hocker thronte und hauptsächlich auf ihrem Handy daddelte. Dann kam ich an die Verkaufsbuden. Dort ging ich an den Softeisstand. Eher meine Neugier befriedigend, wollte ich mir mal das Preistableau ein wenig ansehen. Im Gedanken vertieft und meine Blicke leicht staunend auf die Preisangaben gerichtet, wurde ich bereits intensiv von einer jungen Aushilfsverkäuferin beobachtet.
Nun, ja, es waren Urlaubspreise, die da die Tafel zierten. Eine Softeiskreation für 6.90 €. ganz schön happig, dachte ich so bei mir, als eine sanfte Stimme mit einem freundlichen " Hallo! " mich aus dem (Alb)Traum entriss. Ich sah etwas verdattert nach links, von wo ich die Stimme orten konnte. Eine junge, brünette Dame mit glatten, schulterlangem Haar lächelte mich aus der Entfernung an.
Etwas überrascht antwortete ich mit einem kurzen und knappen " Hallo! ". Dann tat ich wieder ein wenig geschäftig und sah mir die Fantasiepreise auf dem Aushang nochmals an. Mein Blick schweifte wieder nach links, dorthin, wo die Schöne auf ihrem billigen Plastesessel saß und mich immer noch anlächelte. So geschmeichelt, gab ich ihr ein fatales Versprechen. " Ich komme nachher noch mal wieder! " mit, ehe ich mich weltmännisch und sportlich - elegant von ihr weg drehte, um meine Hinterstrandwanderung fortzuführen.
" Ist okay! ", gab mir noch mit auf den Weg. Da war ich schon mindestens 10 Schritte weiter weg.
Mein Weg führte mich in Richtung der Camping - Großanlage. Dorthin, wo der Versuch, eine gewisse Balance zwischen purer Natur und menschlichen Kommerz zu finden, vielleicht als gelungen zu bezeichnen ist. Ich machte eine Vielzahl von Bilder. Dabei überlegte ich, ob ich diese dann irgendwann, irgendwie für den Blog verwerten könnte. Die Zeit verflog. Ich sah auf mein Handy. Es waren bereits mehr als 1 Stunde vergangen. Ich machte mich auf den Heimweg.
Während ich noch eine Vielzahl an Gedanken verarbeitete, wie ich die massenhaft gespeicherten Fotos von dem Urlaub verarbeitet könnte, kam ich dem Softeisstand immer näher. Einige Dutzend Meter davor traf ich dann doch die Entscheidung, zwei Eisbecher und ein kaltes Radler mitzunehmen. Da ich - wie schon geschrieben - in weiser Voraussicht das Portemonnaie eingesteckt hatte, sah ich der drohenden Summe, die dann zu bezahlen war, mit äußerster Gelassenheit entgegen.
Mit eleganten Schritten, die längst angewachsene Plautze durch ein luftiges Shirt überdeckend, trat ich an den Stand heran. " So, ich bin wieder da! ", erklärte ich der jungen Eisverkäuferin. Sie sprang wie von der Tarantel gestochen sofort auf und strahlte mich an. " Was darf ich Ihnen bringen? "
" Ja, zwei Eisbecher zum Mitnehmen, bitte ! ".
Ich übertraf mich mit höflichen Floskeln.
Auch meine schwärmerisch bedienende junge Eisverkäuferin gab in dem eher nüchtern geführten Verkaufsgespräch ihr Bestes.
Sie wollte von mir die Eissorten wissen, ob ich die Becher in einer essbaren Waffelausführung, mit oder ohne Karamel und Sahne haben möchte.
Ich nahm alles. Sie strahlte mich immer noch an. Ein wirklich nette Eisverkäuferin.
Hinter mir hatte ein wesentlich jüngerer Papa nebst Sohn sich aufgebaut. Er schien ein wenig ungeduldig zu sein. Ich versuchte ihn zu beruhigen: "Es dauert ein wenig länger! ", sagte ich zu ihm. Er schaute mich eher wie ein Karpfen im Teich an. Stoisch ertrug er den offensichtlichen Flirt zwischen der jungen Eisverkäuferin und mir.
Dann, so nach zirka 5 Minuten, ging es ans Bezahlen. 16,90 €. Ein Preis, der mir vor 40 Jahren und mehr die noch nicht mit Fußpilz belasteten Nägel zum Hochklappen gebracht hätte . Ich gab der jungen, gut aussehenden Verkäuferin beinahe den gesamten Inhalt meiner Geldbörse. Dann bedankte ich mich artig bei ihr. Und sah ihr ein wenig tief in die Augen. Ein hübsche, junge Frau. Solche Damen haben es auch hier eher schwer. Vielleicht war sie vor einigen Tagen noch Abiturientin, vielleicht hat sie just ihre Ausbildung beendet und jobbt jetzt am Strand? Vielleicht ist sie ungelernt und hofft auf einen Märchenprinz? Vielleicht auch von allem nüscht?
Auf jeden Fall hätte die Schöne vom geschätzten Alter her, mindestens meine Tochter sein können - wenn nicht sogar eine Stufe weiter.
