Auschwitz 75 Jahre danach: Sind wir bald wieder arisiert?



Die christlich - jüdische Welttrauergemeinde hat sich ja gestern wegen des immer wieder kehrenden Jahrestages der " Befreiung " des Konzentrationslager Auschwitz selbst bedauern dürfen. Beim Betrachten der gestelzten Rituale aus Warschau und Jerusalem dachte ich gleich an die nahezu friedvolle Zeit nach dem 9. Mai 1945. Die Erdbevölkerung hatte für einen leider nur sehr kurzen Zeitraum mehr mit sich selbst zu tun, musste den Schutt ihrer eigenen Zerstörungen eigenhändig beseitigen und war eher bemüht, den knurrenden Magen mit Irgendwas zu füllen als einen erneuten Versuch zu starten des Nachbars Schädel einzuschlagen, weil dieser mehr Hab und Gut besaß.

75 Jahre danach und mehrere Hundert bewaffnete sowie militärische Konflikte später, ist die Gesamtsituation dieses, unseres, gebeutelten Planten, noch nie so von Gewalt geprägt. Faschismus, Nationalismus und religiöser Wahn scheinen wieder die Oberhand zu gewinnen. Die gewollte Kluft zwischen armen und reichen Ländern wird ständig größer, zudem taumelt die überbevölkerte Erde in eine von Menschenhand geschaffene Klimaveränderung hinein, ohne dagegen ein schlüssiges Abwehrkonzept entwickeln zu können. Vielleicht ändert sich dran etwas, wenn auch solche Ländern von Wetterkapriolen und Verwüstungen heimgesucht werden, deren Führungen die Exitenz jener Entwicklung beharrlich negieren?

Zu den bedrohten Ländern dieser Welt muss zweifelsohne Israel gezählt werden. Wenngleich diese ein anderes Gesicht trägt. In der Zeitspanne von einem Dreivierteljahrhundert wurde der Staat an den Küsten des Mittelmeerandes und des Toten Meeres, von drei Kriegen erschüttert, die (  https://de.wikipedia.org/wiki/Israel#1948:_Unabhängigkeitskrieg ) seit der Gründung in seiner Historie zu verzeichnen sind. Und selbst nach den Friedensgesprächen sowie darauf fußender Abkommen, will ein konfliktfreies Nebeneinander mit den arabisch - stämmigen Nachbarn nicht so recht gelingen.

Da trifft es sich gut, dass große Teile der Welt seit gestern an die geplante Vernichtung der jüdischen Ethnie auf dramatische Weise erinnert wird. Wer nicht spätestens ab 1933 die Glüsen dicht, die Ohren mit Wachs zu geschmiert und das eigene Schandmaul durch Leukoplast verklebt hat, nur dem dürfte entgangenen sein, dass nach und nach aus der Nachbarschaft eine Vielzahl von Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Sie wanderten aber nicht aus, verabschiedeten sich nicht wegen eines bereits länger geplanten Urlaubs oder traten mit einem Koffer Habseligkeiten eine Dienstreise an. Wenn einige Zeit danach ein NSDAP - Mitglied, ein SS - Mann oder ein Fremder ohne den " Judenstern " in die Wohnung, das Haus, mit Familie einzogen, war doch jedem halbwegs intelligenten Mitläufer klar, dass die vorherigen, die jüdischen Nachbarn nicht wieder kommen würden. Und die damit aufgeworfene Fragen, wo die einst dort Lebenden abgeblieben sein konnten, durfte, ja musste sich jeder Außenstehende selbst beantworten.

Die umgesetzte Systematik der Judenverfolgung, der Judenvernichtung, die als " Endlösung " der Judenfrage in die Öffentlichkeit posaunte Ermordung ihrer, sie hatte in den " Nürnberger Rassengesetzen " vom 15. September 1935 (  https://de.wikipedia.org/wiki/Nürnberger_Gesetze )    de jure seinen Ursprung und wurde mit seinem Inkrafttreten am 01.01.1936 zur Realität. Die bereits 1933 vorgenommen, sich sukzessiv steigernde, soziale Diskriminierung der Bevölkerungsgruppe erfuhr mit dem gesetzlichen Zwang des eingeführten " Judensterns " seinen Fortgang ( https://de.wikipedia.org/wiki/Judenstern ) sowie über die Ermordung der zuvor in Vernichtungslagern eingepferchten jüdischen Menschen sowie anderer Verfolgter ihren Höhepunkt.

