Uli ging!



Gestern Abend war es so weit: Ein Dinosaurier des bundesdeutschen Fußballzirkus verließ weinend die Arena. Der Gladiator kämpfte 40 Jahre lang um die Gunst der Millionen Fußball - Anhänger und polarisierte dabei.
" Wenn du Fußball - Anhänger bist, dann gibt es für dich nur zwei Lager - Bayern - Fans und Bayern - Feinde ", so oder so ähnlich soll es einmal ein Sportjournalist formuliert haben.

Der Ex - Berufsfußballer Ulrich " Uli " Hoeneß hat nach diesem Gusto gehandelt. Bayern - Fans schmierte er ständig Honig um den Bart; Bayern - Feinden drohte er ( zuletzt waren es immer öfter BVB - Fanatiker ).

Dennoch hat Hoeneß in den vier Dekaden nicht nur sehr viel für den FC Bayern getan. Von seiner Kunst, den primus inter pares des deutschen Profifußballs zu leiten, partizipierte nolens volens auch der gesamte Fußballsport. Ohne die Kicker des FC Bayern wären mutmaßlich die internationalen Erfolge kaum eingetreten.

Damit genug der Lobhudelei!

" Uns Uli "zeigte sich aber gegenüber der großen Anti - Bayern - Front und möglichen Konkurrenten im Kampf um die vielen Titel eher unnachgiebig. Er verlor dabei immer häufiger die Contenance und schäumte mit hoch rotem Kopf, wenn Journalisten ihn zu aktuellen Themen befragten.

Über den Ex - Manager meines SV Werder Bremen urteilte er damals, dass dieser ( Willi Lemke ) den Untergang des Fußballprofitums personifiziere.

Zu einem Spruchband im BVB - Stadion in Dortmund, auf dem er durch den Kakao gezogen wurde, giftete er: " Wir werden Dortmund an die Wand nageln! "

In der Causa des türkisch - stämmigen Mesut Özil nutzte er die bei ihm nicht seltene Gossensprache und beurteilte dessen Leistung als " Dreck ".

Diese und weitere Unmengen an verbalen Ausfällen verstärkten natürlich den Hass der Gegner des Münchner Renommiere - Klubs. Was " Uns Uli " nicht davon abhielt, diesen zu dem zeitweise " wertvollsten " Fußballverein der Welt auszuplustern.

Hoeneß nahm immer wieder viel Geld in die Hand, um sich nicht nur internationale Topstars zu angeln. Die Liste der FC Bayern - Spieler, die während Uli´s Ära kometenhaft aufgestiegen sind, ist ellenlang. Aber auch jene, die beim Münchner Klub in der Versenkung verschwanden. Flops und Tops halte sich dabei die Waage. Wenn ein Kader allerdings nur mit " Stars " besetzt wird, verwischt dieses das Gesamtbild. Der anschließende Erfolg, nämlich der gewonnene Titel, rechtfertigt es, dass die FC Bayern - Anhänger auch über so genannte Fehleinkäufe hinweg sehen.

Dem Uli war´s egal. Solange der Verein Millionengewinne generierte, konnte er auch Millionetransfers und entsprechende Gehälter auskehren. Die Bayern - Konten gaben solche Gelder alle Male her.

Doch es muss wohl eine Zeit gegeben haben, in der der Klub nicht ganz so gut dastand. Uli wusste auch hierzu Rat. Er ließ mutmaßlich Schwarzgelder auf sein Schweizer Konto fließen ( vielleicht waren es Werbeeinnahmen, zudem Bakschisch für Gefälligkeiten gegenüber Sportausrüstungsherstellern oder auch einfach nicht deklarierte Einnahmen von Konzernen, die sich mit dem Namen des Vereins schmücken wollten? ). In keinem Fall waren es jene behaupteten Gewinne aus dem breiten Umfeld der Börsenspekulation und hierbei schon gar nicht spekulative Transaktionsgewinne bei Devisengeschäften.

" Uns Uli " sei dabei zeitweilig " spielsüchtig " gewesen. Nö! War er nicht! Spielsucht ist eine medizinisch anerkannte Krankheit ( ein Gesundheitsproblem ), innerhalb derer der davon betroffene Mensch sich im Wesen derart verändert, dass er ohne professionelle Hilfe nicht mehr zurück in die Normalität findet (   https://de.wikipedia.org/wiki/Pathologisches_Spielen ).

Uli wurde von einem neugierigen Journalisten enttarnt, musste sich der Justiz stellen und ging in den bayrischen Promi - Vollzug.

Die über Jahre akquirierten Gelder und die damit verbundene Steuerhinterziehung kamen dabei ausschließlich dem Verein zugute. Hoeneß selbst hat und wollte sich damit nicht bereichern. Sein Handeln zielte nur darauf ab, den FC Bayern München über schwere Zeiten zu retten. Eine edle Geste!

Auch sonst zeigte sich Uli nonchalant, wenn er auf die Fußballbühne gerufen wurde, um einen Akt der Barmherzigkeit zu vollziehen. Den FC St. Pauli half er vor der Pleite zu retten, einigen gestrandeten und gestrauchelten Ex - Profis des FC Bayern half er wieder ins wahre Leben zurückzufinden, anderen wiederum verschaffte er Posten und Pöstchen, wenn sie ins Abseits zu driften drohten.

" Uns Uli " war aber nicht der Wohltäter, der Gutmensch in persona. Der FC Bayern und dessen Imagepflege standen dabei immer voran.

Nun ist er ins zweite Glied zurück getreten. Er bleibt dabei dem Klub erhalten, denn Hoeneß bekleidet noch einen Aufsichtsratposten. Als Präsident hat er seinem Nachfolger ein gut bestellten Acker hinter lassen. Der Verein ist wirtschaftlich besehen sehr gesund und sportlich betrachtet im Soll. Was will ein Bayern - Anhänger da noch herum mäkeln?

Die Mitglieder verabschiedeten Uli Hoeneß mit stürmischen Applaus. Mir san mir, eben!




JANE - Hightime For Crusaders - Live At Home 1976 :




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