Die Flodders haben sich getrennt ?


Als wir vor zirka drei Jahren die ersten Vorbereitungen für den geplanten Hausverkauf trafen, hatten wir noch keine konkreten Vorstellungen zu der Höhe des Verkaufspreises. Nach einigen Recherchen im Netz stand dann aber fest, dass ein Makler dabei professionelle Hilfestellung leisten sollte. Dieser wurde uns sodann von einem Mitarbeiter einer Bausparkasse empfohlen.

Bei der Besichtigung indes neigte der Makler zu einem Schnellschluss. Wir sollten das Objekt zu einem deutlich niedrigeren Preis anbieten und er habe hierfür bereits einen Kaufinteressenten an der Hand. Wir lehnten dankend ab.

Sodann zögerte sich das Verkaufsprozedere hinaus. Zumal auch noch die Balkondecke im Wohnzimmer nicht mehr mit machen wollte. Nach Monaten und einigen sehr aufschlussreichen Begegnungen mit Kaufwilligen, kam es dann im April des vorletzten Jahres zu einem Notartermin in Dresden.

Das Käufer - Ehepaar machte einen solventen Eindruck und war sichtlich bemüht, die erforderlichen Informationen über die Finanzierung und vor allem jene zu der Beschaffenheit des Objekts zu erhalten. Die treibende Kraft dabei war aber die Ehefrau. 

Dann wurde es nicht nur für uns ernst. Der geplante Umzug von Dresden nach Eching stand am 30. April an. Damit musste auch das akademisch ausgebildete Ehepaar Farbe bekennen. Es war klar, dass ein älteres Haus nicht nur zum Vorzeigen taugt. Vornehmlich verursacht dieses hohe Kosten, vor allem dann, wenn für die geplanten Umbauarbeiten ständig Handwerker bestellt werden müssen. Aber auch die Gartenarbeiten sind zu erledigen. Will der Eigentümer nicht für jeden Spatenstich eine Firma beauftragen, gilt hierbei der eherne Grundsatz des " Selbst der Mann ".     

Es ist wie es ist.

Akademiker neigen nicht selten dazu, handwerklich eher ungeschickt zu sein. Der Volksmund spricht dann von " zwei linken Händen " ( was sich auf die Ahnungslosigkeit im sehr weiten Feld des Handwerks bezieht ). 

Die Erwerber, die neuen, die stolzen Eigentümer des Dresdner Hauses, traten an, um ihr erworbenes Objekt nach ihren eigenen Vorstellungen umzugestalten. Schon dieses Vorhaben dürfte in jener vorliegenden Konstellation des eher verkopften Ehemannes und der recht burschikosen, aber dafür selbst mit zupackenden Ehefrau, als berühmter Ritt auf der Rasierklinge zu bewerten sein.

So werkelte das Ehepaar vor sich hin. 

Zunächst wurde das Bambusbeet enthauptet. Die ebenso störenden Büsche und Ziersträucher radikal gestutzt oder gar entfernt, um ein Schwimmbassin mit Holzrand ( das als " Pool " vollmundig angekündigt worden war ) dort aufzustellen. Nun, ja, die Geschmäcker sind eben sehr verschieden. Ob ich allerdings die Park ähnliche Grünanlage derart verunstalten muss bleibt dahin gestellt. Was bei uns allerdings heftiges Kopfschütteln hervor rief, war die zeitliche Abfolge jener umgestalterischen Aktivitäten.

Sicherlich könnte ein unbedarft heran Gehender sich die existenzielle Frage stellen: " Was war zuerst da? Das Ei oder die Henne? ". Doch die logische Reihenfolge wäre gewesen, zunächst jene Arbeiten zu erledigen, die im unmittelbaren Wohnumfeld stehen. Sprich: Erst das Haus, dann der Garten!

So hörten wir von dem nachbarlichen Buschfunk, dass auch das Bad umgestaltet wurde. Ein nicht gerade billiges Projekt, denn neben der entfernten sanitären Anlagen, der darauf folgenden Neuinstallation durch einen Klempnerbetrieb, mussten auch Maurer - und Fliesenlegerarbeiten. Mutmaßlich dürften auch die Elektroinstallationen erforderlich gewesen sein. 

Dann wurde die einstige Küche zu einem Arbeitszimmer umgemodelt. Aus dem vormaligen Schlafzimmer wurde wieder die Küche. Die großzügig angelegte obere Terrasse erhielt wieder Fenster und war alsdann reiner Wohnraum.

