Schnappatmung


Vor einigen Tagen lag ein Brief , genauer gesagt, ein Großbrief, so ein weißer DIN A4 - Umschlag in unserem Postkasten. Der Name des Adressaten ist uns seit mehr als einem Jahr geläufig. Es handelte sich um ein Schreiben einer so genannten Abrechnungsstelle aus Dortmund, der Stadt des ewigen FC Bayern - Hinterherläufers. Das nur so ganz nebenbei.

In dem weißen DIN A4 - Großbrief (  Porto inzwischen 1,65 Euro ) befand sich das, was nach dem Ende der Gebisssanierung auf meine bessere Hälfte gnadenlos zu kommen musste: Eine über mehrere Seiten aufgelistete Leistungsbeschreibung des Zahnarztes aus den nahe gelegenen Unterschleißheim.

Tja, was hier fein säuberlich aufgegliedert worden war, entsprach in der Endsumme den Wert eines - zumindest gebrachten - Kleinwagens. Mehr als 17.500 Euro betrug die Gesamtsumme der zahnärztlichen Leistungen. Wenn wir dann die weiteren zirka 4.500 Euro, die bereits im vergangenen Jahr peu a peu auf das Konto der Dortmunder Finanzdienstleistungs -  GmbH geflossen waren, noch hinzu addieren, macht die Zahnarztrechnung tatsächlich einen Klein - PKW aus.

Meine bessere Hälfte bekam zunächst eine kurzzeitige Schnappatmung, als sie die Summe sah. Denn von den zirka 17.500 Euro sollte die Krankenkasse ( die AOK, die Gesundheitskasse ) ungefähr 5.000 Euro gr0ßzügiger Weise als Festzuschuss übernehmen. Doch die, ein unechtes Factoring leistende Finanz - GmbH sandte den Heil - und Kostenplan zusammen mit der Abrechnung zurück und verwies darauf, dass meine bessere Hälfte als AOK - Mitglied, doch bitte schön die zugesagte Teilkostenübernahme bei der Gebisssanierung eigenständig einfordern möge. 

So schrieb ich der AOK für Sachsen und Thüringen in Dresden einen kurzen Brief, legte das gesamte Rechnungskonvolut bei und schickte den Sermon für wiederum 1,65 Euro mit der Post nach Dresden.

Nun warten wir, dass die AOK die zugesagte Summe überweist.

Wer solche Zahnarztleistungen nicht finanzieren kann, bekommt die AOK - Standard - Kauleisten. Die kosten nur zirka 500 Euro, taugen aber nichts.

Gesundheit in den Zeiten des Krieges ist zwar was besonderes und - wie wir längst alle wissen - nicht unbedingt selbstverständlich. Ein gesundes Leben mag zwar ein hohes Alter garantieren, doch was bring es, wenn ich dafür solche horrenden Summen zu bezahlen habe?

Und so fliegen uns jene betrügerischen Schurkenstücke der DDR - Zahnärztin einerseits und die Nichtskönner und Pfuscher in der BRD andererseits wie ein Bumerang um die alten Ohren. Aber, wer möchte schon weitere Jahre mit Ruinen im Mund herum laufen? Dann lieber in den sauren Apfel beißen und bei dem Lesen derartige Rechnungen eine kurzzeitige Schnappatmung riskieren. 



MUSHROOM  -  Crying For You  -  1971:



     

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