Keinen Glauben
In einer Teletextmeldung des " Ersten " las ich kürzlich, dass die Mehrzahl aus einer ausgewählten Gruppe befragter Jugendlicher den traditionellen Medien nicht vertrauen würden. Wer etwas unbedarft an eine solche veröffentlichte Studie heran geht, könnte in den Irrglauben verfallen, dass junge Menschen - anders als die befragte Mehrheit in anderen Altersgruppen - den erreichbaren Hauptmedien hinsichtlich derer Tätigkeit keinen Glauben schenken.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-08/jugendliche-misstrauen-medien-studie-verschwoerungstheorien
Um jenen Humbug, der sich hinter solchen Behauptungen, die dann auch noch von jenen Medien, die hiervon betroffen sind, in die Öffentlichkeit kolportiert werden, als solchen zu entlarven, bedarf es nur eines Blickes in die Zahlen zur aktuellen Bevölkerungsstatistik. Hiernach sind per 31. 12. 2021 ( also aktuell ) 13,86 Millionen ( !!! ) Personen in Deutschland registriert, die der Altersgruppe von Jugendlichen und Kindern unter 18 Jahren zugeordnet werden können. Hiervon ist die Mehrheit, nämlich rund 6,8 Millionen ( !!! ) Kinder in einem Alter von 6 - bis einschließlich 14 Jahren.
Um den - wohl beabsichtigten - Nonsens, der hinter der obigen Meldung zu erkennen, reicht ein Vergleich der, von dem Pharma - Konzern " BASF " in Auftrag gegebenen Studie, Zahl der Befragten ( angeblich Befragten ) mit der Zahl der in Deutschland lebenden Altersgruppe aus. Es sollen " nur " 1.500 Kinder / Jugendliche bei der Studie herangezogen worden sein. Das sind - nach Adam Ries - lediglich 0,022 % aus dieser Bevölkerungsgruppe.
Ist eine derart kleine Gruppe repräsentativ?
Wir Rechtsgelehrten würden hierauf salomonisch antworten: " Es kommt darauf an. "
Als studierter Ergrauter sage ich aber: " Das ist unlauter, das ist Scharlatanerie in Reinkultur! "
Dass nun ausgerechnet die an den Pranger gestellten einen solchen Schwachsinn veröffentlichen, rechne ich der noch bestehenden, so genannten Sauren Gurkenzeit zu, innerhalb derer sich Medien mit dem Verbreiten von allerlei Unsinn nahezu übertreffen.
Nimmt ein gegenüber den Öffentlich - Rechtlichen eher kritisch Eingestellter die aktuellen, sehr unappetitlichen Fälle in den Landesrundfunkanstalten von RBB, MDR und auch NDR sowie jene handfesten, weil justiziablen Skandale ( Kika, Jürgen Emig beim HR, Wilfried Mohren, Udo Foht, MDR ) und weitere, oft nur auf den zweiten Blick erkennbare Ungereimtheiten ( zu hohe Gehälter, Privilegien und Prunkbauten sowie sündhaft teure, aber nicht funktionierende, technische Ausstattungen, ZDF, Nachrichtenstudio ) zum Maßstab, so könnte sich das Bild eines Selbstbedienungsladen auf Kosten der Zwangsgebührenzahler ergeben.
Allerdings sind derartige Ausreißer so neu nun auch wieder nicht. Einige Beispiele aus den vergangenen Dekaden ( Werner Höfer, WDR, Internationaler Frühschoppen, " Hinrichtungshymne, NSDAP - Mitgliedschaft; Ernst Huberty, WDR, Sportchef, übersetzende Reisekostenabrechnungen; Fritz Klein , NDR, Unregelmäßigkeiten / Fehler bei der Fernsehrechtevergabe zum Tennisturnier in Wimbledon ) lassen durchaus erahnen, dass es einige, wenn auch wenige, Damen und Herren in den ÖRs mit dem Grundsatz von Treu und Glauben, dann doch nicht so genau nahmen.
Dass bestimmte Mitarbeiter einer Fernseh - und Rundfunkanstalt ihre Präferenzen für bestimmte politische Parteien, diverse Sportvereine oder Musikgenres auch innerhalb der von ihnen moderierten Sendungen offen bekunden dürfen, dürfte ebenfalls so neu nicht sein. Auch für Bedienstete eines vom Zwangsgebührenzahler alimentierten Senders gilt Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes. Solange sie sich dem eigenen Arbeitgeber gegenüber loyal verhalten und die FDGO damit nicht in Abrede stellen. So verlangt es zumindest die Judikatur.