Dass dann die teure Pellet - Heizungsanlage ausrangiert werden musste, weil sie eben nicht ganz störungsfrei funktionierte und statt ihrer ein Gaskessel installiert wird, löste bei uns erneut dauerhaftes Unverständnis aus. Aber, gut, jeder Mensch ist eben anders gepolt und nicht mit einem ausreichenden technischen Verständnis ausgestattet. 

So wurschtelten die Nachfolger vor sich hin.  

Ab und an erhielten wir einen kurzen Sachstandsbericht zu und über einige vergebliche Aktivitäten aus der ehemaligen Nachbarschaft. Hierin war deutliches Bedauern über unseren Wegzug zu vernehmen. Ja, es war ein mehr als interessanter Lebensabschnitt, jene Jahre ab 2005 ff, in denen sich viele Dinge ereigneten, die durchaus jene Achterbahnfahrt des eigenen Lebens widerspiegeln. 

Doch, es gibt auch einen Zeitpunkt im Leben, der sich nur schwerlich aufschieben lässt. Der Eintritt in das Rentenalter. Hiernach sollte sich jeder Mensch kritisch fragen ( lassen ): " Was kommt danach? "  Sicherlich auch die Tatsache, dass  M(m) an(n) / Frau eben nicht das langsam Älterwerden ignorieren darf. Hiermit verbunden ist die sich ergebene Frage, ob das bisherigen Lebensumfeld das passende wäre.

Tja, der Verkauf liegt nun wieder zwei Jahre zurück. Inzwischen floss sehr viel Wasser die Elbe, Isar und Weser herunter; vor allem aber knallte Tante " Corona " in unserer aller Leben hinein und brachte so manches - sehr oft mühsam - aufgebautes Konstrukt des eigenen Daseins ins Wanken, wenn nicht gar zum Einsturz.

Vor einigen Wochen erhielt meine bessere Hälfte eine Whats App - Nachricht von unserem einstigen Nachbarn. Hierin enthalten war ein Bild eines Garten - Komposters, in dem jede Menge Küchenabfälle zu erkennen waren. Auf anderen, zuvor zugesandten Bildern, war eine vormals eingebaute Duschwanne zu erkennen. Sie stand auf dem von uns einst angelegtem Kiesweg und gammelte vor sich hin.

Unser einstiger Nachbar ließ sich zu der - sehr gewagten - These hinreißen, dass es - nicht nur - wegen des sehr ambitioniert aufgestellten Gartenabfallbehälters eher wie bei " Flodders " aussehe.

Jäh, wer oder was sind denn " Flodders "? 

Erst gestern habe ich jene - eventuell - vorhandene Bildungslücke geschlossen und im Netz recherchiert.   

https://de.wikipedia.org/wiki/Flodder_–_Eine_Familie_zum_Knutschen

Aha, ein Kino - Klamauk aus den 80ern und 90ern. Okay, sinnfreie Kost zum Vergnügen aller Mühsamen und Beladenen. Aber, zutreffend? Das mag sein, wenn es um das preußisch geprägte Ordnungsbild geht, dessen widerspenstige Handlungen sich alsdann als störend für das Umfeld zeigen. Aber, bitte schön! Da lase ich denn eher den Alten Fritz auftreten, der da behauptete, dass in seinem Staat Jeder nach seiner Fasson selig werden dürfe.

Dennoch ist es gestattet, auch in diesem Fall zu hinterfragen: " Wie lange kann das noch gut gehen? " 

Vorgestern erhielt meine bessere Hälfte nun die mit einer - überwiegend begründeten - Vermutung versehenen Nachricht, dass der ( noch ) Herr des Hauses Nummer 10 ausgezogen sein könnte und statt seiner, die Eltern der ambitionierten Medizinerin im Garten herum fuhrwerkten. Boah, ey, dat ging dann doch sehr schnell!

Vielleicht sollten sich unsere Befürchtungen dann doch bewahrheiten, dass zwar auf jedem Topf eine Deckel passt, aber so ein High Tech - Gefäß von " Fissler ", " WMF " oder " Falk Culinar " nicht mit einem " IKEA " - Deckel kompatibel ist. Will heißen: Es passen dann eben Frau und Mann nicht zusammen, wenn sich bei veränderten Lebensumständen das Anforderungsprofil erweitert. Aus einem verkopften Akademiker an der Universität wird nun mal kein Handwerker. 

" Flodders " blieben auch später noch " Flodders " und ein Mann kann zwar durchaus eine lernfähige Einheit abgeben, aber kein Roboter, der auf Knopfdruck funktioniert. Weshalb so manche erwünschte Zweisamkeit in Form der von den Schwarzen nach wie vor präferierten Ehe zwischen Frau und Mann, alsdann an ihre Grenzen kommt. 



EXMAGMA  -  Tonjes Dream Interruption  -  1973:


    



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