Nichts für ´nen älteren Mann mit Plautzenansatz, lichter werdenden Haarschopf und jenseits der Mitte 60. Vernunft regiert über Alles. Zumindest dort bei mir. Und mal ehrlich: Warum mit dem Feuer spielen, wo der grau - melierte Alte genau weiß, dass er sich seine faltigen Patschepfoten dabei verbrennen wird.
Ich spurtete schnurstracks in Richtung Strandübergang 32, dort hin, wo meine bessere Hälfte am FKK auf dem Campingstuhl saß und wartete. Ich brachte ihr, leicht keuchend, die Eiskreation. Wir mümmelten das äußerst köstliche Softeis weg. Lecker, wirklich lecker - aber eben auch teuer.
Die Eisverkäuferin war es indes alle Male wert. Ein schwärmerisches Bild aus alten Zeiten, so, ab Mitte der 70iger, wurde wieder wach. Und das war den Mondpreis in der Jetztzeit alle Male wert.
Das andere Extrem sind die üblichen Feld - Wald - und Wiesenaufnahmen von irgendwelchen Bars, Hotels oder auf dem Deck 8 eines dieser schwimmenden Städte.
Nein, auch diese Art von Urlaubserinnerungen hasse ich. Sie sind allesamt austauschbar.
So bemühte ich mich, möglichst keine dieser typischen Urlaubsfotos mit in die Heimat zu bringen. Weil solche Erinnerungen eben austauschbar sind. Bei meinen Spaziergängen entlang der Strandseite in Prerow achtete ich darauf, nicht x - beliebige Fotos zu knipsen.
An einem jener sonnigen Junitage entschloss ich mich erneut, einen längeren Gang abseits der Dünen und der Strandseite zu starten. Mich interessierten immer noch jene DDR - Anlagen des einstigen Ferienlagers, die dort verrotten und um die sich anscheinend niemand kümmert. Deshalb machte ich mich in den späten Nachmittagsstunden auf den Weg. Rein vorsorglich nahm ich das Portemonnaie mit, denn vor dem Strandübergang, entlang des Bernsteinwegs steht eine Reihe von Verkaufsbuden. Darunter auch ein Softeisstand.
Wir hatten uns bereits einige Tage nach unserem Eintreffen in Prerow bei einem Spaziergang angesehen. Es sind zumeist Holzstände, in oder an denen Speisen und Getränke angeboten werden. Gleich die erste Bretterbude war seit längerer Zeit bereits verwaist. Auch der letzte Holzaufbau, in dem Fischgerichte auf der Speisekarten zu erkennen waren, hatte geschlossen. Aus einem Imbiss visavis waberten eklige Gerüche nach altem, ranzigen Fett herüber. Dennoch herrschte dort bereits ein reger Betrieb. Menschen kamen vom Strand, andere gingen über den Sandweg nach dorthin, weitere wiederum saßen vor den geöffneten Lokalen.
Der linksseitig von den Fress - und Nippesbuden liegende Campingplatz war noch nicht voll belegt. Die Hauptsaison von Mitte Juni bis Anfang September hatte noch nicht begonnen. Und dennoch herrschte bereits ein geschäftiges Treiben entlang des großflächigen Areals. Nutzfahrzeuge des Betreibers " Regenbogen Ferienanlage Prerow " fuhren hin und her und transportierten dabei allerlei Gerätschaften. Das war wohl auch notwendig, denn in den knapp 3 Monaten Saison muss das Heu ( Geld ) für das gesamte Jahr eingefahren werden; selbst dann, wenn hier auch ein erklecklicher Anteil an Dauercampern die Kohle bringt.
Ich ging gemächlichen Schrittes, das Handy in der rechten Hand, den Sandweg vom Aufgang oder besser: Strandzugang 32 in Richtung des Campingplatzes.Vorbei an den typischen, knorrigen und uralten Kieferngrüppchen, die längst durch einen an Holzpfählen gezogenen Draht abgetrennt worden sind. Mein Weg führte mich an den Toilettenanlgen vorbei, an deren Eingang eine so genannte " Klofrau " auf einem unbequemen Hocker thronte und hauptsächlich auf ihrem Handy daddelte. Dann kam ich an die Verkaufsbuden. Dort ging ich an den Softeisstand. Eher meine Neugier befriedigend, wollte ich mir mal das Preistableau ein wenig ansehen. Im Gedanken vertieft und meine Blicke leicht staunend auf die Preisangaben gerichtet, wurde ich bereits intensiv von einer jungen Aushilfsverkäuferin beobachtet.
Nun, ja, es waren Urlaubspreise, die da die Tafel zierten. Eine Softeiskreation für 6.90 €. ganz schön happig, dachte ich so bei mir, als eine sanfte Stimme mit einem freundlichen " Hallo! " mich aus dem (Alb)Traum entriss. Ich sah etwas verdattert nach links, von wo ich die Stimme orten konnte. Eine junge, brünette Dame mit glatten, schulterlangem Haar lächelte mich aus der Entfernung an.
