Heil Hubert!


 

Als meine bessere Hälfte mir vor einiger Zeit über einen der vielen - nicht zu vielen - Filme über eines der dunklen Kapitel Deutschlands nach 1932 ff einige Dinge erzählte, die ich so noch nicht kannte, musste ich doch an einer Stelle tatsächlich kurz lachen.

Innerhalb der kleinen Widerstandsgruppe rund um die Geschwister Scholl soll manchmal auf die übliche Begrüßung mit " Heil Hitler! " ein " Heil du ihn doch. " geantwortet worden sein. 

Dass diese Zeit nicht ins Lächerliche gezogen werden kann ( darf ), ergibt sich nahezu von selbst. Auch das ständige Erinnern und das umfassende Informieren, wie beispielsweise innerhalb des Geschichtsunterrichts, zählt zweifelsohne zu den Erfordernissen, um eine Wiederholung derartiger Geschehnisse zu verhindern. 

Doch nicht überall kamen und kommen solche Bemühungen gut an. 

Der Neuanfang ab Mai 1945 oder mit der Staatsgründung 1949 gestaltete sich schwierig. Es knirschte, holperte und rumpelte im Staat, der sich Bundesrepublik Deutschland nennen durfte, gewaltig. Zu viele Ex - Faschisten sollten quasi im Schnelldurchlauf entnazifiziert werden. Das gelang nicht immer.

Das Gift der nationalsozialistischen Indoktrination wirkte auch nach der Gründung der BRD fort. Die menschenverachtende Ideologie wurde noch Jahrzehnte in schleichender Form weiter geführt. Das Vokabular der Faschisten klang hier und da noch durch.

Daran änderte auch der spät, aber noch nicht zu spät, modifizierte Geschichtsunterricht, der nach den umgesetzten Reformen ab der Regierungszeit des Bundeskanzlers Willy Brandt gelehrt werden musste, nicht sehr viel.  Für die meisten Westdeutschen, die nach 1945 geboren wurden, kamen solche Neuerungen beim Umgang mit der Geschichte des Drittes Reichs zu spät; für jene, die nach 1969 auf die Welt kamen, vielleicht noch gerade rechtzeitig.

Zu denen gehört zweifelsohne Hubert Aiwanger, der 1971 in Ergoldsbach geborene, aktuell stellvertretende Ministerpräsident des Freistaates Bayern ist kein CSU - Emporkömmling, sondern schloss sich 2002 der Partei " Freie Wähler " an und stieg dort die Karriereleiter hinauf.Mit der " Spezl " -  und " Amigo " - Wirtschaft der CSU hatte er somit nicht viel am Hut.

Doch jetzt scheint ihn die Vergangenheit wieder einzuholen. Und diese sieht nicht schwarz, auch nicht weiß - blau. sondern wohl eher braun aus.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Aiwanger    

Dem Bayern, der beruflich oder politisch nie diesem Bundesland entschwand, wird nämlich - verkürzt gesagt - eine Form von Anti - Semitismus vorgeworfen, weil er in Zusammenhang mit einem in dem von ihm besuchten Gymnasium kursierenden, so genannten Auschwitz -  Pamphlet in Verbindung gebracht. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Aiwanger#„Auschwitz-Pamphlet“-Vorwürfe 

Es entwickelte sich das, was in solchen Fällen, in Zeiten der ewigen Suche nach interessanten Themen, von der Medien - Meute veranstaltet wird: Ein Schwall an Unterstellungen, Behauptungen und Halbwahrheiten ergoß sich über den Bauernsohn aus Niederbayern.

Der Arme? Muss er jetzt für angebliche Verfehlungen vor 35 Jahren seinen halb kahlen Schädel hinhalten? Ist er für den Schwachsinn, den er während der Pennälerzeit verzapft haben soll, nun ein weiteres Mal zur Verantwortung zu ziehen, weil die mediale Öffentlichket dieses so möchte?

Für " Uns Hubert ", der politisch nicht so weit weg von " unserem " Landesvater Markus Söder im bayrischen Spezl - Sumpf mäandert, dürfte das " Ausschwitz Pamphlet " einen typischen EdeKa - Fall darstellen.

Nun versucht der Gute einen Kopf durch eine öffentliche Erklärung aus der Schlinge zu ziehen. Das gelingt ihm wohl nur bedingt. Auch hier gilt das Sprichwort des " Ist der Ruf erst ruiniert.... ".

Wer zu den bereits Ergrauten zählt und jene Dekaden nach BRD - Gründung noch in seinen langsam schrumpfenden Erinnerungsspeicher vorrätig hat, dürfte eine plausible Erklärung für des Ministers Problem parat haben. Der Hubert ist als Sohn aus einer niederbayrischen Bauernfamilie stammend, mit braunen Gedankengut groß geworden. So sozialisiert dürfte es ihm schwer gefallen sein, die Zeichen des Umbruchs, der möglicherweise auch an dem Gymnasium in Mallersdorf - Pfaffenhofen in den 1980er Jahren waberte, für sich zu erfassen. Gleiches dürfte auch für seinen Bruder gegolten haben. Das könnte seine Aktivitäten, die ihm jetzt um die Ohren fliegen, erklärlich machen. Wohl aber kaum entschuldigen! Er selbst wuchs in einer einigermaßen funktionierenden Demokratie auf. Diese vielen Jahre werden ihn geprägt haben. 

Vom Saulus zum Paulus?

Nun ja, vielleicht.      

Die Medienöffentlichkeit sollte es damit bewenden lassen. Es gibt dringendere Themen, über die berichtet werden sollte.

  

THE BEVIS FROND  -  Long Journey Into The Light  -  Triptych  -  1988:






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