Hessischer Handkäs


Das Bundesland Hessen hat viele Vorzüge. Es besitzt große Waldgebiete. Es kann auf exzellente Weine verweisen. Es darf sich einer durchaus gewichtigen historischen Stellung in der deutschen Geschichte rühmen. Diese hat allerdings in der Neuzeit eine Reihe von Rissen erhalten.
Die aktuell knapp 6,2 Millionen Landesbewohner mussten seit Gründung des Bundeslandes so einige Skandale über sich hinwegziehen lassen.

Ob es nun in den späten 1970er Jahren die undurchsichtigen Transaktionen der landeseigenen Bank ( HeLaBa ) waren. die ebenso kriminellen Machenschaften der Neue Heimat oder die CDU - Spendenaffäre der 1990er Jahre, all dieses hat zwar den Ruf des Bundeslandes nicht nachhaltig negativ beeinträchtigt, jedoch gezeigt, dass in dem Wesen des gemeinen Hessen ( wenngleich dieser seit 1950 zunehmend mit einem 20fachen Anstieg des Migrantenanteil an der Gesamtbevölkerung zu kämpfen hat ) ein gewisser Hang zur eigenen Selbstüberschätzung erkennbar wird.

Seit 1946, der offiziellen Gründung des Bundeslandes Hessen, erfuhr dieses eine gewisse Wechselwirkung zwischen Schwarz / Gelb oder Rot / Grün. Und dass, obwohl in Hessen seit dem Ende des II. Weltkriegs mehr als eine Millionen Vertrieben ( vornehmlich aus den einstigen Ostgebieten ) aufgenommen wurden, die traditionell stramm rechts - konservative, politische Einstellungen hatten.

Nach dem letzten Polit - Skandal, in dem der CDU - Ministerpräsident Koch sich um das Amt log, kehrte bald wieder eine gewisse Ruhe auf der Politik - Bühne ein. Mal abgesehen von den hetzerischen Aussagen des Koch - Nachfolgers Bouffier, der hierin die Bestrebungen der SPD mit den " GRÜNENN " koalieren zu wollen, als " linke Volksfront ", die es zu verhindern gelte, zunächst diffamierte, um dann später selbst mit den " Volksfront " - " GRÜNEN " zu regieren, blieb es ab der ersten Dekade der  Nullerjahre eher in der hessischen Landespolitik eher sittsam.


 https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Hessens


Seit November des vergangenen Jahres jedoch köchelte ein Gebräu zunächst auf  medialer Sparflamme vor sich hin, dass aber schon bald zu bald seinen üblen Geruch in der Küche des Frankfurter Römer sowie im Wiesbadener Rathaus entfaltete. Die Arbeiterwohlfahrt ( Awo / AWO ) hat jene streng riechende Melange aus Vetternwirtschaft, Postenschiebereien und Gier zusammen gemixt und dabei auserwählte Personen ernährt.

Vor einigen Wochen ist das Geflecht rund um die Eheleute Richter, den Adlatus Roth innerhalb der " Awo " und weiterer Getreuen im Frankfurter Römer nun offen gelegt worden. In Personalunion fungierten die Eheleute Richter dabei sowohl bei dem Kreisverbänden Frankfurt am Main als auch in Wiesbaden als Dame und Herr des Geldes, dass sie sich immer ziel gesichert auf die eigenen Konten transferieren ließen.

Soweit, so verwerflich.

Mittlerweile dröhnt es aus diversen rechts - konservativen Kreisen und ihren getreuen Medien, dass es sich bei dem aufgedeckten Skandal einzig und allein um Auswüchse der durchaus kritikwürdigen Verquickungen zwischen " Awo " - Leitungsfunktionären und SPD - Parteibuch handele. Das ist jedoch nur bedingt zutreffend. Dennoch geben sich Randmedien, wie etwa " Tichys Einblick " die Ehre, um die tatsächlich korrumpierten " AWO " Kreisverbände Frankfurt am Main sowie Wiesbaden mit Donnergetöse an den öffentlichen Pranger zu stellen.

