Katzen - Trojaner




Der hiesige Markt für Heimtiere setzt bekanntlich mehr als 10,7 Milliarden Euro im Jahr um. Tendenz - dank der " Corona " - Seuche - steigend. Damit gibt der Durchschnittsmichel beinahe genauso viel Geld für seine geliebten Tierchen aus, wie jener, der sich eher auf das Reisen versteift hat ( Umsatz dort: 11,8 Milliarden Euro; Tendenz: wg. " Corona " stark fallend ).

In die breit aufgestellten Heimtiermarkt - Segmente fallen auch Produkte, deren Sinnhaftigkeit einem kritisch eingestellten Tierhalter dann doch arge Zweifel aufkommen lassen. 

Als seit mehr als 50 Jahren eingefleischter Katzen - Fan, der allerdings auch schon in der Hunde -, Kaninchen -, Meerschwein -, Papageienhaltung über einen längeren Zeitraum hinein geschnuppert hat, fiel mir bereits vor vielen Jahren auf, dass die Anbieter von allerlei Gedöns rund um den heiß geliebten Mitbewohner sich so einiges einfallen lassen, um krude Vorstellungen der Tierhalter - Gemeinschaft, die in eine klare Richtung einer " Vermenschlichung " des Tieres gehen, sofort in klingende Münze umsetzen zu können.

Allein die " Sonderabteilung " bei den mutmaßlich führenden Herstellern und / oder Anbietern von Katzen - Artikeln aller Art, nimmt in den einschlägigen Verkaufshallen der Firmen " Fressnapf ", " Futternapf " oder weiteren Konkurrenten gaze Regalseiten ein. Und was es da nicht so alles an Angeboten gibt? Spielzeuge in fast allen erdenklichen Varianten, Kratzbäume in unterschiedlichen Preiskategorien oder Katzenklos, Katzenstreu sowie Katzenhalsbänder für jeden Geldbeutel.

Doch die gehaltene Katze ist nicht selten geneigt, jene überbordende Vielfalt an Artikeln, die mehr oder weniger das tägliche Wohlergehen des Lieblings sicher stellen sollen, einfach zu ignorieren, diese brüsk abzulehnen oder bestenfalls nach einer kurzen Erprobungsphase als völlig uninteressant abzutun.

Wer als Katzenhalter krampfhaft versucht, seinen Vierbeiner - nicht selten als Partnerersatz - beinahe menschliche Züge anzuerziehen, der wird damit kläglich scheitern. Dieses Haustier ist von seinem Wesen her eher non - konform; wenngleich eine Katze ihr bekannte, geregelte Abläufe wünscht. Dieses beginnt mit dem Ritual der Futtergabe, dem Schmusen und Streicheln oder auch vom Halter aus eingegebene, häufig zeitlich angepasste  Handlungen, wie das Verlassen der Wohnung, das Einkaufen sogar der Jahresurlaub. Katzen haben ein exzellent ausgebildetes Langzeitgedächtnis, in dem beispielsweise jene ihnen bekannte Ereignisse erfasst werden. 

Unsere beinahe 11jährige Hauskatze " Nele " ist der letzte Hausstandsvertreter aus der Dresdner Zeit. Sie ist nicht ganz unkompliziert, weil sie als " Drei - Farben - Katze " weitere, nicht selten ärgerliche Eigenarten entwickelt hat. Zu den üblichen Eifersüchteleien mit denen sie ihre eigne Stellung in der Familie unter beweis zu stellen versucht, kommen dann und wann Dinge hinzu, die sich schnell zu einer Unart ausweiten können. So pinkelte " Nele " seit einigen Tagen auf das Kratzbrett ihres Mitbewohners, des Katers " Oskar ". Der ließ sich zwar nicht davon beeindrucken, wir aber schon, denn ihre flüssige Hinterlassenschaften mussten wir aufwischen. Fluchtend nahm ich danach Eimer und Feudel und säuberte mit klarem Wasser die Stelle auf dem Fußboden. Nachdem ich diese zusätzlich mit einem Reinigungsmittel abgesprüht hatte, gab ich die Hoffnung nicht auf, dass " Nele " dorthin nicht mehr pinkeln würde.

Doch: Pustekuchen. Am nächsten Tag war wieder eine Pinkel - Lache erkennbar. 

Wir befragten das all wissende Internet, in dem jede Menge Foren zu und über Katzenhaltung existieren und wo sich jeder - nicht selten - mit kruden Behauptungen, angelesenen Halbwissen, aber auch praktischen Tipps produzieren darf. Meine bessere Hälfte fand heraus, dass " Nele " vielleicht eine Blasenentzündung mit sich herum schleppen könnte. Nach kurzer Beratung kontaktierte sie die Tierärztin. Diese bietet auch Hausbesuche an und hat uns so manches Mal geholfen. 

Nun, Tierärztin Britta erschien noch in den Abendstunden und tastete " Nele " ab. Zwischen ihr und der Katze ist dabei nicht gerade eine Freundschaft entstanden, denn Britta hatte die Katze vor knapp einem Jahr am Kiefer operiert und ihr dabei zerstörte und entzündete Zähne entfernt. Eine langwierige Quälerei ging damit für die Katze zu Ende. Das war nicht ganz billig, aber es musste absolut sein. Seitdem ist das Verhältnis zwischen Britta und " Nele " ein wenig eingetrübt. 

