Die Umweltsau im Hühnerstall


Wenn Satire zum Politikum wird, dürfen sich ihre Urheber auf die Schulter klopfen, denn dann könnten sie beinahe alles richtig gemacht haben. Satire muss nicht nur politisch sein, sie soll auch provozieren, dabei weh tun und der Gesellschaft den Zerrspiegel vor das eigene Gesicht halten.

Die politische Satire ist dabei durchaus auch ein Ausdrucksmittel, um den Realzustandes des Landes aufzuzeigen. Sicherlich in teilweise überspitzter Form. Doch sie ist auch damit voll umfänglich durch Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes ( GG ) abgedeckt. Die hier abgesteckten Grenzen werden aber durch Artikel 5 Absatz 2 GG.


Wie diese allerdings auszusehen haben, darüber streiten sich nicht nur Juristen. 


Als vor nicht allzu langer Zeit der Westdeutsche Rundfunk ( WDR ) das umgetextete Lied von der Motorrad fahrend Oma im Hühnerstall sendete, erzeugte dieses einen Sturm der Entrüstung. Natürlich befeuerten die Medien durch ihre Berichterstattung darüber, auch jenen los getretenen Disput.




https://www.zeit.de/kultur/2019-12/wdr-kinderchor-umweltsau-oma-klima-kommentar



Einige später ließ der WDR das Video auf seinen Seiten wieder löschen. Der Intendant Tom Buhrow gab offensichtlich dem von außen auf sein Haus erzeugten Druck nach. Er schien auch vor der sich inzwischen eingeschalteten Politik eingeknickt zu sein. Der Landesfürst Laschet ( CDU ), auch die FDP - Allzweckwaffe Lindner gaben ihren Senf dazu ab; die Dummbratzen aus den Reihen der AfD sowieso.


Das Deutschtum, das Heilige rund um die älteren Generationen, die deutsche Leitkultur insgesamt schien in Gefahr zu geraten, weil ein Kinderlied ( nö, das ist eigentlich keines, sondern ein dümmliches Nonsens - Lied, dessen Text sich nicht einmal reimt ) nun verballhornt worden sei ( kann es auch schon deshalb nicht, weil der Zweizeiler bereits genug Unsinn enthält ).


Die deutsche Volksseele, insbesondere jene der völkisch denkenden und hetzenden AfDler, sie kochte. Es geschah infolge dessen, das, was aus den fest geschlossenen Reihend er Braunen und Schwarz - Braunen üblich geworden ist. Der WDR wurde bespuckt, Tom Buhrow vielleicht auch und die Urheber der Satire kassierten übelste Beschimpfung, sogar Morddrohungen. Das rechte Pack leistete wieder mal ganze Arbeit.


So ist es halt in diesen, bewegten Zeiten, in denen nicht jeder Bürger nicht jeden Gedanken, jede Idee, in die Öffentlichkeit bringen darf.


Das erinnerte mich fatal an die Endsechziger bis Endachtziger als die braun - schwarze CDU - Brut noch in Amt und Würden war und just das Vokabular benutzte, dass heutzutage nur der AfD und anderen Knallern vorbehalten bleibt. Da wurde in den Medien, den Parlamenten sowie Familien gegen Kritiker gehetzt und gepöbelt, da wurde gedroht und denunziert.


Eine Zeit lang dachte ich, diese Zeiten hätte Deutschland und andere europäische Staaten abgelegt. Dieses ist ein Trugschluss. Seit der Ära Merkel schwappt die braune Brühe wieder in die Wohnzimmer dieses, unseres, ideologisch geteilten Landes. 

Ein umgetextetes Lied wird nicht der einzige Aufhänger sein, an dem sich die völkische Seele abreagiert.






Hach, was waren das noch für schöne Zeiten, in denen der " Negerkuss " noch so bezeichnet werden durfte, in denen Adolf von Thadden mit der NPD beinahe in den Bonner Bundestag eingezogen wäre oder in denen Jungen und Männer mit langen Haaren als " verlauste Affen ", tituliert werden durften, die zur NS - Zeit " ins Gas geschickt worden wären ".
Wie sich die Zeiten ähneln?

Nur das " Oma - Lied " wurde anders gesungen:

" Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, Motorrad, Motorrad.
  Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad; ohne Bremse, ohne Kupplung, ohne Licht! " 




FANTASY - Understand - 1970:


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