Tichy, der sich selbst in das konservative Polit - Spektrum einordnet, lässt in seiner bisherigen Berichterstattungen keine Gelegenheit verstreichen, um der SPD verbal ordentlich aufs Haupt zu geben. Nun hat er weiteres Material aus dem Sumpf rund um die beiden oben benannten " Awo " - Kreisverbände erhalten und weidet dieses in einem " Riesen " - Artikel auf seiner Internet - Postille " Tichys Einblicke " aus:


https://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/dreiste-wie-plumpe-selbstbedienung-die-spd-und-ihre-awo/


Natürlich sind die dort aufgezählten Handlungen durchaus strafrechtlich relevant und auch moralisch verwerflich, denn die " Awo " will sich ja als Helfer der Benachteiligten in dieser, unserer, unsolidarischen Gesellschaft, sehen, aber die von Tichy vorgenommene Wertung jenes Skandals lässt dann doch jedwedes Maß an Realitätssinn vermissen. Er fabuliert zusammen mit seinem ( mutmaßlichen ) Sohn Maximilian Tichy über eine " plumpe wie dreiste Selbstbedienung " in der Awo.

Ja, dreist waren ( vielleicht sind sie es noch ) die kriminellen Handlungen der Damen und Herren in den Leitungsfunktionen dort schon. Aber plumpt mit Sicherheit nicht. Tichy/Tichy verwechseln hier zudem noch Bock und Gärtner. Der Gärtner ist die freie Marktwirtschaft, die sie stützende Politik der Schwarzen als Büttelpartei von Industrie, Handel und Landwirtschaft. Dieser lässt es zu, dass soziale Aufgaben, die der Staat gefälligst selbst in die Hand zu nehmen hat, seit dem Privatisierungswahn aus der Ära Kohl / Genscher zunehmend in die Hände der keineswegs altruistisch agierenden und funktionierenden Wohlfahrtsverbände, aber auch Kirchen oder sonstige nicht staatliche Trägerschaften abgeschoben wurden.

Dieses führte dazu, dass eben solche Missstände erst entstehen können. Wer unter dem Deckmantel der Gemeinnützigkeit staatliche Aufgaben übernehmen darf, wird sich hierbei nicht selbstlos für das Gemeinwesen ins Zeug legen, sondern zuvörderst an sein eigenes Wohl denken. Die Polit - Kaste gibt ja hierfür immer wieder ein leuchtendes Beispiel.

Dass nun die Eheleute Richter, die Herren Roth ( wohl auch Feldmann ) sich über Jahre am Staatssäckel laben durften und dabei sechsstellige Beträge in eigne Kanäle flossen, ist sicherlich dem Umstand geschuldet, der sich da bezeichnen darf: " Wo kein Kontrolleur, da der Missbrauch! "

In schöner Regelmäßigkeit kann der kritische Leser Berichte zur Kenntnis nehmen, in denen derartige Machenschaften offen gelegt werden. Da zwackte beispielsweise eine Kassierin eines Sportvereins in einem kleinen niedersächsischen Ort bei Hannover über viele Jahre die Mitgliedsbeiträge ab, um ihren eigenen - alsbald etwas großzügigeren - Lebenstil finanzieren zu können. Auf die nahezu identische Weise ließ die auf Teilzeit tätige Kassierin eines Freibades in Chemnitz über einen langen Zeitraum erhaltene Eintrittsgelder in ihr eigenes Portemonnaie fließen, um hieraus teure Boutiquen - Fummel zu kaufen. Ein Bankangestellter manipulierte ein Computerprogramm so, dass dieses bei der Berechnung von Zinsen einen marginalen Betrag jeweils zu seinen Gunsten auf ein dafür eigens eingerichtetes Konto abzweigte, so dass der Herr im feinen Outfit alsbald Millionär werden konnte.