75 Jahre nach dem Ende des Mörder - und Verbrecherstaates Deutschland brachte es bei einer der Gedenkfeiern anlässlich der Befreiung des größten NS - Lagers Auschwitz eine Überlebende klar zum Ausdruck, indem sie den berechtigten Vorwurf erhob, dass jeder mehr oder weniger Beteiligte von dem Massenmorden in den nur dafür eingerichteten Lagern gewusst hat, jedoch nach dem Ende des Krieges wie selbstverständlich zur Tagesordnung über ging.

Diese Aussage hat mich tief getroffen. Ich habe mich in diesem Moment für unsere Eltern geschämt, weil sie darüber nie geredet haben. Auch sie und ihre Generation verstanden es blenden, wie aus einer Selbstverständlichkeit heraus, uns über jene Jahre des organisierten Mordens so gut wie nichts zu berichten. Im Gegenteil: Berichte im Fernsehen hierüber wurden ausgeschaltet, Fragen blieben unbeantwortet, ihre eigenen Kinder erhielten jene autoritären Erziehungsansätze, wie sie sie selbst über eine lange Zeit erdulden mussten. Aus ihrer Vergangenheit hatte jene Kriegsgeneration nahezu nichts gelernt.

Und weil sie nicht die erforderlichen Konsequenzen aus der NS - Zeit ziehen durften, wurden wir als die Folgegeneration darüber nicht aufgeklärt. Die Geschichte der BRD musste kurz und knapp so dargestellt werden, dass die Weimarer Republik wegen der vielen Parteien und auch der Weltwirtschaftskrise sowie der hohen Reparationszahlungen aus dem I. Weltkrieg scheiterte, ab 1932 Adolf Hitler die Macht übernahm, den II. Weltkrieg begann, den Deutschland dann verlor und am 8. Mai die bedingungslose Kapitulation zu erklären hatte. das war alles, was ein Volksschüler über jene 13 Jahre Faschismus erfahren sollte.

Seit langem streiten Historiker und andere schlaue Beteiligte, die sich nur zu oft anmaßen, eine historische Deutungshoheit inne zu haben, darüber, ob dieser Tag im Kontext betrachtet der " Tag einer Niederlage " oder der " Tag der Befreiung " sei. Er war beides. Für die Millionen Geknechteten, die rechtlos Gehaltenen und die Angehörigen von Ermordeten war es eine Befreiung; für die überzeugten Faschisten - von denen es nicht wenige gab - galt er als Niederlage. Was jene Verblendeten jedoch nicht davon abhielt, in ihrer verbrecherischen Ideologie weiter zu denken und zu handeln. Und das nicht nur in Westdeutschland.

Beinahe 75 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz berichtete die Frankfurter Rundschau über wüste verbale Entgleisungen und mehr auf der " Facebook " - Seite der hessischen CDU - Landtagsfraktion, die ein Bild einer hellhäutigen Frau nebst Kleinkind und mutmaßlichen, dunkelhäutigen Partner eingestellt hatte, mit dem für eine so genannte Familienkarte, ein initiiertes Werbekonstrukt, dem sich zirka 220 Firmen und Dienstleister aus der Wirtschaft angeschlossen haben, warb und dafür rassistische Pöbeleien von jenen Schwachköpfen erhielt, die sich als " bessere " und " wahre " Deutsche halten.


https://www.fr.de/rhein-main/hessen-cdu-erntet-shitstorm-rechts-wueste-beschimpfungen-facebook-13498196.html


https://www.facebook.com/pg/cdufraktionhessen/posts/


Dank der Sozialen Medien, in denen nahezu jeder Volksdeutsche über ihm missliebige Menschen hetzten darf, zeigt sich, dass die Prophezeiung von Berthold Brecht noch nie so zu traf wie ab Beginn der 2. Dekade der Nullerjahre.




„So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert -
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!






MAN -  Don´t Just Stand There ( Come Out In The Rain ) - Revelation - 1969:






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