Der Kaugummiautomat - Ein Relikt aus vergangenen Zeiten?

Auf dem Weg von der Wohnung zum nahe gelegen " Norma " - Supermarkt, gehe ich regelmäßig an einen Bauernhof vorbei. Ja, davon gibt es in Eching noch eine handvoll. Vor vielen Jahren sollen es über 40 Höfe gewesen sein, die Landwirtschaft betrieben. Sukzessive gab einer nach dem anderen der Bauern auf. Das Land wurde verkauft, in Bauland umgewidmt und heutzutage stehen dort Häuser.

 Dieser Bauernhof lebt aber noch. Und wie! Beinahe jeden Tag fährt von dort aus ein schon leicht betagter Traktor mit ein oder zwei Anhänger los. Diese sind mit Kuhdung oder auch Mist gefüllt. Dieser wird dann auf jene großen Felder verteilt, auf denen später Futterpflanzen gedeihen. Okay, es riecht beinahe jeden Tag ( einschließlich Sonntag ), je nach Windrichtung, nach Kuhmist, aber das gehört zu den örtlichen Gepflogenheiten, dem strukturell noch vorhandenen, dörflichen Charakter der Gemeinde, die mittlerweile auf beinahe 13.000 Einwohner angewachsen ist.

Eching war vor einigen Dekaden noch ein Dorf. Hier wurden einige Jahre nach dem Krieg Aussiedler und/oder Vertreibene angesiedelt. Das Dorf wurde größer; die Bewohnerzahl nahm zu. Und eben aus dieser Zeit, den späten 1950er und den 1960er Jahren stammt ein Gegenstand, den ich jedes Mal beim Vorbeigehen an jenem Bauernhof an der Ecke von der Daitenhausenerstraße zur Bahnhofstraße sehe: Es ist ein Kaugummiautomat.

Ein einst rot lackiertes Relikt aus Metall und Plaste, dass vor 50 Jahren und mehr bei den Kindern und Jugendlichen absolut hoch im Kurs stand. Denn dieses einstige Wunderwerk der Technik, es spendete gegen den Einwurf eines 10 Pfennigstücks, eines Groschens, mindestens eine bunte Kaugummikugel.


https://de.wikipedia.org/wiki/Kaugummiautomat


Als ich gestern Vormittag zum Brötchenkauf aufbrach und nach einigen Minuten eben an diesem Kaugummiautomaten vorbei ging, erinnerte ich mich an meine Schulzeit in Heeßen. Gegenüber der Schule befindet sich heute noch ein Haus, das damals ein Neubau war. In der unteren Etage dieses Zweifamilienhauses hatte die Miteigentümerin ein kleines Geschäft eingerichtet. Sie hieß mit Nachnamen Tünnermann. Ein typischer Name in dem einstigen Kreis Schaumburg - Lippe, der heute nur noch Schaumburg heißt.

Ich meine, diese Frau Tünnermann trug den Vornamen Wilhelmine. Bei uns, den vielen Schülern der Volksschule in Heeßen wurde sie einfach " Tantchen " genannt. Und mit diesem Begriff war auch gleichzeitig der Verkauf von Süßigkeiten in vielen Variationen verbunden. Ein wahres Schlemmer - Paradies, das sich in " Tantchens " Laden befand, war es schon. Schließlich gab es in jenen Jahren nur eine sehr überschaubare Anzahl von Süßigkeiten. Weshalb wir auch schon wegen des nicht gegeben Taschengeldes mit dem Wenigen zufrieden waren, dass wir für ein, zwei Groschen oder 50 Pfennig bei " Tantchen " kaufen konnten.

Doch auch " Tantchen  " musste sich an das damals geltende, sehr rigorose Ladenschlussgesetz halten, so dass es süße Ware, Cola, Fanta, Sprite oder Sunksiss nur von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr zu kaufen gab. Am Samstag war nach 13.00 Uhr endgültig Feierabend. " Tantchen " öffnete erst wieder zum Montagmorgen. Als kleines Trostpflaster für den immer währenden, nahezu unbändig Hunger nach etwas Süßes, hingen jedoch zwei Kaugummiautomaten an der Wand. Hier konnte sich der hungrige Schüler, der Jugendliche, tatsächlich Tag und Nacht bedienen.
Gegen den Einwurf eines 10 - Pfennigstücks kamen entweder mehrere kleiner oder eine große bunte Kugel aus dem Automatenschacht.

Nach einer Schätzung sollen allerdings noch von 500.000 bis zu 800.00 dieser Automaten existieren; wohl aber nicht mehr alle jene süßen Inhalte anbieten können. Sie hängen dann eher als Relikt aus vergangenen Jugendzeiten an den Wänden.




ORANGE SHADING STARLIGHT - Dawn - 2007:





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