Mikrozensus 2023: Wo bleibt mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Vor einigen Tagen lag ein Brief auf dem das bayrische Landeswappen prangte in unserem Kasten. Solche Schreiben bedeuten in der Regel nicht viel Gutes. Zumeist deshalb nicht, weil irgendeine Behörde iregdnetwas von Einem möchte oder sie Einem ein Fehlverhalten vorwirft.
Der Absender hörte sich in jenem aktuellen Fall jedoch weniger bedrohlich an. Das Bayrische Landesamt für Statistik rückte uns auf die Pelle. Seitdem ich in mannigfaltigen Bereichen der Jurisprudenz nicht mehr so aktiv bin und mein trocken Brot mit dem dem in Gesetze gegossenen Schwachsinn nicht selten flachdenkender Beamter, Politiker oder anderen Hanseln aus der Zunft der Staatsversorgten verdienen muss, öffne ich solche Briefe und lese die darin enthaltenen Schreiben eher mit einem hohen Maß an selbst auferlegter Distanz.
So erfuhr ich denn, dass die bayrische Statistikbehörde unseren " meinen Haushalt " als reperäsentativ für die regelmäßig durchzuführenden Befragungsorgie des so genannten Mikrozensus auserwählt hat. Um es hier gleich zu sagen: Geld gibt es dafür nicht, weil jene erzwungene Mitarbeit zu den staatsbürgerlichen Pflichten eines Deutschen / Bayern zählt.
So kam ich den denselbigen nach einigen Tagen nach und loggte mich mit den angegebenen Zugangsdaten bei der hierfür vorgesehenen Internetseite ein. Nach zirka einer halben Stunde und einigen Schwierigkeiten bei der technischen Handhabung jenes dort aufgezeigten Fragenkatalogs hatte ich es endlich geschafft. Die Sache schien erledigt zu sein. So dachte ich. Doch da hatte ich die Hartnäckigkeit, mit der die Statistiker in dieser Behörde zu Werke gehen dürfen, unterschätzt.
Es folgte ein weiteres Schreiben, in dem ich darüber informiert wurde, dass ich mich auf drei weitere Fragenkonstrukte einzustellen habe, die innerhalb der kommenden zwei Jahre dann - bitte schön - ordnungsgemäß und wahrheitskonform zu beantworten seien. Hierzu möge ich dann - bitte schön - die ehrenamtlich tätige und mir zugeteilte Mitarbeiterin der Behörde telefonisch kontaktieren, um zunächst einen Gesprächstermin zu vereinbaren, zu dem diese mich dann telefonisch kontaktieren werde. Dieses sei dann - bitte schön - bis zum 9. Oktober zu erledigen.
Und damit nicht genug. Am Samstag flatterte ein weiteres Schreiben ins Haus. Hierin war zu lesen, dass bei den online beantworteten Fragen sich einige Unklarheiten ergeben hätten. Diese möge ich dann bitte telefonisch bis zum 2. Oktober 2023 telefonisch bei der Behörde klären lassen.
Mir reichte es.
Auch als Rentner habe ich die mir noch zur Verfügung stehende Zeit bis zum letzten Atemzug nicht für Mumpitz eingeteilt, der mir eh nicht mehr allzu viel bringt.
Ich war beinahe so aufgebracht, wie einst bei während meiner Studienzeit. Kohl und seine Konsorten wollten eine Volkszählung durchsetzen. Das ging in die Hose. Dennoch waren jene 150 DM Aufwandsentschädigung verlockend, die für jeden ehrenamtlich tätigen Interviewer ausgelobt waren. Mein Studienkollege und ich ließen uns dann auch dafür registrieren. Wir hatten beiden kein Geld. Mein Kollege nicht, weil sein Vater keinen Unterhalt zahlte und er nur mit gerichtlicher Hilfe diesen Anspruch durchsetzen konnte, obwohl sein geschiedener Vater als Flugkapitänausbilder mehr als 110.000 DM bei der Lufthansa in Bremen verdiente. Ich nicht, weil das Zweitstudium nicht BaföG - finanziert wurde und ich deshalb in den Semesterferien in Fabriken kloppen gehen musste.
Wie bekannt, schlug das Bundesverfassungsgericht der Kohl - Truppe das schlampig verfasste Gesetz um die Ohren.
Leider kann ich mich auf jene Entscheidung nicht mehr berufen. Mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung wurde in diesem Fall kastriert. Und, was gilt jenes Grundrecht denn heute schon? Bei jeder Internetnutzung laufe ich eh Gefahr ausspioniert zu werden. Von Cookie bis Keyloggern ist dann alles dabei.
Was vor 40 Jahren noch als Utopie galt, ist längst grausame Realität.
SPACE DEBRIS - Time Traveller - She´s a Temple - 2013:
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