Der " Hotzenblitz " von Eching



 In einer Mai - Ausgabe 21 des " SPIEGEL "  - Jahrgangs 2021 befindet sich ein Interview " " SPIEGEL " - Gespräch ) mit dem Unternehmer Alfred Theodor Ritter. Unter dem Titel " Bio ist gescheitert " erklärt dieser, warum er an seinem Plan, - auch bezahlbare - Elektroautos bauen zu wollen, gescheitert ist. Hierin erwähnt der vom " SPIEGEL " - Befragte auch ein bereits ab den frühen 1990er Jahren in Thüringen initiiertes Projekt, dass eben auch einen solchen Versuch startete. 

Unter dem Namen " Hotzenblitz " wurden über einige Jahre in dem Ort Ibach im thüringischen Hotzenwald Elektrofahrzeuge konstruiert und gebaut. 

 https://de.wikipedia.org/wiki/Hotzenblitz

Das Projekt scheiterte zwar, setzte aber eben jenen Grundgedanken frei, dass Individualmobilität nicht ausschließlich umweltschädlich sein muss. 

Bereits 1993 hatte ich in einer " SPIEGEL " - Ausgabe von dem " Hotzenblitz " gelesen und damals ein wenig Stirn runzelnd und mit einem leichten Lächeln auf der Fahrt von der Bremer Domsheide zum meinem Büro in Bremen - Hastedt, wohl den " SPIEGEL " - Bericht über das in Thüringen gebaute Elektrofahrzeug, dass eher wie ein halben Marzipanei aussah, denn meinen Vorstellungen von einem PKW nahe kam, in die Rubrik " Futuristisches " abgetan.

Die Zeit für ein E - PKW war längst noch nicht reif. Die Wiedervereinigten in Deutschland hatten andere Probleme als sich mit dem umweltschädlichen Lebensgewohnheiten zu befassen. Die über drei Dekaden eingeknasteten DDR - Bürger wollten West - Autos fahren, egal wie viel Dreck diese dabei ausstießen; der mutmaßlich wohlhabendere " Wessi ", der ihnen die letzten Möhren zu Mondpreisen verkloppte, kaufte sich ein neueres Fahrzeug, dass zwar serienmäßig einen Kat eingebaut haben musste, aber mit einer monströsen PS / KW - Zahl ausgestattet war und deshalb nicht weniger umweltbelastend war.

Das Umdenken des auf Mobilität getrimmten Deutschen und des Weltbürgers wird auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende des Projekts " Hotzenblitz " nur sehr langsam stattfinden. Der Urmensch war zwar auch schon mobil, doch primär zeichnete er sich als Jäger und Sammler aus. Er sammelte dabei auch Erfahrungen, die er an die folgenden Generationen weiter gab. Dieses Prinzip ist auch immer noch existent. Sollten die jetzt lebenden Generationen irgendwann einmal zu der Erkenntnis gelangen, dass ein Fortbestand der menschlichen Rasse auch mit deren Umweltbedingungen einher geht, wird diese vielleicht die eigenen Lebensweise verändern.

Bis dahin aber, fließt noch Wasser die Flüsse herunter und da sich der Mensch hoffentlich als lernfähige Einheit zeigt, dürfte er dann doch zu der Erkenntnis kommen, dass die immer wieder abverlangte Mobilität in der jetzigen Form nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.

Seit einigen Monaten fahren wir nun unseren E - MAZDA. Auf dem Kilometerzähler steht gerade einmal 1.000. Sicherlich dürfte da die Frage erlaubt sein, ob ein High Tech - Fahrrad, ein E - Bike oder ein profaner Motorroller nicht die kostengünstigere und größtenteils umweltfreundlichere Variante wäre. Doch dann und wann gibt es auch kleinere Transporte, die wir zu erledigen haben. Und dann wird es bereits ohne PKW ein wenig problematisch. Wie dem auch sein, der elektrisch betriebene PKW ist vielleicht eine Art Kompromiss zwischen einem Beitrag zur Umweltschonung und dem Beibehalten der individualisierten Mobilität. Wenn auch nur ein kleiner, eine Art Sandkorn in der Wüste, aber immerhin ein Einstieg in das erforderliche Umdenken.

