Die Radiothek des WDR



Als in den frühen 1970er Jahren der Zeitgeist auch die vermufften Verwaltungsgebäude, die piefigen Studios und die von der NS - Zeit verkrusteten Denkstrukturen mehr oder weniger erreichte, wagten sich einige Programmverantwortliche an Experimente heran, die den musikalischen Bereich ein wenig auflockern sollten. Zu den Vorreitern in jener Zeit zählte zweifelsohne der Westdeutsche Rundfunk ( WDR ), der mit seinen Programmen und Sendefrequenzen bis in die benachbarten Bundesländer hinein zu hören ist.

Damit konnte die Rundfunk - und Fernsehanstalt weitere Zuhörer und Zuschauer bedienen, die von ihren Landessendern nicht so ganz überzeugt waren. Zu diesen zählte auch ich. Eigentlich wäre der für den nordwestlichen Bereich Niedersachsens vorgesehene Sender der Norddeutsche Rundfunk gewesen; uneigentlich konnte ein Einwohner des Landkreises Schaumburg / Schaumburg - Lippe aber auch den WDR hören und sehen. Das gelang dadurch, weil ein Sendemast / eine Sendestation des WDR an der Porta Westfalica, also im heutigen Landkreise Minden - Lübbecke, eingerichtet wurde, der dank seiner hohen Sendeleistung bis weit in das niedersächsische Gebiet hinein strahlte.

Diese Situation machte ich mir zu Nutze und wurde alsdann Stamm - Hörer des WDR, vornehmlich von WDR 2.

Und just in diesem Programm ereigneten sich nach und nach kleinere Programmveränderungen, die auch den Rezipientenkreis der jüngeren Generation ( en ) einen Platz verschaffen sollten. WDR bot alsdann Sendungen, wie " Rock in " ( zuvor "  Pro Pop Shop " ) und die " Fünf nach sieben -  Radiothek ".

Der WDR gedachte damit, einen Teil der jüngeren Hörerschaft zu gewinnen, die sich eher der populären Musik, jenseits von Schlager, Unterhaltung, Tanz oder Klassik, sahen.

Ein zunächst gewagtes Experiment, dass vornehmlich auf wenig Gegenliebe bei den Alt - Vorderen ( eher wohl: Alt - Faschisten ) und ihren einflussreichen Landespolitikern ( vornehmlich CDU ) stieß.

Demgemäß wurde der WDR sodann als " Rot - Funk " verunglimpft. Eine - mit heutiger Sichtweise - lächerliche Unterstellung, die auf jene Programm - Verantwortliche aber ein stigmatisierenden Einfluss hatte, denn diese wagten sich nur schrittweise an weitere Reformen heran.

Wie dem auch sei: Der WDR streute eben in seinen Sendungen dann und wann kritische Beiträge in die Sendungen mit ein, um auch darauf hinzuweisen, dass nicht nur die schöne Fassade, die mit dem zunehmenden Wohlstand in Westdeutschland entstanden war, zum Hauptmerkmal der Berichterstattung gelten muss.

Eine Mischung aus Musik und kritischen Wortbeiträgen war einst die " Fünf nach sieben - Radiothek " im Zweiten Programm des WDR. 

Die von 19.05 Uhr bis 21.00 Uhr Sendung zeichnete sich aber keineswegs nur durch - eher einseitige - Inhalte aus, sondern wurde von Montag bis Sonntag von verschiedenen Moderatoren und somit auch unterschiedlichen Musikrichtungen ( wie Country -, Pop -, Hitparaden - Musik ) geformt. Auch wenn die damit angesprochen, eher jüngere Hörerschaft nur einen geringen Teil des Gesamtprogramms erhielt, war dieses nach Lesart der einflussreichen alten " Knilche " aus den vergangen, den braunen Zeiten, schon zu viel. Die Proteste gegen das Format insgesamt ebbten nicht ab. In einer Art Rundumschlag - Polemik wurde sodann der gesamte Sender verunglimpft. Und weil sich davon nicht nur die in den Programmbeiräten und anderen Gremien sitzenden, eher biederen, aber dafür wackeren SPD - Genossen verunsichern ließen, erhielten derartige Sendungen, wie die " Fünf nach sieben - Radiothek " eben nicht die vorbehaltlose Unterstützung 

 Nach 7 konfliktgeladenen Jahren wurde das Format durch den WDR am 30. 12. 1980 eingestellt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Radiothek

https://www.springerprofessional.de/fuenf-nach-sieben-radiothek/16521228

In jenen Jahren, in denen ich regelmäßig das Programm von WDR 2 hörte, wurde ich zum absoluten Fan des Moderators Winfrid Trenkler, der die Donnertags - Radiothek zusammen mit dem auch beim Hessischen Rundfunk tätigen Moderator Tom Schröder gestaltete. Winfrid Trenkler traf genau meinen Musikgeschmack und seine Platten - Vorstellungen nahm ich begierig auf, um sie zum Teil in mein LP - Archiv zusammen zu fügen.

Die übrigen " Radiothek " - Sendungen waren nicht so mein Ding. Weshalb ich die Wortbeiträge in den Sendungen vom Montag bis Mittwoch und von Freitag bis Sonntag zumeist nicht hören konnte. Da am Donnerstag das Hauptthema " Kultur / Jugendkultur " war, empfand ich die von Tom Schröder vorbereiteten Themen keineswegs einseitig oder politisch eingefärbt. Wie dem auch sei, die schwarz - braune Polit - Kaste in Düsseldorf und Bonn hetzte fleißig gegen WDR und dessen Jugend - Sendungen.

Als die " Radiothek " zum Ende des Jahres 1980 endgültig ihren Abgesang erleben durfte, war ich längst kein WDR - Hörer mehr, denn im zu weit entfernten Wilhelmshaven war überwiegend nur der NDR und Radio Bremen empfangbar, die allerdings auch keine uninteressanten Musiksendungen kredenzten.

Mehr als 40 Jahre nach dem Ende der " Fünf nach sieben - Radiothek " erinnere ich mich nur noch ganz schwach an die jeweiligen Titel, die als Erkennungsmelodien herhalten durften. Bei Winfrid Trenkler war es " The Black Riders " von dem längst verstorbenen schwedischen Musiker Bo Hansson, der dieses Stück auf seinem Album ( der LP ) " Lord Of The Rings " 1972 ( die Originalausgabe war unter dem schwedischen Titel " Sagan om ringen " bereits 1970 auf dem Markt ) veröffentlichte:







https://de.wikipedia.org/wiki/Winfrid_Trenkler

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