Nun, all diese Beispiele sind im Vergleich zu den Betrügereien in bestimmten Bereichen der Wirtschaft als peanuts zu bewerten. Dort geht es gleich um Milliardenbeträge. So beispielsweise in dem jetzt angeklagten Fällen im Bereich der kriminellen " Cum - Ex " - Geschäfte.
Diese Berufskriminellen im Nadelstreifenanzug haben den Staat, die Allgemeinheit, also uns alle, in nur kurzer zeit um Milliarden geprellt. Sie werden solche gigantischen Summen nie zurückzahlen können; einen derart immensen Schaden nie wieder gut machen.

Bei der mutmaßlich kriminellen Vereinigung rund um die Eheleute Richter, dürfte der Fall anders aussehen. Dort wird alsbald das gesamte Vermögen der Beschuldigten durch die Staatsanwaltschaften beschlagnahmt werden und später zur Schadenwiedergutmachung verwertet. Zudem dürfte mit einer hohen Freiheitsstrafe zu rechnen sein, werden jene Betrügereien sowie weitere Straftaten nachgewiesen werden können.

Nun, ja, Tichy prangert in diesem und weiteren, vorgängigen Artikeln in seiner Postille das unkontrollierte Treiben der " Awo " - Verantwortlichen in Frankfurt am Main sowie Wiesbaden ( auch in Thüringen und im fernen Schwerin wurden beinahe gleichartige Fälle bekannt ) an. Er schwingt dazu nicht nur die moralische Keule, sondern hämmert mit einer - für mich nicht - erstaunlichen Vehemenz gleich auf die SPD ein. Das darf er sicherlich in dieser Form bedenkenlos tun, denn die " Awo " ist schließlich ein SPD - Konstrukt, innerhalb dessen Parteizugehörigkeit und lukrative Positionen, Ämter und Funktionen, eng miteinander verwoben sind.

So ist es halt seit Dekaden in diesem, unserem, ach so freien Land, schon immer der Fall gewesen. Schwarze schanzen sich im schwarzen Umfeld die Posten und Gelder genau auf die identische Weise zu, wie es Rote auch praktizieren.

Der Beziehungssumpf, der Parteienfilz, die Vetternwirtschaft funktioniert überall. Tichy weiß dieses, blendet es in seiner Berichterstattung allerdings weitesgehend aus. Auch seine Schwarzen sind in dem " Awo " - Skandal Frankfurt / Wiesbaden mit involviert. Tichy räumt diesen dann doch irgendwann in einem Zweizeiler ein.

Summa summarum lässt sich somit konstatieren:
Dieses -  zweifelsohne als Skandal zu bewertende - jetzt hoch kochende Gebräu aus Filzokratie, Unfähigkeit und mangelndem Unrechtsbewusstsein bei den Kriminellen, riecht nicht nur unappetitlich, es zeigt vornehmlich auch, dass viele Aufgaben der Sozialverbände und Kirchen dort nicht hingehören, weil jene Institutionen sie nicht ordnungsgemäß ausfüllen. Soziale Arbeit für die Bedürftigen, für den Großteil der Gesellschaft, gehört in die Hände des Staates, weil dieser andere, griffigere Kontrollmechanismen zur Verfügung stehen hat ( sieh Dienstvergehen bei der Polizei etc. ),

Die journalistische Arbeit innerhalb der Postille  " Tichys Einblick " reduziert sich hier ausschließlich  auf das Sammeln und Veröffentlichen von Fakten. Das ist gut so. Doch - entgegen des dort ständig präsenten Grundverständnisses, dass diese in den angeblichen " Mainstream - Medien " - nicht vorkommen, habe ich bereits über die HR - Berichterstattung sowie in der " FR " und alsdann im " SPIEGEL " über jene Machenschaften in den beiden Hessen - Großstädten hiervon längst erfahren können. Wo also liegt im Hause Tichy hier die Besonderheit. Allenfalls darin, dass andere Medien diese Sache nicht hoch an das Himmelsfirmament gehängt haben.
Dazu ist dieser lokale Skandal doch wohl zu unbedeutend, Herr Tichy!



JADE WARRIOR - Second Slow Ride - 1971:



           



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!