Und so sei damit auch so manchem Mitarbeiter der ÖRs ob seiner Slapsticknummern innerhalb und außerhalb seines Dienstes, für den er /sie nahezu fürstlich aus dem großen Topf der beigetriebenen " Demokratieabgabe " entgolten wird, durchaus verziehen.
Ad hoc fallen mir hier das Kasperle - Theater des Carlo von Tiedemann ( NDR ) und seiner einstigen, blondschöpfigen Co - Moderatorin Victoria von Campe ein als sie in einer Kutsche durch Hamburg ziehend, für die CDU der Hansestadt warben. Von Tiedemann lud zudem den rechtsradikalen Barden Gerd Knesel in die von ihm moderierte Hamburger Regionalsendung " Aktuelle Schaubude " ein, der dort mit einem Hetzlied gegen die " Grünen " ordentlich vom Leder zog.
Einen Fehltritt besonderer Art leistete sich der " tagessschau " - Nachrichtsprecher Jens Riewa, der im alkoholisierten Zustand bei einem Heimspiel eines Eishockey - Klubs als Stadionsprecher die Gastmannschaft mit unflätigen Worten bedachte und von seinem Arbeitgeber, dem NDR, dafür abgemahnt wurde.
Auch die offensichtlich politisch motivierten Kommentare einiger ZDF - Sportkommentatoren zu dem Olympia - Boykott 1980 in Moskau zählen nun wahrlich nicht zu den Ruhmestaten von ÖR - Mitarbeitern.
Eher lustigere Fehltritte leistete sich zum Beispiel der verstorbene, davor langjährige NDR - Sportchef Fritz " Fritze " Klein:
https://lobster53.blogspot.com/2015/02/fritz-klein-1937-2014-einige.html
Weil viele, sehr gut entlohnte Mitarbeiter der ÖRs nichts anderes als einen groben, wenn auch nicht immer repräsentativen Querschnitt der Gesamtbevölkerung darstellen ( sollten ), ist es somit wohl kaum von der Hand zu weisen, dass sie weder eine - wie in Russland und anderen diktatorisch geführten Staaten längst üblich - nur regierungsgenehme Nachrichten, die zudem noch eingefärbt, somit manipulativ zurecht gestutzt werden, verbreiten. Wer von einem " Staatsfernsehen " fabuliert, hat die dem System der ÖRs immanenten Abläufe nicht verstanden oder möchte sie erst gar nicht verstehen.
Wenn angeblich die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen den " Mainstream - Medien " nicht vertrauen sollten, dann liegt dieses primär aber nicht an diesen selbst, sondern wohl eher an dem Elternhaus, in dem vielleicht über Politik und Gesellschaft nicht gesprochen wird. Das dürfte sodann auch auf die Schule zutreffend sein?
Andererseits ist es wiederum deren Aufgabe, im Rahmen der von dem Bundesverfassungsgericht den ÖRs zugeschriebene Grundversorgung, durch entsprechende Programmformate, jene Aufklärungsarbeit auszuüben, die geeignet sein dürfte, jene - angebliche - bestehende Skepsis ihnen gegenüber auszuräumen. Oder: Es zumindest zu versuchen.
Solche, dilettantischen Umfragen und jene dazu veröffentlichte Meldung, die zudem von der Nachrichtenindustrie im bestehenden Sommerloch begehrlich durch den Fleischwolf gedreht werden, um anschließend als undefinierbare Masse dem Rezipienten auf den Tisch geklatscht werden, helfen hierbei wenig. Weil bekanntermaßen jeder Medienvertreter dabei von dem anderen auch noch abkupfert, ohne sich selbst zum Thema Gedanken zu machen, kommt am Ende eben nur Medien - Müll nach amerikanischem Vorbild heraus.
Leider leidet dadurch auch die Qualität der ÖRS beträchtlich. Dann kann man schon mal den Glauben an die Seriosität des Journalismus der heutigen Tage verlieren.
JOHNSON NOISE - Blind - 1996:
Johnson Noise - Bad Neighbourhead
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