Wohnst Du schon oder schraubst Du noch?



Als ab Mitte der 1990er Jahre die so genannte Spassgesellschaft auch medial langsam in ihre Hochphase hinein driftete, war ein Mann in jener Zeit sehr gefragt, der unter der Rubrik " Comedy " allerlei verbalen Nonsens von sich gab, der für so manchen Zuschauer die Grenzen des Erträglichen überschritt. Der gebürtige Neu - Ulmer Harald Schmidt stieg zum " Superstar " des flachen Wortes, des Kalauer - Kreierens auf Kosten kleiner Leute auf. Aber auch so mancher angebliche Prominente, der sich im Dunstkreis der vielen - zumeist privaten - Fernsehsender tummelte, bekam in seiner eitlen Selbstdarstellungsshow bei dem Sender Sat1 sein Fett ab. Dann und wann hatte der Großmeister der flachen Witze und simplen Unterhaltung aber auch einen wirklich guten Spruch auf Lager.

So fragte er alsdann in einer seiner Ausgaben der " Harald Schmidt Late - Night - Show " in Anlehnung an die bekannte Werbung des schwedischen Möbel - Anbieters " IKEA " den Glotzer: " Wohnst Du schon oder schraubst Du noch? "

Er traf damit aber auch den durch die Konsum - Gesellschaft wehenden Zeitgeist, der Billigware zum Fetisch des Durchschnittsmichels und dessen eingeimpfter Denkschablone des " Geiz ist geil " konterkarierte. 

Nun, Schmidt ist längst wieder in der Versenkung verschwunden und spielt im Sektor der flachen Dauerberieselung der Massen keine Rolle mehr. Seine einst gefragten Formate sind ausgelutscht und liegen irgendwo im Mülleimer der TV - Geschichte.

Was allerdings geblieben ist, dürfte die grundsätzliche Lebenseinstellung des Teutonen ( und nicht nur diesen ) seine, dass Konsumgüter möglichst billig und schnell ablegbar sein müssen, damit der von der Werbewirtschaft vorgegebene Trend nicht verpasst wird. Was unter anderem auch der Kamprad - Konzern im fernen Schweden vormals auf seiner Existenzgrundlage zum Selbstzweck erhob, nämlich Möbel anzubieten, die erschwinglicher sein sollen und zudem ein ansprechendes Design vorweisen, haben sich Konkurrenten alsdann auch zu eigen gemacht. Dank der globalisierten Wirtschaft lassen sich aber auch höher wertige Einrichtungsgegenstände zu noch erschwinglichen Preisen erwerben.

Die Voraussetzung dafür kann allerdings einzig und allein der Selbst - Zusammenbau sein. Will heißen: Wer zwei " linke Hände " hat, der ist klar im Nachteil. 

Nachdem meine bessere Hälfte sich von nahezu sämtlichen " IKEA " - Restbeständen aus den frühen Nachwende - Jahren sowie der Dresdner - Zeit befreit hat, ist unser gemeinsames Domizil in einem leicht anderen Wohnstil umgestaltet worden. Na,ja, die piefig - spießige Wohnwand, innerhalb der neben Bücher - Attrappen, auch noch Tinnef und Nippes steht, wird es bei uns eh nie geben. Auch Tische, Stühle oder sogar Betten dürften kaum unter dem großen Deckel des " Allgemein - Geschmacks " liegen. Allerdings soll neben der Praktikabilität eines Möbel, sodann das Aussehen nicht allzu futuristisch wirken. Bei dem daraus resultierenden Versuchen, die Quadratur des Kreises vorzunehmen, kommt meine bessere Hälfte auf so manchen Lösungsansatz, dessen Umsetzung mir nicht sofort nachvollziehbar erscheint.

Da klingelte es vor einigen Tagen an der Haustür. Nach dem ausgelösten Summton schaute ich sofort auf das Display der elektronischen Haustür - Anlage und sah niemanden davor stehen. So musste ich mich aus dem oberen Stockwerk in den Flurbereich begeben, um selbst nachzusehen, ob hier ein Scherzbold sein Unwesen getrieben haben könnte. Mit nichten! Beim Öffnen der Haustür klappte mir ein mittel - großes Paket entgegen, dessen Inhalt aus einigen schwarzen Metallelementen und einem Satz Befestigungsteilen bestand. Sonst nichts!

Die berechtigte Frage nach dem Sinn jenes Paketinhalts lautete: " Da kommt noch ein zweites Paket! " Aha! Also: Abwarten und Kaffee trinken?

Tatsächlich erreichte uns gestern eine weitere Sendung. Das Prozedere war mit dem Abliefern des wesentlich leichteren Paktes identisch. In den Zeiten, in diesen von Tante " Corona " diktierten Tagesabläufen, da haben die Auslieferungsfahrer der Transportdienste alle Hände voll zu tun. Der längst zur Routine gewordene Online - Handel boomt. Nach dem ehernen Grundsatz: " Time is money ", stellen dann die Mitarbeiter die Pakete einfach vor dem Haus ab, klingeln und brausen in ihren Kastenwagen von dannen. Wohl auch, weil sie uns längst kennen und wissen, dass Rentner nicht nur mehr Zeit haben sondern in " Corona " - Zeiten keine Kurz - Schiffs - oder Flugreisen gebucht haben und damit ihren Allerwertesten zuhause lassen. 

Ich wuchtete das schwere Paket in den zweiten Stock hinauf und stellte es an der Coach des Gästezimmers ab. Meine düstere Vorahnung erklärte mir sodann, dass weder das Paket noch ich allzu lange dort verbleiben dürfen.

Nach dem Brunch und einer kleineren Ruhephase legte ich - immer im Wege des vorauseilenden Gehorsams - richtig los.  

Mit Akku - Schraubendreher, Messer, Handschraubenzieher und gutem Willen bestückt, machte ich mich an die Arbeit. 

Das von meiner besseren Hälfte erworbene Möbel nennt sich Nachttischschrank und war ordentlich in Folie und Styropor sie Papier eingebettet. Nachdem ich mich dieser lästigen Beigaben entledigt hatte, schaute ich mir die Montageanleitung sowie die darin gedruckten Zeichnungen etwas genauer an. Teil für Teil legte ich dann auf den Fußboden und ging nach dem dortigen Bauplan vor. 

Nach zirka einer Stunde hatte ich das gute, zirka 170 Euro teuere Stück zusammen geschraubt. 

Es muss ja nicht mehr " IKEA " sein, aber unkomplizierter geht´s immer!    




OS MUNDI  -  A Question Of Decision  -  1972:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!