" Grundgesetzwanderung " - Ein Projekt von Ralf Peters



Projekte in dieser, unserer, nicht immer sehr schönen Welt, gibt es wohl oder übel, deren viele. Der Mensch ist ein Projekt. Dessen gesamtes Leben aber auch. Wenn sich nun ein Mensch als Künstler versteht, könnte sein Leben tatsächlich zu einem einzigen Projekt werden.

Das Meiste bleibt dabei nicht von Dauer. Weniges hat eigentlich einen festen Bestand. Das eigene Lebensfundament wird veränderlich. Kunst ist ein unbestimmter Begriff. Ein Lebenskünstler sodann ein Mensch, der die Ereignisse so nimmt, dann vielleicht für sich verarbeitet, wie sei gerade kommen.

Zu jedem 8. Mai eines Jahres begeht das längst wiedervereinigte Deutschland den Tag der Verabschiedung seiner Verfassung, des Grundgesetzes ( GG  ). An jenem Tag des Jahres 1949 trat es in Kraft.

Seit dem ist viel - eher viel zu viel - an der ursprünglichen Fassung des GG herum gedoktort worden. Es wurde den jeweils politischen und zum Teil realen gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst. So wurden beispielsweise die so genannten Notstandsgesetze 1968 eingefügt ( https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Notstandsgesetze ). Sie sind nolens volens Teil des GG und können in Bedarfsfall just jene Grundrechte aushebeln, die in der Verfassung verankert wurden.

Dann wurde das Asylrecht eingeschränkt, eigentlich in seinem vormaligen Sinn abgeschafft.
Das war 1993. Auf dem Höhepunkt der Balkankrigee und der Flüchtlingskrise Nummer Eins in Deutschland ( https://de.wikipedia.org/wiki/Asylkompromiss ).

2002 ist durch Einfügen des Artikel 20a GG der Tierschutz zum Staatsziel und somit zum Grundrecht ernannt worden.

Insgesamt wurde 63 Mal an dem 70 Jahre alten GG herumgebastelt. Manche Änderungen erscheinen dem Außenstehenden sinnvoll, andere wiederum eher nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Grundgesetz_für_die_Bundesrepublik_Deutschland#Änderungsgesetze


Am 8. Mai 2017 startet der Kölner Ralf Peters seine " Grundgesetzwanderung ", die ihn bis zum 23. Mai 2019 von Aachen bis nach Görlitz wird seine Route über 63 Stationen laufen.

In seinem Blog hält er seine unzähligen Eindrücke fest und untermalt diese mittels Fotos.

https://grundgesetzwanderung.blogspot.com/2017/03/am-8-mai-2017-geht-es-los.html

Ein sehr interessantes Projekt. Eine Art Zeitzeuge, denn am 8. Mai 2019 wurde das GG eben 70 Jahre alt und damit endete beinahe auch die " Grundgesetzwanderung ".  Diese sah vor, dass der Initiator natürlich auch den Boden der Neuen Bundesländer, des Beitrittsgebiets oder exakter, der ehemaligen DDR betreten wird.

So stellt sich denn auch hierbei zwangsläufig die Frage, ob die Bürger, die Deutschen dort, irgendwie anders ticken. Nach 15 Jahren Aufenthalt in einer der attraktivsten Großstadt Deutschlands, in Dresden, würde ich   - trotz " Pegida " und alledem - behaupten: Nö, eher nicht.
Wenngleich das westdeutsche Verfassungskonstrukt, dass GG, den knapp 16,2 Millionen DDR - Bürgern einfach aufoktroyiert wurde, weil ihre gewählten Abgeordneten ( mehrheitlich Schwarze )
nahezu einstimmig einem Beitritt der noch existierenden DDR an das Nachbarland BRD zugestimmt hatten.

Das GG ist deshalb ein Westprodukt und konnte von den Beigetretenen nicht ergänzt, geändert oder neu gefasst werden.

Beim lesen einiger Blogeinträge dazu musste ich doch tatsächlich schmunzeln. Zwischen Verfassungsanspruch und Verfassungswirklichkeit liegen leider Lichtjahre. Die Gesellschaft von 1949 war eine völlig andere. Was sich aus dem postfaschistischen Torso der vier Besatzungszonen sukzessive entwickelte, war einerseits ein restaurativer Staat mit Namen BRD, der erst nach ´68 demokratische Züge annahm und anderseits ein diktatorisches Unterdrückungssystem, dass erst nach ´90 die Menschenrechte ( Grundrechte ) zur Kenntnis nahm.

Es wächst sehr, sehr langsam zusammen, was wohl zusammen gehört ( in Anlehnung an Willy Brandt´s Worte nach dem Mauerfall ).

Doch bei der Bewertung des Realzustandes im wieder vereinigten Deutschland, fällt mir eher der mahnende Hinweis aus Brecht´s Parabelstück " Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui " ein:





„So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert -
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!



Zitat aus dem Parabelstück »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« von Bertolt Brecht bei 
" wikitionary. org ".


Geschichte wiederholt sich wohl eher nicht?
Dafür steht das GG?
Trotz alledem?



Dropkick Murphys " - " Walk Away " - " Blackout " - 2003:





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