Noch keinen Koffer in Stockholm


 Gestern war Samstag, der 14. Mai 2022. Für viele ein arbeitsfreier Tag. Dazu spielte auch das Wetter mit. Nach einem eher bedeckten, mäßig warmen Morgen, wurde es dann ab dem frühen Nachmittag richtig kuschelig. Nahezu ideales Grillwetter. Deshalb zogen in den Abendstunden nach Holzkohle und angebranntem Fleisch geschwängerte Duftschwaden durch unseren Garten. Die Nachbarn hatten ihren Holzkohlegrill angeworfen. Später vernahm ich aus dem nahe gelegenen Hollener See laute Musik, Stimmengewirr und dazu Lachen. Auch dort hatten es sich einige Feierfreudige bequem gemacht. Es hätten Jugendliche gewesen sein können, die die " neue Freiheit ", jenseits der beiden belastenden " Corona " - Jahre, nun in vollen Zügen, bei Bier, Pizza und Rap - bis Hip Hop - Geplärre genießen wollten.

Das war unserer Tochter an diesem Samstagabend verwehrt. Sie befand sich auf dem Rückflug von Seattle m US - Bundesstaat Washington. Hier hatte sie einen 10 tägigen, beruflich bedingten Aufenthalt beendet. Seattle ist nämlich der Konzernhauptsitz von " Microsoft ". Die knapp 745.000 Einwohner zählende Stadt ist bekanntlich die größte des Bundesstaates, der am nordwestlichen Zipfel der USA liegt. Washington zählt zirka 7,7 Millionen Einwohner. 

Vor vielen Jahren war mir noch nicht klar, dass Washington und Washington, nicht gleich Washington ist. Denn die gleichnamige Bundeshauptstadt im US - Staat Columbia, liegt satte 3.700 Kilometer Luftlinie oder knapp 4. 500 Kilometer Fahrtstrecke voneinander entfernt. Die reine Flugzeit beträgt mehr als 5 Stunden; die Netto - Fahrzeit mindestens 49 1/2 Stunden.

Tja, also da sind mal eben eine Minute Flugzeitverspätung eigentlich ein Fliegenschiss. Eigentlich! So nicht bei dem Rückflug unserer Tochter aus dem 8.476 Kilometer von München entfernten Seattle. Im Idealfall könnte die Netto - Flugzeit 11 Stunden und 7 Minuten betragen. Doch, dass sind alles nur theoretische Überlegungen und eher thematische Berechnungen, die nicht selten an der gegebenen Realität weit vorbei gehen.

Und diese sieht für so manchen Flugreisenden nicht selten frustrierend aus. Es kommt auch in den Post -  " Corona " - Zeiten regelmäßig vor, dass ein gebuchter Flug verspätetet beginnt. Warum, wo und wie auch immer, es ist selbst in 2022 keine Seltenheit. Damit kann, sollte, ja, sogar muss ein Fluggast leben. 

So hob denn an jenem Samstag, den 14. Mai 2022, die Passagiermaschine der Icelandair bereits mit Verspätung in der US - amerikanisch Stadt ab. Dort war es erst Freitagabend, denn der Zeitunterschied beträgt immerhin 9 Stunden. Diese Verspätung holte die Linienmaschine dann doch nicht mehr auf. In Reykjavik landete der Flieger mit einer Minute Verspätung. Zu spät, für alle Fluggäste, die den Anschluss nach München gebucht hatten. Die - darunter auch unsere Tochter - mussten nun umdisponieren. Nur, wie? Weil guter Rat zum Service der Fluggesellschaften gehören sollte, erfuhr diese, dass ein Weiterflug von der isländischen Landeshauptstadt nach Stockholm in Schweden und von dort nach München möglich sei.

Gesagt, getan!

So nahm die in Island Gestrandete denn jenen Umweg über die schwedische Stadt in Kauf. Wodurch allerdings der zuvor in Seattle eingeladene Reisekoffer nicht mit transportiert werden konnte. Der blieb im isländischen Reykjavik und wurde dort bis zum nächsten Flug nach München zwischen gelagert. Der geht allerdings erst am Dienstag, den 17. Mai 2022. So landete unsere Tochter nach mehr als 18 Stunden Flugzeit am Samstag gegen 18.00 Uhr in München. Somit allerdings kofferlos.

Was sich sonst als Horrorszenario für jeden Fluggast entwickeln könnte, blieb in diesem Fall nahezu folgenlos. In dem Koffer befanden sich weder Geldbörse nebst Kreditkarten und Ausweis sowie weitere Dokumente oder etwa der Haustürschlüssel, sondern " nur " Bekleidungsstücke .  

Glück gehabt?

Meiner besseren Hälfte hatte dieses vor vielen Jahren anlässlich einer Dienstreise von Dresden über München nach Florenz zu einer EU - Netzwerk - Tagung nicht. Der Flieger konnte wegen einer technischen Panne in München nicht landen. Die Maschine wurde nach Düsseldorf umgeleitet, wo allerdings auch der Koffer blieb, denn das Flugzeug nach Dresden durfte kein Gepäck mehr aufnehmen. So flog sie denn ohne Koffer in die sächsische Landeshauptstadt zurück. Von dort hätte sie nach Chemnitz weiter fahren müssen. Weil in dem Koffer aber der Autoschlüssel für den Dienstwagen, der Wohnungsschlüssel sowie sämtliche Papiere verstaut waren, musste sie bis 23.30 Uhr am Dresdner Flughafen warten, ehe der Koffer dort mit der letzten Maschine ankam.

Nun, nicht immer ist Fliegen schöner!


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