Da es hier bislang nur einen marginalen Anteil von Umsteigern gibt, auch wenn die Zahl an zugelassenen E - Fahrzeugen kontinuierlich steigt, fällt das ein wenig seltsame Nummernschild mit dem Buchstabenzusatz " E " am Ende häufig auf. Bei einigen Autofahrern mag es ein wenig Anerkennung hervor rufen, bei anderen eher das Gegenteil. Und just davon gibt es noch zu viele. Alte Betonköpfe, die auf das Althergebrachte pochen, weil sie ihr Ego mit alten Lebensweisen aufpimpen möchten.

Einige Male ist es vorgekommen, dass solche Vertreter dieser Zunft uns noch vor irgendeiner Kurve überholen mussten, obwohl der Gegenverkehr bereits in Sichtweite war. Andere wiederum jagten mit ihren PS - Monstern dann rechts überholend an uns vorbei. Eine dritte Art von sich provoziert Fühlenden fuhren bewusst zu dicht auf. Es waren dabei nicht immer VW - Mühlen - Fahrer, die per se ihre durch den Kauf eines solchen Karren, damit quasi das Minderwertigkeitskomplex - Gen eingepflanzt bekommen und sich gegenüber - vornehmlich japanischen Automarken - Besitzern - durch eine besonders provokante Fahrweise abzureagieren versuchen. Nein, in einem Fall war es der Lenker eines durchaus eleganten Mercedes - PKW. Ein graumelierter, geschätzt Mitt - Siebziger, der seine vornehmlich beim PKW - Kauf eingebildete Vormachtstellung im Straßenverkehr zur Geltung bringen wollte.

Nach dem Passieren eines Radfahrers auf der Straße kurz vor dem Mallertshofer Holz in Richtung Oberschleißheim, dachte eben jener hinter uns fahrende PKW mit jenem Eisgrauen am Steuer das vor ihm fahrende Hindernis gleich mit zu überholen. Ich erkannte seine feste Absicht bereits im Rückspiegel, denn er scherte nach dem Radfahrer nicht wieder komplett auf die rechte Spur ein und beschleunigte zusehends. Aha, wieder so ein A..., der meinte, die E - Fahrzeuge, zudem noch so´n Exot aus Japan, seien allesamt " lame ducks ". Er kam näher. Der " Stern " der Land - und Bundesstraßen und Autobahnen war für mich bereits klar zu erkennen. Doch der Graue fuhr zwar Mercedes und nicht einen " minderwertigen " MAZDA als Elektrofahrzeug, er hatte aber nicht die Traute, seinen schnicken Benz, der in der Sonne glänzt, ordentlich " zu treten ". Will heißen: Sein Benz war die " lame duck ", denn ich drückte aufs Gaspendal und ließ ihn auf offener Strecke mit drohendem Gegenverkehr im Wald verhungern.

Irgendwie und irgendwann, also nach 100 bis 150 Metern muss er gemerkt haben: " Dat wird nix ". Er scherte wieder rechts ein und gab seinen Angriff auf. Ich grinste ein wenig und sah mit einem befriedigen Gefühl, wie der andere Opa sich hinter uns an der folgenden Ampel in die Fahrzeugkolonne der Linksabbieger einreihte. In so manchem Automobilisten mit tradierten Vorstellungen könnte dann vielleicht doch die Erkenntnis reifen, dass nicht alles, was aus dem Ausland kommt, schlechter sein muss und in so manchen E - Auto mehr als nur eine aufladbare Batterie steckt.

In jenem Fall waren wir mehr als nur ein Hotzenblitz " aus Eching!    



BLACKWATER PARK  -  One´s Life  -  Black Box  -  1971:





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