Drei Hundegeschichten
Gestern Nachmittag bekamen wir unerwarteten Besuch. Theo war da. Er lief über das verwilderte Grundstück des rechtsseitig von uns liegt, wo er laut kläffend versuchte einer unserer Katzen nachzustellen, gelangte dann in unseren Bambus und suchte dort vergeblich nach dem längst ins Haus geflohenen Kater.
Ich kam dadurch mit der Halterin des Rauhhaardackels ins Gespräch und berichtete dieser von meinen Erfahrungen mit dieser Hunderasse. Nach einigen Minuten hatte diese ihren Rüden " Theo " wieder an die Leine genommen.
Während " Theo " laut kläffend im Gestrüpp des Nachbargartens herum irrte, erzählte ich der Halterin eine Geschichte von der einst von mir gehaltenen Rauhhaardackel - Hündin " Julie ", die mir während eines Spaziergangs ausbüxte, weil sie vor einem Maisfeld einen Fasan entdeckte und diesen jagte. Dabei lief " Julie " einige Dutzend Runden herum, den Fasan immer ein paar Meter vor sich hertreibend. Der Wettlauf dauerte zirka eine halbe Stunde, dann ging der guten " Julie " die Puste aus.
Ermattet schlich sie zu mir zurück. Der Fasan hatte sich als uneinholbar gezeigt und sich zudem zum Schluß irgendwo inmitten des Maisfeldes in eine Furche gezwängt, wo die Dackelhündin ihn nicht mehr ausfspüren konnte. Die Jagd war so abrupt beendet, wie sie begonnen hatten. Der verkappte Wettlauf der Hündin mit der mutmaßlichen Henne war endlich vorbei.
Mr reichte es für immer. Die unerziehbare Dackelhündin wurde danach nur noch angeleint ausgeführt.
Eine bessere Erziehung genoss indes meine Deutsche Dogge " Floyd "; ein gescheckter Rüde von stattlicher Natur, nämlich einer Widerisshöhe von über 85 com bei einem Geicht von mehr als 80 Kilogramm. " Floyd " war jedoch von Haus aus lammfromm. Der gutmütige Rüde schreckte jedoch so manchen Radfahrer, Spaziergänger und Hundehalte allein von seiner Statur her zurück. " Beißt der ? ", hörte ich wohl Hunderte von Malen die Frage.
" Nein, der frisst nur alte Leute! ", lauetete dazu meine standardisierte Antwort.
Nein, der Doggenrüde " Floyd " war friedfertig. Einige Ausnahmen bestätigten jedoch immer noch die Regel. So vermied ich es dennoch, mit der Dogge dort hinzu gehen, wo sich zu viele Menschen aufhielten. Ich ließ ihn deshalb ohne Leine auf den vielen Feld - und Wirtschaftswegen außerhalb Bremens laufen. So auch eines Morgens auf einem Weg in Delmenhorst.
Während wir zumeist gemächlich neben Feldern und Weiden trotteten, der Hund dabei links und rechts um die Gräbeherum schnüffelte ( " Zeitung las " ), schreckten wir dabei ein junges Reh auf. Dieses jagte panisch über eine Wiese davon und... mein " Floyd " hinterher. Ich rief, nein, brüllte mir die Kehle aus dem Hals und verlangte von ihm, dass er augenblicklich umkehren solle. Doch " Floyd " hörte nicht. Er jagte - jedoch völlkommen chancenlos - dem Tier hinterher und war bald nicht mehr zu sehen. Ich ging weiter und ignoriete den Hund. Irgendwann erkannte ich ihn in der Ferne und blieb kurz stehen, um auf ihn zu warten. " Floyd " quälte sich erschöpft über die nach Kuhmist stickende Wiese, legte sich sodann hin und wälzte sich darin auch noch.
Er stank wie ein Iltis. Als wir wieder zurückkamen, drehte ich den Wasserhahn im Garten auf und spritzte die nach Kuhdung stinkende Dogge mit kaltem Wasser ab. " Floyd " zitterte sich dabei einen ab, so dass ich ihn anschließend mit einem Handtuch abrubbeln musste. Für ihn, aber auch für mich, war dieses Erlebnis eine Lehre. Ich ließ ihn künftig nur noch von der Leine, wenn ich mich vergewissert hatte, dass keine Wildtier zu erkennen waren.
Die Krönung des Hunde - Ungehorsams indes erhielt ein Afghanen - Rüde mit Namen " Aky ". Diese Hunderasse ist nicht nur groß, sondern von sieht aufgrund ihrer Statur wahrhaftig elegant aus. Auf den vielen Fotos, die es von jenen fremdländischen Hunden gibt, sehen viele tatsächlich sehr ästhetisch aus. Doch jene Abart des Urhundes hat einen gravierenden Nachteil: Sie ist nicht erziehbar.
So verwundert es nicht sonderlich, wenn Afghanen von ihrem Freigang erst nach vielen Stunden zurückkehen und sich dabei nicht um die davor abgegebenen Kommandos des Halters scheren. Sie besitzen ihren eigenen Willen, der dem des Halters zumeist nicht entgegenkommt.
So hielt meine Ex - Frau einige Jahre einen Afghanenrüden, der diesem Muster vollständig ensprach. Wenn sie mit den Hund in den Parkanlagen einen Rundgang machen wollte, war " Aky " nach einigen Minuten verschwunden. Er kam auch nach mehr als einer Stunde nicht wieder. Da half kein Rufen, kein Pfeifen und kein Schreien - " Aky " war weg und bleib es. Wenn dann Stunden später eine Polizeiwagen das aufgegriffene Tier zu der Halterin zurückbrachte, lautete der dezente Hinweis, sie möge doch beim nächsten Mal besser auf den Hund aufpassen. Doch: Wie sollte das ohne diesen angeleint zu lassen, funktionieren?
Nachdem der Afghanenrüde gut ein Dutzend Mal ausgebüxt war, gab sie das Tier schließlich ab.
Merke also: Wo Hund drin ist, kommt nicht immer gewünschtes Hundeverhalten heraus.
3rd Ear Expierence - Weep No More - 2021:
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