" Two Blocks - Take A Twenty! "
Am frühen Morgen des 26. März 2019 verkündete der MDR - Nachrichtensprecher, dass die deutsche Fluggesellschaft " Germania " pleite sei. Einige Wochen später berichtet jener Nachrichtensender von der Insolvenz der britischen Billiglinie " Flybmi ", die ihren Sitz in Paisley bei Glasgow hatte. Noch zwei weitere Anbieter auf dem Sektor der Billig - und Reiseflüge, auf dem ein knüppelharter Konkurrenzkampf tobt, sind damit dort - wohl endgültig - vom Markt verschwunden. Bereits die Insolvenz des größeren Anbieters " Air Berlin " zeigte, wie schnell einer Fluggesellschaft heutzutage die Puste ausgehen kann.
Das war vor knapp 4 Dekaden, als ich meinen ersten Flug, der mich gleich über den großen Teich brachte, antrat, auch nicht viel anders. Damals hießen die Billigheimer unter den noch wenigen - zumeist staatlich geführten - Fluggesellschaften " Virgin ", " Spantax " und " Skytrain ", eine von Sir Freddie Laker aus England gegründete Firma, die für sensationelle 59 britische Pfund die Passagier von London Gatwick über den Atlantik flog.
Irgendwann ging Sir Freddie finanziell Luft aus, denn der einheimische Staatskonzern " Britisch Airways " zog - natürlich subventioniert - mit den Dumpingpreisen nach und befand sich einst am längeren Hebel. Freddie´s " Skytrain " ging auch deshalb pleite.
https://www.n-tv.de/archiv/Die-Geschichte-der-Billigflieger-article95399.html
Als ich im September 1980 mit Sir Freddie´s " Skytrain " von London Gatwick einen selbst verdienten USA - Urlaub verwirklichen durfte, waren die Eindrücke dieser Reise von New York nach Miami überwältigend. Dabei hatte ich nur einen kleinen Teil des Riesenlandes gesehen. Von New York City, NY State, über die Niagara - Fälle, Pennsylvania, Delaware, Washington D.C.,Virginia, North Carolina, South Carolina, Georgia und Florida. Ich nahm hierzu die Dienste der Busgesellschaft " Greyhound " in Anspruch, für deren verbilligte, weil hoch subventionierte Fahrkarten, einst nur ein Bruchteil dessen zu berappen war, was ein - selbst preisreduzierter - Inlandsflug gekostet hätte. Das günstige Fortbewegungsmittel brachte mich also von Toronto bis nach Miami Beach.
Für die 2.385 Kilometer lange Fahrtstrecke ( Luftlinie 1.992 Kilometer ) benötigt ein Inlandsflieger zwischen 3 Stunden und 10 Minuten und 5 Stunden 35 Minuten ( Multistop ). Dafür werden von 174 Euro bis zu 424 Euro pro einfacher Flug kassiert. Ein Schnäppchen, vergleicht man die Mondpreise von einst.
Mit dem gemütlichen " Greyhound " war ich einige Tage unterwegs. Dafür konnte ich auf der gesamten Strecke einen Eindruck von der Ostküste erhalten. Ein Flug kann das naturgemäß nicht erbringen.
Doch: Nicht jener der Busfahrer hatte sich auf eine gemütliche Fahrt eingestellt. Da waren bereits die ersten Schereien wegen zu viel verkaufter Tickets bei der Busreise von Wahington D.C. nach Columbia / South Carolina über Richmond, der Hauptstadt des benachbarten Bundesstaates Virginia. Als ich plötzlich nicht rechtzeitig einen Sitzplatz ergattern konnte und aus dem überbuchten Bus wieder ins Freie komplementiert wurde. Danach befragte mich der Busfahrer doch tatsächlich, ob ich überhaupt ein gültiges Ticket hätte. Nachdem ich ihm dieses unter die Nase rieb, rief er sichtlich und peinlich berührt, seine Kollegen, die dann einen Ersatzbus organisierten, deren Ankunft allerdings mehr als eine Stunde dauerte und sich schon deshalb verzögerte, weil ich die Frage nach meinem Gepäck, dass sich inzwischen in dem anderen Bus befand, wegen der Kaugummi - Kauderwelsch - Aussprache der beiden " Greyhound " - Mitarbeiter erst nicht verstand.
Dann ging es aber endlich los.
Nach einigen Hundert Meilen kam ich nach einer Nachtfahrt über 7 Stunden in der Stadt des US - Bundesstaates South Carolina an. Von dort aus fuhr ein anderer Bus in Richtung Columbia. Dort musste ich zunächst einen mehrstündigen Zwischenstopp einlegen, ehe der nächste " Greyhound " - Bus abfuhr. Der verfrachtete mich dann nach Charleston an die Atlantikküste.
Von dort führte die Reiseroute nach Savannah, einer Stadt am östlichen Zipfel des Bundesstaates Georgia.
Einige Meilen in Richtung Südosten überfuhr der " Greyhound " - Bus dann die Staatsgrenze von Florida, dem so genannten " Sunshine state ". Über Brunswick, Jacksonville, Daytona Beach, ging es die gesamten 780 Kilometer entlang der Küstenstraße bis Miami Beach.
Die Fluggesellschaft " Laker Airlines " unterhielt dort auch einen eigenen Stand. Der Miami Airport - nicht gerade klein - , wenngleich er mit anderen Flughäfen innerhalb des riesigen Landes nicht vergleichbar sein dürfte, wurde in den 1980er Jahren von unzähligen Fluggesellschaften bedient. Florida stellt nun mal ein Reiseziel für viele Sonnenhungrige dieser Welt dar. Schon allein aus diesen Gründen unterhielt Freddie Laker eine tägliche Flugverbindung aufrecht. Die Flüge waren dennoch ausgebucht.
Es gab eben nicht diese Vielzahl von Billig - Fliegern, deren zumeist unter bezahltes Personal sich in einer Art Wechselwirkung zwischen pöbelnden, besoffenen und niveaulosen Passagieren, dann als pampig und demotiviert zeigt. Nein, die Laker - Crew war einst freundlich, zumal deutsche Fluggäste noch die Ausnahme waren.
So, wie es auch der zwar zuvor reichlich genervte Busfahrer es war, der mir den Zehndollarschein für das Ticket nicht wechseln durfte, weil der Automat nur Münzen kassierte und mich bald aus dem Bus geworfen hätte. Der sich aber auf die Frage, wo es am schnellsten zum New Yorker " Port Authority " ginge, kurz und knapp in dem US - Militärton: " Two blocks! Take a twenty! " antwortet, ehe er gehetzt zu seinem nächsten Job sprintete.
Ehrlich gesagt, oft ist weniger mehr und weil es bereits zu viele Flug - und Reiseanbieter gibt, muss der mögliche Urlaubssuchende auch mit der ein oder anderen Pleite eines solchen rechnen.
So, wie es vor einiger Zeit den einstigen Giganten " Thomas Cook " traf, dessen Aus sich trotz Warnung einer bekannten Marktanalystin schon vor mehr als 1 Jahr abgezeichnet hat.
Nur schlugen alle jetzt Betroffenen ihre Warnung in den Wind. Jetzt haben sie den Salat.
Reiseveranstalter weg - Urlaub weg - Geld weg!
Doch es ging noch genügend Ersatz, sofern das erforderliche Kleingeld vorhanden ist.
Wie schnarrte es der Busfahrer aus New York herunter?
" Two blocks! Take a twenty! "
Danke!
SPACELORDS - Janakpur - 2008:
Kommentare