Hannah und Mikail aus der Ostukraine


Mit jedem Tag, an dem wir über die Nachrichtensendungen jene Bilder von zerbombten Häusern, Wohnblöcken und Straßen in der Ukraine sehen, wächst die Wut in uns. Wut auf diesen Schlächter, der dort als alter, kranker Mann in einem Prunkpalast inmitten der Millionenstadt Moskau residiert und sich zum Richter über Leben und Tod aufgeschwungen hat. Das konnte er nur, weil er uns alle in Europa, im Westen, in Deutschland, jahrzehntelang an der Nase herum geführt hat. Ein Wolf im Schafspelz, könnte die Beurteilung des Kreml - Herrschers Putin lauten.

Obwohl die EU, die NATO und jene Warnungen aus den osteuropäischen Ländern, sich nicht in eine zu große Abhängigkeit von den Energielieferungen und der damit verbundenen, Pseudo - Friedenspolitik Russlands zu begeben, ist die Europäische Union und mit ihr vornehmlich Deutschland sehenden Auges doch dort hinein gerutscht. Russland führt einen Krieg gegen die ukrainische Zivilbevölkerung, den wir damit indirekt finanzieren. Eine perverse Situation also, aus der alle EU - Staaten nur noch gemeinsam heraus manövriert werden können.  

Vornehmlich heißt es jetzt aber auch - Waffenlieferungen hin, die Art derer, her - den betroffenen Menschen aus dem östlichen Land irgendwie zu helfen. Diese Hilfe kann vielfältig sein. Nicht nur Geld - und Sachspenden sind jetzt wichtig, sondern vor allem die Vermittlung von akzeptablen Wohn - und Lebensverhältnissen für diejenigen Menschen aus der Ukraine, die es bis nach Deutschland geschafft haben.

Nach einigen Missverständnissen und nicht wenigen Irritationen ist unser Tochter seit dem Wochenende eine Ukrainerin mit einem schulpflichtigen Sohn vermittelt worden. Sie beabsichtigt ab dem 1. Juni vorübergehend im Gästezimmer des dortigen Hauses zu wohnen. Okay, das ist nicht die optimale Lösung, aber immerhin eine Verbesserung zu dem, was sie zuvor als vorläufige Unterkunft bei einer sechsköpfigen Familie in einem Ort bei Dachau geboten bekam. Ein Bad mit weiteren sieben Personen teilen zu müssen dürfte eher suboptimal sein. Und auch sonst waren die Wohn - und Lebensverhältnisse dort eher bescheiden.

Nun kann die Ukrainerin, die fließendes Englisch spricht, sich ein Jahr Zeit lassen, um ihre Suche nach einer eigenen Wohnung und einem besseren Job zu intensivieren.

Ihr Sohn Mikail bekam ein ausgemustertes Fahrrad aus der Familie einer Arbeitskollegin unserer Tochter geschenkt und strahlte, weil es ein leicht verspätetes Geburtstagsgeschenk war. Nun fährt er fleißig auf der " ulica " herum. In den nächsten Tagen darf er sich in der nahe gelegenen Grundschule anmelden. Ein Stückchen Normalität kehrt zurück.

So verschieden die Menschen nun einmal sind, so unterschiedlich haben sich auch deren Lebensgewohnheiten ausgeprägt. Den ukrainischen Damen, die sich die Unterkunft davor angesehen hatten, war der Weg zu der vorhandenen S-Bahnstation zu weit. Tja, wer angesichts des Krieges, der nunmehr seit über 3 Monaten in ihrem Heimatland tobt, als gerade noch Davongekommener hoch geschraubte Ansprüche verwirklicht haben möchte, sollte sich wohl eher fragen, ob diese nicht der Realität entsprechen, die an der eigenen Lebenslage jetzt zwangsläufig gekoppelt sein müsste.

Der jetzigen Mitbewohnerin und dem Sohn gefällt es hier jedenfalls.  


GOLDEN EARRING  -  This Is The Other Side Of Life  - Seven Tears  -  1971:





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