Süßes, sonst Saures!



Am vergangenen Donnerstag durfte ein Teil dieses, unseres, auch sonst geteilten Landes, den Reformationstag begehen. Der 31. Oktober wird in den meisten Bundesländern als gesetzlicher Feiertag geführt und soll dem Gedenken an den Reformator Martin Luther dienen. So weit, so bekannt.

Just an diesem Tag wird auch dem Halloween - Brauch gefrönt. Mit dem Einbruch der Dunkelheit begeben sich einige verkleidete und geschminkte Kinder zu den Nachbarn, um dort Süßigkeiten zu erhalten. Nicht etwa dafür, dass sie nun ein Liedchen vortragen, nein, es wird nach dem Klingel nur ein Satz gesprochen, der aus drei Worten besteht:

" Süßes, sonst Saures! "

Der Halloween - Brauch ist - so wie vieles inzwischen - aus den USA zu uns herüber geschwappt. Eine zunehmende Vermarktung hat dazu geführt, dass dieser sich bereits landesweit bei den Kindern oder auch in den Schulen durchsetzen konnte. Auch wenn es Halloween zu unserer Kindheit nicht gab, waren wir dennoch auf jene Überfälle vorbereitet. Einige Griffe in die Süßigkeitenauslagen des Supermarktes haben da genügt.

An jenem 31. Oktober klingelte es dann auch nach Einbruch der Dunkelheit an der Haustür. Meine bessere Hälfte hatte eine Schale mit Gummibärchen und Keksen vorbereitet. Ich schnappte mir die Metallschüssel und ging zur Tür. Beim Öffnen standen zwei gruselig geschminkte und verkleidete Mädchen vor mir. Als sie die volle Schüssel sahen, vergaßen sie vor lauter Aufregung den obligatorischen Spruch aufzusagen.
Ich half ihnen aus der leicht verfahren Situation und gab gleich: " Süßes, sonst Saures ! " zum Besten.

Dan griffen beide vorsichtig in die Schale und nahmen sich ein kleines Päckchen mit den bekannten " Haribo Bärchen " heraus. " Na, aber, nicht so bescheiden! ", sagte ich zu ihnen. " Nun mal zugelangt! ". Beide griffen noch einmal in die Schüssel. Dann agierte ich nach dem mir bekannten Motto: " Drei Mal ist Bremer Recht " und bat die beiden Mädchen, deren Verkleidung ich zuvor gelobt hatte, noch ein weiteres Mal in die Schüssel zu langen. Beide bedankten sich und zogen mit einem Freude strahlenden Gesicht von dannen.

Dieses wiederholte sich einige Minuten später, ehe dann wieder Ruhe eingekehrte. So konnten wir unser Abendessen genießen und bei einem Blick aus dem Küchenfenster erkennen, dass eine Schar verkleideter Kinder die Straße entlang lief. Eines von den Gruselgestalten hatte sogar einen echten Reisigbesen dabei.

Ich erinnerte mich an meine Kindheit in Heeßen, wo wir am Martinsabend mit einem Beutel in der Hand in der Nachbarschaft herum zogen und dabei immer den gleichen Liedtext von uns gaben ( Martinsabend is´ heut´Abend, .... ).
Die " Beute ", die wir später aus dem Beutel zogen, war durchaus ansehnlich und bestand - im Gegensatz zu heute - nicht nur aus Süßigkeiten. Oft fanden sich auch Clementinen, Äpfel aus dem eigenen Garten und Wallnüsse in dem Behältnis.

Inzwischen soll das amerikanisierte Halloween in Konkurrenz zu dem Martinisingen stehen. Dieses mag auch daran liegen, dass nicht jeder Spross ein christliches Umfeld und Elternhaus vorweisen kann und der mediale Einfluss bei der Erziehung nicht zu übersehen ist.

Wie dem auch sei, wir haben uns über den Besuch an der Haustür gefreut. Selbst dann noch als dieser um kurz nach 20.30 Uhr noch klingelte weil die begleitende Mutter wohl erst später von der Arbeit kam und sich deshalb beinahe für die späte " Störung " entschuldigte.

Ich zeigte dafür volles Verständnis und ließ die leicht schüchtern vor mir stehenden Mädchen ebenfalls drei Mal in den Süßigkeitenhaufen greifen. Strahlend zogen sie zu den nächsten Häusern.
Schließlich war jeder Erwachsene auch mal Kind - leider haben es nur zu viele längst wieder vergessen.




" Halloween " - " Halloween Night " - " Horror Fire " - 2006:










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