Katzen - Terror?


Langsam, aber dafür umso sicherer, bewegt sich die nördliche Erdhalbkugel in Richtung des kalendarischen Sommeranfangs. Damit steht auch fest, dass die Tage immer länger, die Nächte dafür kürzer werden. Nicht nur der Bewohner auf der Erde stellt sich irgendwie darauf ein, nein, auch die Natur hat sich längst diesen Bedingungen unterworfen.

Die mittlerweile eingetroffenen Zugvögel beginnen mit der Paarung und dem Nestbau oder dem Brüten und begrüßen jetzt jeden Morgen durch lautes, vernehmbares Gezwitscher den neuen Tag. Das dürfte wohl auch der Weckruf für unsere drei Stubentiger sein. Die Katzen beginnen sodann mit ihren Aktivitäten, die einzig und allein dem Zwecke dienen, mich aus dem warmen Bett zu komplementieren, damit sie ihre Futterration erhalten.

Da wird an dem Sitzkissen gekratzt, da wird quer über das Bett gesprungen und da wird laut im Katzenklo herum geschabt. Dazu gibt es ständige, deutlich hörbare Laute, die da eindeutig sagen: " Steh´endlich auf, wir haben Hunger!"

Das war auf gestern sowie heute Morgen der Fall.

Langsam sammele ich meine ersten Gedanken in meinem, sich noch auf dem Kissen liegenden, ergrauten Haupt. Dazu drücke ich mein rechtes Bein aus dem Bettbezug und lasse den Fuß ein wenig kreisen. Nachdem ich meine Augen halbwegs aufgeschlagen habe, versuche ich die Zeit an der Wanduhr zu eruieren. Es ist noch zu dunkel. Ich breche meine Bemühungen ab und drücke auf der " Garmin " - Uhr herum, um die Beleuchtung einzuschalten. Endlich! Nein, das darf doch nicht wahr sein! Es ist erst 4. 50 Uhr! Diese elenden Krawallos, diese Katzen, diese Terroristen!

Ich schäle mich widerwillig und im Zeitlupentempo aus dem Bett. Die Nacht war regnerisch und es ist deutlich kühler geworden. Keine 18 ° C mehr, so wie es in den Tagen davor der Fall war. Ich schleiche in das gegenüber liegende Badezimmer. Auch hier ist es wesentlich angenehmer als gestern, vorgestern und am Montagmorgen.

Während ich den Mund mit kaltem Wasser ausspüle, meine beiden Prothesen reinige und wieder einsetze, haben sich alle drei Krawallmacher im Abstand von zirka 30 Zentimetern um mich herum versammelt. Sie gucken mich erwartungsvoll an.

" Ey, Alder, mach hinne, wir haben Kohldampf! ", so oder so ähnlich interpretiere ich ihre Blicke. Nach der ersten Morgentoilette schlurfe ich ein Stockwerk tiefer in die Küche. Ich schaue aus dem Fenster. Im Osten graut der neue Tag heran. Es ist inzwischen kurz vor 5.00 Uhr. Ich gehe zum Kühlschrank und nestele in dem oberen Fach eine angebrochene Dose Katzenfutter der Marke " Feringa "  heraus, ziehe den Gummideckel ab, gehe zum Küchenschrank, ziehe die Schublade auf und nehme einen Teelöffel aus dem Fach. 

Die drei Vierbeiner haben inzwischen den Küchentresen in Beschlag genommen. Mit steil aufgestellten Schwanz stehen sie auf der Steinplatte und schauen mich an. Ich gehe zum ersten Unterschrank, öffne die Tür, ziehe drei Katzenfutternäpfe hervor. Es klappet dabei ein wenig. Unsere drei Schmuser wissen sofort, was die Stunde geschlagen hat. Mit einem Satz haben sie den Fußboden erreicht und stehen schräg neben mir an den Futternäpfen. Dann geht alles sehr schnell.

Binnen weniger Sekunden sind ihre Köpfe an den Futternäpfen. Ich gebe je 1 1/2 Teelöffel in den Napf und schaue ein wenig amüsiert dabei zu, wie die drei hungrigen Jäger das Futter vertilgen. Es gibt noch einen Teelöffel Nachschlag, ehe ich die Dose wieder verschließe und in den Kühlschrank zurückstelle. Dann schlurfe ich - immer noch nicht so richtig wach - nach oben in das Schlafzimmer und lege mich wieder ins noch warme Bett. Aus der Küche kommend, legen sich alle drei Kater wieder auf den Sitz im Schlafzimmer. Sie ruhen bis ich nach zirka einer 3/4 Stunde, genervt von dem Abrollgeräuschen der auf der A 92 vorbei jagenden Autos und den im 20 Minuten - Takt heran rauschenden S - Bahnen erneut aufstehe. An Schlaf war eh nicht mehr zu denken.

Wer sich Katzen als Haustiere anschafft, sollte in jedem Fall berücksichtigen, dass ihre Liebe zwar unendlich sein kann, aber immer durch den Magen geht. 

 

AUNT MARY  -  I Do And I Did  -  1970:


  


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