Etwas überrascht antwortete ich mit einem kurzen und knappen " Hallo! ". Dann tat ich wieder ein wenig geschäftig und sah mir die Fantasiepreise auf dem Aushang nochmals an. Mein Blick schweifte wieder nach links, dorthin, wo die Schöne auf ihrem billigen Plastesessel saß und mich immer noch anlächelte. So geschmeichelt, gab ich ihr ein fatales Versprechen. " Ich komme nachher noch mal wieder! " mit, ehe ich mich weltmännisch und sportlich - elegant von ihr weg drehte, um meine Hinterstrandwanderung fortzuführen.
" Ist okay! ", gab mir noch mit auf den Weg. Da war ich schon mindestens 10 Schritte weiter weg.
Mein Weg führte mich in Richtung der Camping - Großanlage. Dorthin, wo der Versuch, eine gewisse Balance zwischen purer Natur und menschlichen Kommerz zu finden, vielleicht als gelungen zu bezeichnen ist. Ich machte eine Vielzahl von Bilder. Dabei überlegte ich, ob ich diese dann irgendwann, irgendwie für den Blog verwerten könnte. Die Zeit verflog. Ich sah auf mein Handy. Es waren bereits mehr als 1 Stunde vergangen. Ich machte mich auf den Heimweg.
Während ich noch eine Vielzahl an Gedanken verarbeitete, wie ich die massenhaft gespeicherten Fotos von dem Urlaub verarbeitet könnte, kam ich dem Softeisstand immer näher. Einige Dutzend Meter davor traf ich dann doch die Entscheidung, zwei Eisbecher und ein kaltes Radler mitzunehmen. Da ich - wie schon geschrieben - in weiser Voraussicht das Portemonnaie eingesteckt hatte, sah ich der drohenden Summe, die dann zu bezahlen war, mit äußerster Gelassenheit entgegen.
Mit eleganten Schritten, die längst angewachsene Plautze durch ein luftiges Shirt überdeckend, trat ich an den Stand heran. " So, ich bin wieder da! ", erklärte ich der jungen Eisverkäuferin. Sie sprang wie von der Tarantel gestochen sofort auf und strahlte mich an. " Was darf ich Ihnen bringen? "
" Ja, zwei Eisbecher zum Mitnehmen, bitte ! ".
Ich übertraf mich mit höflichen Floskeln.
Auch meine schwärmerisch bedienende junge Eisverkäuferin gab in dem eher nüchtern geführten Verkaufsgespräch ihr Bestes.
Sie wollte von mir die Eissorten wissen, ob ich die Becher in einer essbaren Waffelausführung, mit oder ohne Karamel und Sahne haben möchte.
Ich nahm alles. Sie strahlte mich immer noch an. Ein wirklich nette Eisverkäuferin.
Hinter mir hatte ein wesentlich jüngerer Papa nebst Sohn sich aufgebaut. Er schien ein wenig ungeduldig zu sein. Ich versuchte ihn zu beruhigen: "Es dauert ein wenig länger! ", sagte ich zu ihm. Er schaute mich eher wie ein Karpfen im Teich an. Stoisch ertrug er den offensichtlichen Flirt zwischen der jungen Eisverkäuferin und mir.
Dann, so nach zirka 5 Minuten, ging es ans Bezahlen. 16,90 €. Ein Preis, der mir vor 40 Jahren und mehr die noch nicht mit Fußpilz belasteten Nägel zum Hochklappen gebracht hätte . Ich gab der jungen, gut aussehenden Verkäuferin beinahe den gesamten Inhalt meiner Geldbörse. Dann bedankte ich mich artig bei ihr. Und sah ihr ein wenig tief in die Augen. Ein hübsche, junge Frau. Solche Damen haben es auch hier eher schwer. Vielleicht war sie vor einigen Tagen noch Abiturientin, vielleicht hat sie just ihre Ausbildung beendet und jobbt jetzt am Strand? Vielleicht ist sie ungelernt und hofft auf einen Märchenprinz? Vielleicht auch von allem nüscht?
Auf jeden Fall hätte die Schöne vom geschätzten Alter her, mindestens meine Tochter sein können - wenn nicht sogar eine Stufe weiter.
Nichts für ´nen älteren Mann mit Plautzenansatz, lichter werdenden Haarschopf und jenseits der Mitte 60. Vernunft regiert über Alles. Zumindest dort bei mir. Und mal ehrlich: Warum mit dem Feuer spielen, wo der grau - melierte Alte genau weiß, dass er sich seine faltigen Patschepfoten dabei verbrennen wird.
Ich spurtete schnurstracks in Richtung Strandübergang 32, dort hin, wo meine bessere Hälfte am FKK auf dem Campingstuhl saß und wartete. Ich brachte ihr, leicht keuchend, die Eiskreation. Wir mümmelten das äußerst köstliche Softeis weg. Lecker, wirklich lecker - aber eben auch teuer.
Die Eisverkäuferin war es indes alle Male wert. Ein schwärmerisches Bild aus alten Zeiten, so, ab Mitte der 70iger, wurde wieder wach. Und das war den Mondpreis in der Jetztzeit alle Male wert.
Robert Plant, Alison Kraus - " Please Read The Letter, That I Wrote - " Raising Sand " - 2007:
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