SOKO Wismar: " Wir legen los, die Straßen lang... " - Teil I.




Seit  mehr als 17 Jahren kredenzt der Rentnerkanal aus Main seinem schrumpfenden und immer älter werdenden  Millionenpublikum eine Kriminalserie mit dem sinnlichen Titel " Soko Wismar ". Ein Ende scheint noch nicht absehbar. Immerhin haben solche Dauerlutscher den Vorteil, dass der deutsche Michel sich hierbei auf keine revolutionären Umgestaltungen einstellen muss. Diese Art von Bekannten gibt es ja seit Gründung des Zweiten. Einst waren es " Der Alte " und " Derrick ", die bis zur Pensionierung die Bösen in diesem, unserem, Lande jagten und zur Strecke brachten. Irgendwann erfreute sich auch ein französischer Kollege mit dem Namen " Maigret " der allgemeinen Beliebtheit unter den zu jener Zeit noch voll im Saft stehenden Kriegsgenerationen sowie deren Kinder.

Dass Krimis, landauf und landab, immer noch eine - wenn auch abnehmende - Akzeptanz erfahren, liegt vor allem daran, dass es deren in Hülle und Fülle gibt. Hier wird von Flensburg über Rosenheim, von Frankfurt / Oder bis Frankfurt / Main permanent ermittelt. Und selbst in den abgelegensten Orten und Regionen, in den es mehr Funklöcher als Misthaufen und schönere Kühe als Einwohner zu geben scheint, sitzt die Knarre im Halfter / Polster immer schön locker und wartet darauf, den fiktiven Verbrecher nolens volens zur Strecke bringen zu können.

Das ZDF, der ergraute Sender in der grauenhaften Medienlandschaft, durfte sich gar eine Zeit lang, " der Krimi - Sender " schimpfen. Davon sind die über bezahlten Männer und wenigen Frauen hoch oben auf dem Lerchenberg in ihrem Prunkpalast, der auf Kosten der Zwangsgebührenzahler aus dem Boden gestampft wurde, wieder abgerückt. Zu viel Blut, ohne Sex und Niveau, schadete dem eigenen Image.

Allerdings blieben hiervon die " Soko " - Serien unangetastet. Sie werden weiterhin fleißig abgedreht. Ob nun in Stuttgart, Köln, München und sogar in Kitzbühl sowie im freundlich - feindlich eingestellten Wien, gibt es diese Sonderkommissionen zur Aufklärung von Untaten, die sich nicht selten schablonenhaft über einander legen lassen ( https://www.zdf.de/serien/sokos-im-zdf ).

Aus dem flächendeckenden Konzept, kriminalistischen Irrsinn dem ergrauten Glotzer etwas näher bringen zu wollen, entsprang auch die seit 2004 laufende Serie " Soko Wismar ", die - so ja der Titel - in der Hansestadt Wismar ( HWI ) in Mecklenburg - Vorpommern spielt.

Inzwischen hat sich dabei nicht nur das Personal wesentlich verändert, sondern auch der dazu gehörige Titelsequenz, der Filmeinspieler also. Geblieben ist allerdings die hierzu erklingende Musik. Kein geringerer Sänger als Udo Lindenberg bringt diese dem Zuschauer herüber.   


https://de.wikipedia.org/wiki/SOKO_Wismar

https://www.zdf.de/serien/soko-wismar

Nun, aus der Unzahl der mittlerweile gesendeten Folgen haben wir uns kürzlich wieder drei Filme in der Mediathek heraus gesucht.

Zunächst war es der Titel " Nach der Ebbe kommt der Tod ". Der auf eher Spielfilmlänge von 88  Minuten ausgedehnte Krimi startet denn eher harmlos. Reuter, der leitende Polizeibeamte, und die Rechtsmedizinerin Dr. Helene Sturbeck möchten einige Tage auf der mehr als 260 Kilometer entfernt liegenden ostfriesischen Insel Langeoog verbringen. Diese Reise hatten beide in einem Kreuzworträtsel gewonnen. Nach einigem Geplänkel zwischen dem eher drolligen Paar, gerät der Aufenthalt zum Kriminalfall. Helene findet während eines Strandspaziergangs mit einem ihr anvertrauten Hund ein in den Dünen vergrabenes menschliches Skelett. Damit ist die beschauliche Zeit auf der Insel in der Nordsee vorerst vorbei. Helene animiert den dicklichen Dienststellenleiter aus der Hansestadt bei der Suche nach der Identität der menschlichen Überreste Hilfestellung zu leisten, denn die zunächst zuständige Polizeibeamtin scheint ein wenig überfordert zu sein und vom Festland kann zunächst keine Unterstützung erfolgen, denn dort haben es die Kollegen just mit einer Geiselnahme zu tun.

Was sich auf fast 1 1/2 Stunden ausdehnt, erscheint dem Zuschauer im Nachgang als eine Melange aus mit einem kräftigen Schuss Lokalkolorit behafteten Handlungen vorzukommen, in denen es dann und wann an etwas deftigen ostfriesischen Humor nicht fehlen darf. Hierin kommen denn auch einige durchaus menschliche Unebenheiten vor, wie beispielsweise die etwas holprige Liebesbeziehung zwischen der Inselpolizistin und dem Mitarbeiter auf der Inselfähre, die ehelichen Unwägbarkeiten, das Umfeld im Familienleben eines wohlhabenden Paares ( die " Kennedys von Langeoog " ) sowie eine Reihe von Höhen und Tiefen im zwischenmenschlichen Bereichen, spielen hierbei auch eine Rolle.

Nun, letztendlich helfen Reuter und Helene mit, den Fall aufzuklären. Es war weder Mord, noch Totschlag, sondern ein tragischer Unfalltod, der die 20jährige, zuvor Vermisste, ereilte. Beim Liebesspiel mit nämlich jener späteren Toten, wird der Insel - Künstler von seiner zuvor Geliebten ( der Ehefrau des neureichen Insulaners, dem Kennedy von Langeoog ) ertappt. Die Ehefrau des Neureichen flippt aus und attackiert jene jung Gespielin, die auf einem Metallgegenstand schlägt und sich dabei eben tödlich verletzt.

Dass der Insel - Künstler zuvor noch Reuter niederschlägt, weil diese das vorher von ihm entwendete Dünen - Skelett in eines seiner Objekte einbettet, ihn dann und dazu noch Helene im Watt entsorgt, gehört leider zu den Holperigkeiten im Handlungsschema des Krimis aus Wismar. So richtig nachvollziehbar wird jener Ablauf nicht, weil es dafür eigentlich keinen Grund gibt. Weder hat der Künstler unmittelbar mit dem Tod der Gespielin etwas zu tun, noch hätte er ihre Leiche in den Dünen entsorgen müssen. Dieses war einzig und allein Sache seiner einstigen Geliebten, der Ehefrau des neureichen Langeoogers. 

Egal! Spanned war es dennoch. Und, warum soll die Soko aus der mecklenburgischen Hafenstadt nicht mal in Ostfriesland ermitteln? Da gibt es auch einen Menschenschlag, der dem ihrigen ähnelt. Wortkarg, skeptisch gegenüber Fremden und irgendwie insgesamt gesehen, sehr schrullig. Küstenmenschen, eben! 


ORANGE WEDGE  -  Keep On Livin´ -  Wedge  -  1972:

           





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!