Sternfahrt zum Protest für den Protest wegen des Protests
Der wahre Feind des Bauern oder wie er heutzutage auch bezeichnet werden muss: des Landwirts, sind die vier Jahreszeiten. Gegen die kämpft er seit vielen Jahrhunderten wie einst Don Quichotte gegen die Windmühlen. Damals sehr oft vergebens. In der modernen Zeit eher mit Erfolg.
Dabei kommt ihm nämlich ein ausgeklügeltes EU - Subventionssystem zugute, dass dem Freischaffenden genügend Geld in die Kasse spült, damit er auch im nächsten Jahr auf dem Markt der industriellen Landwirtschaft existieren kann.
Marktwirtschaft ist und bleibt auch die Wirtschaft um den Markt, wenn davor das Wort frei oder eher unzutreffender: sozial stehen sollte. Es geht hier um einen Verdrängungswettbewerb, in denen die Großen die Kleinen fressen und die Schwachen aus dem Rennen um Moneten geworfen werden.
Die Landwirtschaft zählt seit Jahrzehnten auch dazu.
Um das ab den 1950er Jahren in Westdeutschland eintretende so genannte Höfesterben zu verlangsamen, griffen die Politiker in die Trickkiste und warfen in Gestalt des Bundeslandwirtschaftsministers den davon bedrohten Bauern viele Milliarden vor die Füße. Die Landwirtschaft galt damals als systemrelevant, so wie es heutzutage die Banken oder die Automobilindustrie ist.
Das hat sich mit der zunehmenden Globalisierung verändert. Die Bauern haben zwar immer noch in der CDU ihre Lobby, sie bekommen immer noch von der EU Milliarden Euro an Beihilfen, aber sie haben längst nicht mehr dieses politische Gewicht und jene gesellschaftliche Bedeutung, wie es noch vor 40, 50 oder 60 Jahren der Fall war.
Der angeblich freie Markt, der Weltmarkt, hat in der Agrarwirtschaft zu einem Strukturwandel geführt. Der Bauer von damals, er ist heutzutage ein reiner Unternehmer, der knallharte Kosten - Nutzen - Berechnungen betreibt. Dessen Betrieb durch die eingezogene Technisierung derart effizient durchgetaktet ist, dass für Sentimentalitäten, wie Umweltschutz, Maßnahmen gegen den Klimawandel oder gar Einhalten von Tierwohlstandards kaum Platz ist.
Zudem wird der heutige Landwirt von Industriezweigen, wie Schweinemast, Hühnerzucht oder Rinderhaltung in Großbetrieben bedrängt. Oft bleibt dem Bauern dann nur noch ein Nischendasein auf dem riesigen Lebensmittelmarkt.
Sie verkümmern zunehmend als Zulieferer der Industriebetriebe, deren konkatenierten Mist und die anfallende Gülle von ihnen zu verteilen sind. Die inzwischen gängigen Monokulturen auf den Feldern werden von der Lebensmittelindustrie abgekauft und verwertet. Die in Großbetrieben erzeugte Milch gelangt über Milchverbände in riesige Lebensmittelfabriken.
Die industrielle Landwirtschaft trägt damit auch einen Teil zu der Klimaveränderung bei. Die Umweltbelastungen in Form der Nitratverseuchung des Grundwassers ist ebenfalls nicht wegzudiskutieren. Diese Faktoren führen unter anderem auch dazu, dass der Landwirt von heute keine große gesellschaftliche Anerkennung erfährt.Er wird vielmehr von Kritikern - nicht völlig zu Unrecht - als Bestandteil des umweltschädigenden Systems ausgemacht und an den Pranger gestellt.
Weil die Landwirte keinen reinen politischen Fürsprecher in der einstigen Form mehr haben, denn das für sie zuständige Ministerium ist auf Bundesebene auch für den Bereich Ernährung sowie auf Landesebene in einigen Bundesländern noch für den Natur - oder Umweltschutz oder sogar den Klimaschutz zuständig.
Als die Große Koalition unter dem massiven Druck der Öffentlichkeit eine so genannten Klimapaket auf den Weg bringen will, regt sich Widerstand in den Reihen der Landwirte. Sie fühlen sich übergangen, gemaßregelt und weitestgehend unverstanden. Sie verstehen sich als Schlachtopfer des politischen Richtungswechsels und riefen zum Protest auf.
Dieser sollte sich nun in Form einer Trecker - Sternfahrt in Richtung der Bundeshauptstadt Berlin manifestieren. So zuckelten dann einige Tausend gleichförmig aussehende High Tech - Traktoren auf zuvor genehmigten Routen in die Bundeshauptstadt ein. Hier fand als krönender Abschluss eine Kundgebung statt, Auf dieser fand sich dann auch die Bundesumweltministerin und die Bundesministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz ein.
Die eine Dame heißt Svenja Schulze und hat das SPD - Parteibuch in der Tasche, die andere ist Julia Klöckner und kommt von der CDU. Die SPD - Frau wurde gnadenlos ausgebuht und ausgepfiffen; mit der Schwarzen zeigten sich die schwarzen Bauern freundlich lächelnd auf der Bühne.
Einer dieser Brüllaffen hatte ein besonders einprägsames, selbst gepinseltes Plakat mit. Hierauf stand zu lesen:
" Unser Hof hat Napoleon, Hitler und Stalin überlebt. Unser Hof überlebt auch die Grünen ".
https://kiezschreiber.blogspot.com/2019/11/habeck-mit-hitler-und-stalin-verglichen.html
Aja, jetzt ist auch klar, warum in dem Landkreis Havelland ( HVL ) mehr als die Hälfte der mehr als 102.000 zugelassen Fahrzeuge in die Kategorie " Raser ( fährt 30 km/h oder mehr zu schnell ) fallen.
https://www.fahrerbewertung.de/statistiken/kennzeichen/HVL
Diese Auto fahrenden Menschen haben einfach keine Zeit.
Und so ähnlich wird es wohl auch dem in einem eher bescheidenden Trecker - Model zum Berufsprotest fahrenden Landwirt aus dem beschaulichen Havelland gegangen sein.
Sicherlich wird auch er SPD - Schulze kräftig ausgebuht und ausgepfiffen haben. Schließlich richtet sich der Protest gegen alle Vertreter außerhalb der CDU. Oder ist dieser HVL - Bauer etwa ein Brauner? Wehrt den Anfängen!
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