Dieses zeigt sich in der Gestalt, dass " Nele " beim Klingeln an der Haustür wie ein geölter Blitz aus ihrem Ruhe - Modus aufschreckt, los läuft und nicht wieder gesehen ward. Nun ist das Haus nicht so groß, wie jenes, das wir einst in Dresden bewohnten, weshalb ich " Neles " - Versteck sofort aufspüren konnte. Ich führte die Katze zu ihrer Helferin und ließ sie dabei nicht los. 

Tatsächlich, unsere " Nele " hatte sich eine Blasenentzündung zugezogen, was bei älteren Katzen nicht so selten sein soll. Britta puhlte aus einer mitgeführten Tasche eine Arzneimittelpackung hervor und verabreichte dann der Kranken eine der dort in einem Blister eingeschweißten Pillen. Dann übergab uns  das Präparat und erklärte dabei, dass " Nele " jeden Tag zwei dieser Pillen verabreicht bekommen sollte.

Okay, wir werden es versuchen. 

Weil Katzen die Eigenschaft entwickelt haben, selbst aus dem leckersten Lieblingsfutter einen Fremdkörper heraus finden zu können, machte es wenig sind, auf diese Art der erkrankten " Grand Dame " jene Arznei zu verabreichen. Nach längerem Suchen fand sodann meine bessere Hälfte heraus, dass es gegen dieses sattsam bekannte Problemchen von Seiten eben jener Heimtier - Industrie auch ein Hilfsmittelchen gibt. Es wird unter dem Namen " Katzen - Trojaner " geführt. Dieser " Katzen - Trojaner " ist in einer Schachtel ähnlichen Verpackung erhältlich. Hierin befinden sich in Folie eingeschweißte Wurst ähnliche Gebilde, die abgetrennt werden können und dann um die Pille herum gelegt werden, um damit den Geruch der Arznei überlagern.

Nun, gut, Chemie ist Chemie, aber sie kann auch hilfreich sein.

Ich puhlte also nach dem Erhalt der Packung " Katzen - Trojaner " eine Einheit auseinander und ummantelte die Pille mit der Masse. " Nele " schien beim ersten Mal keine Lunte gerochen zu haben und schluckte das Kügelchen herunter. Doch beim zweiten Mal hatte die Katze kein Interesse an dem wohl riechenden " Katzen - Trojaner ". Sie ließ die kredenzte Pille in ihrer Ummantelung einfach liegen und fraß nur das Trockenfutter. Wir waren jetzt genauso schlau, wie vor dem Kauf der " Geheimwaffe " gegen die schlaue Katze und entwickelten deshalb eine kritische Einstellung zu dem " Katzen - Trojaner ". Diese allerdings, half bei der Lösung des Problems, wie einer schlauen Katze eben eine nicht erwünschte Substanz, ein Pille, ein hilfreiches Präparat gegen die entzündete Blase verabreicht werden kann.

Ich erinnerte mich an meine vor langer Zeit gesammelten Erfahrungen als eine Art Zoo - Inhaber, der just neben Katzen auch Hunde, Meerschweinchen, Kaninchen, Papageien, Ponys und gar Pferde zu versorgen hatte. Damals war ein ständiger Tierarztbesuch nicht nur einher gehend mit Zeit und Geld ( beides hatte ich eben nicht ), sondern zudem musste auch ein vom Tierarzt verschriebenes Präparat verabreicht werden. was bei Katzen eher schwierig war.       

Als die Tierärztin unserer " Nele " das erste Mal die Pille gegen ihre entzündete Blase verabreichte, machte sie dabei kein großes Federlesen. Sie nahm das weißliche Etwas zwischen ihre Finger, öffnete mit der linken Hand das Katzenmaul und schob die Arznei hinein. Dann drückte sie der Katze das Schnäutzerl zu und massierte mit dem rechten Zeigefinger den Bereich der Kehle. " Nele " musste schlucken und die Pille verschwand in Richtung Magen, wo sie schnell ihre Wirkung entfaltete. Und gerade diesen Ablauf kannte ich auch von damals. 

Ich präparierte jetzt eine Pille mit der " Trojaner " - Masse, nahm die 2,5 Kilogramm schwere " Nele " auf meinen Schoss und probierte eben den identischen Ablauf zwei Mal aus. Beim dritten versuch klappte es dann. " Nele " hatte die ungeliebte Pille herunter geschluckt. Ich war sehr zufrieden. Sie dann wohl auch, zumal der " Katzen - Trojaner " auch ihren fein ausgeprägten Geruchssinn überlistet hatte.

Manche vom Menschen kreierten Errungenschaften für das geliebte Haustier sind dann doch nicht überflüssig. Es lebe der " Katzen - Trojaner "!



AME SON  -  Je Veux Juste Dire Part I  ( Archer Guitar )  -  Primitive Expression  -  1976:




  

 

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