Eine andere Frau

Gestern Morgen hörte ich bei dem Internetsender " KrautrockWorld. com " ein Lied von der einstigen Folkrock - Gruppe " Manderley ". Es entstammt dem einzigen Album der Band, das da heißt " Fliegt, Gedanken Fliegt " und 1976 veröffentlicht wurde:

http://www.musikzirkus-magazin.de/dateien/Pages/CD_Kritiken/rock/manderley_fliegt_gedanken_fliegt.htm

Jenes Stück mit dem Titel " Eine andere Frau " umschreibt in dem etwas holprigen Text die Liaison zwischen einem Reisenden und einer Prostituierten:

 


Während die Gruppe um Pit Budde ( https://de.wikipedia.org/wiki/Pit_Budde ) ihr durchaus melodiöse Lied über das Internet vortrug, erinnerte ich mich an die späten 1980er Jahre. Nach meinem Jura - Studium betrieb ich eine kleine Kanzlei in der Brunnenstraße 5 im Bremer - Stadtteil Steintor, im so genannten Viertel.

Dort befand sich einige Meter vor dem eigenen, mit einem Kollegen betriebenen Büro ein größeres  Fitness - Studio. Es nannte sich " Asahi " ( nach einer japanischen Stadt ), frei übersetzt " die Morgensonne ". Die so genannte Mucki - Bude war zu jener Zeit durchaus gut besucht. Neben jüngeren Kunden trainierte dort regelmäßig ein halbes Dutzend Damen, die ihren Hauptwohnsitz in der " Helenstraße " unterhielten.

Die " Helenstraße " gilt als Bremens " Rotlichtviertel ". Wobei dieser Begriff eher übertrieben ist, denn es handelt sich lediglich um eine kleine Nebenstraße, die als Sackgasse mit kleinen, im typischen Bremer Stil, erbauten Häusern bestückt, seit 1878 existiert.
 


Die dort, im als " horizontales Gewerbe " verunglimpft, arbeitenden Damen - allesamt nicht mehr blutjung, erschienen ab zirka 10.00 Uhr zum Training bei " Asahi ", um ihren Körper fit zu halten. Hierzu erhielten sie - im Gegensatz zu den sonstigen Kunden - einen monatlich kündbaren Vertrag.

Den Sinn dieser Regelung erfasste ich erst nachdem mir eine Reihe von Verträgen einiger säumiger Kunden und Vertragskündigungen rechtlich überprüfen sollte. Einige der Damen übten ihren Beruf nur für eine kurze Zeit aus und wollten sich nicht an eine zweijährige Laufzeit binden.

Als ich eines Tages das vis-à-vis von unserem Büro liegende Studio wegen der übergeben Rechtsfälle aufsuchte, saßen diese Damen im Sportlook an einem Tisch, tranken Kaffee und unterhielten sich angeregt. Während ich mich mit einer Mitarbeiterin des Mandanten über die Forderungsfälle unterhielt, konnte ich diese Dienstleisterinnen etwas genauer in Augenschein nehmen. Ja, es waren schon dralle Proportionen, die sie allesamt vorwiesen konnten. Geschminkt waren sie auch, wenn auch nicht zu auffällig. Allerdings konnte ich keine Tattoos, Piercings oder opulenten Schmuck erkennen. Die Frisuren von kurz bis schulterlang saßen durchaus adrett. 

Ich zog nach der Inaugenscheinseinnahme für mich ein Fazit: Nicht mein Beuteschema!
Und besuchen würde ich eine von ihnen eh nicht. Im Gegensatz zu einem einstigen Studienkollegen, der dort Stammfreier war, hatte ich an einer Triebabfuhr auf diese Art kein Interesse und vor allem kein Geld. 

Da ich erst nach jenem Besuch im Fitness - Studio " Asahi " über die dort anwesenden Damen einiges erfuhr, blieb ich dabei leicht überspielt cool. Tatsächlich lehnte ich für mich gekaufte Liebe ab, aber: Es kann auch so ablaufen, wie die bereits seit 1978 nicht mehr aktive Folkrock - Gruppe " Manderley " es in jenem Lied etwas rumpelnd besingt. Damen des " Rotlicht - Milieus " sind ein Querschnitt einer Gesellschaft und reflektieren nicht selten ihren Realzustand.


 

    
  





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