Weihnachtslärm



Gestern habe ich nach mehr als 20 Jahren wieder einmal eine Schule besucht. Und es war sogar ein Gymnasium. Eine weiterführende " Bildungseinrichtung " deren Besuch mir vor mehr als 55 Jahr verwehrt blieb, weil ich in der Volksschule nicht gut genug ( richtiger gesagt: zu faul ) war und zudem aus einem Proletarierhaushalt stammte. Die Nachkömmlinge von Arbeitern, die es zu jener Zeit noch massenhaft gab, sollten nach dem Adenauer´schen Bildungssystem, das das Drei - Klassen - Prinzip vorsah, nur die Volksschule besuchen, diese allerdings abschließen, anschließend eine Lehre beginnen, diese ebenfalls möglichst beenden und später sich als Arbeiter oder Angestellter verdingen.

Diese Zeiten sollen angeblich vorbei sein. Mag sein. Doch die gestrige Ausgabe der " heute show " entlarvte in Gestalt des Oliver Welke, dass dieses in Bayern ( vielleicht auch in Baden - Württemberg ) nicht der Fall ist. Hier wird bereits nach 4 Schuljahren gnadenlos gesiebt und selektiert. In einer Art von Vor - Abitur wird bestimmt, wer welche Schule zu besuchen hat.

Wer das Gymnasium favorisiert muss einen Notendurchschnitt von mindestens 2, 33 in drei vorgegebenen Fächern vorweisen. Für den erwünschten Übertritt in die Realschule ist ein Notenschnitt von mindestens 2, 5 erforderlich. Die Eltern / Erziehungsberechtigten haben dabei kein Mitspracherecht. Basta!

Nun, unsere älteste Enkeltochter hat dieses erfüllt, sie besucht also das Gymnasium in Unterschleißheim. das am Münchner Ring liegt. Ein hochmoderner Komplex an dem sich auch die Realschule befindet.

Im Gymnasium aber fand gestern ein Weihnachtssingen mit Kindern des Schulchores statt. Und hierzu hatte uns die Enkeltochter eingeladen.

Wir waren ein wenig spät dran, denn die Veranstaltung begann bereits um 17.00 Uhr mit der Öffnung des Weihnachtsbasars. Ab 18.00 Uhr wollte dann der Chor Gospelstücke zum Besten geben.

Als wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten, dann im Nieselregen den Eingangsbereich der Schule gefunden hatten, schwapste uns ein Lärmpegel von mindestens 100 dB entgegen. Ein startender Düsenjet war nichts dagegen. Ein vorbei jagender ICE auch nicht und der Auftritt einer Rock - Truppe könnte eher einem sanften Schlummerliedchen nahe kommen, im Vergleich zu dem infernalischen Lärm, der in dem Aula ähnlichen Bau des Gymnasiums herrschte.

Die zu einer Tribüne umfunktionierten Treppenstufen des Aufgangs zur der oberen Etage waren mit Besuchern prall gefüllt. Hier saßen überwiegend Erwachsene; wahrscheinlich Eltern oder Großeltern jener Schüler, die sich kurz nach unserem Eintreffen zu einem Halbkreis formierten. Unsere Enkeltochter hatte uns bereits in der Menschenmenge ausgemacht.

Nachdem klar war, dass ein Sitzplatz nicht mehr zu ergattern ist, stellten wir uns in die hintere Reihe und harrten der Dinge, die da noch auf uns zukommen könnten. Der Radau um uns herum nahm zeitweise noch zu. Und dieses auch, als die Chorleiterin eine Ansage in das Mikrophon machte, die weder wir, noch die Besucher um uns herum verstanden. Dann spielte eine zweite Lehrerin auf der elektronischen Tasteninstrument oder auch Heimorgel genannt. Zu verstehen war nichts und schon gar nicht, als unmittelbar neben uns zwei Teenager irgendwelchen Quatsch in ihr Handy brabbelten.

Es folgte das zweite Lied und auch ein drittes Stück. Der infernalische Lärm um uns herum machte es unmöglich, auch nur eine Liedpassage verstehen zu können.

Traurig!

So ging das Weihnachtssingen des Schülerchors im Krach des Umfelds völlig unter.

Schade!

Die ersten Besucher standen längst auf und verließen ihre Plätze. Sie sahen sichtlich genervt aus.

Verständlich!

Leider waren es organisatorische Mängel, die das Singen der Schüler im Lärm untergehen ließen!

Auch so kann die Vorweihnachtszeit sein. Da bildet das bayrische Schulsystem keine Ausnahme.




NIGHTWISH - Nemo - 2003:






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