50 Jahre " Woodstock "! Und? Was ist geblieben?



Einige Tage vor dem sich zum 50. Male jährenden Beginn des Musikfestivals auf dem Gelände von Max Yasgurs Farm in Bethel, in der Nähe des US - amerikanischen Örtchens " Woodstock ", dass dann - vielleicht - als die Mutter aller Musik - Großveranstaltungen in die Geschichte eingehen könnte, titelte das Hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " in seiner Ausgabe 31 / 2019:

" Sommer ´69 " - " Woodstock und die Mason - Bande " - " 9 Tage, die die Welt veränderten ".

Der Verantwortliche des " SPIEGEL " - Titels heißt Philipp Oehmke, geboren 1974, seit 13 Jahren als Redakteur des Hamburger Blattes - überwiegend - im Kulturbereich, ab 2015 als Leiter des New Yorker " SPIEGEL " - Büros tätig.


Wer zum Jahrgang 1974 zählt, hat - nach Adam Ries - das " Woodstock " - Festival um die 15 Jahre verpasst. Somit kann Oehmke allenfalls jene, in seinem Artikel abgedruckten Schilderungen rund um dieses Ereignis sowie die Jahre davor und mindestens 1 Dekade danach nur durch Angelesenes, vom Hörensagen und anderen Informationsquellen untermauern. Das ist mehr als dürftig. Aber, immerhin ist es ein Versuch wert, jene Melange aus Aufmüpfigkeit, Aufbruch und Ablehnung gegenüber den Generationen davor, irgendwie in Worte kleiden zu wollen.

Das gelingt ihm in seinem Beitrag nicht immer. Schon der Versuch, den geisteskranken Mason und dessen willfährige Handlangerinnen bei dem Mehrfachmord in eine Verbindung mit der " Woodstock " - Generation zu bringen, scheitert kläglich. Verbrechen im Namen einer Gesinnung sind auch dann noch solche, wenn sie durch diese gerechtfertigt oder für Außenstehende erklärlich werden könnten.

Mason und seine Anhänger - wenn sie denn so zu bezeichnen wären - sind vielleicht Auswüchse der damaligen Subkultur, des vormaligen Zeitgeistes, der in den westlich - kapitalistischen Gesellschaften waberte. Sie haben diese indes nicht verändert oder daran mitgewirkt, diese später zu beeinflussen. Der " SPIEGEL " - Artikel übertreibt hier. Philipp Oehmke läuft mit diesem Ansatz ins historische Leere.

Es gab jene nicht benannten Veränderungen eben gerade nicht. Der von einigen " Woodstock " - Protagonisten gegeißelte Vietnamkrieg tobte auch nach dem Ende der Veranstaltung weiter. Das zum Schlammfeld verkommene Areal war zwar Schaubühne für viele Musiker, die diesen sinnlosen, völkerrechtswidrigen Krieg in vielfältiger Weise verurteilten, verändern konnten sie mit ihrem künstlerischen Einsatz indes gar nichts. Das US - Verbrechen dauerte noch weitere, mehr als 5 1/ 2 Jahre, ehe die großartigen Vereinigten Staaten von Amerika im asiatischen Land die Segel streichen mussten.

Insofern hat weder die Aufmüpfigkeit der 68er - Protagonisten, noch die Musik und ihre vielen Anhänger der " Woodstock " - Generation ( wenn es denn eine solche überhaupt gegeben hat ) etwas geändert. Und die Mörderbande um den irren Charles Mason hatte auf die sich weiter entwickelnden Gesellschaften der westlichen Hemisphere überhaupt keinen messbaren Einfluss. Kommunen in diversen Formen, mit unterschiedlichen Zusammensetzungen und in verschiedenen Ländern gab es bereits vor dem Mason - Haufen und vor allem danach.

Sie wurden von einem kleinen Teil der Bevölkerung, auch in Westdeutschland, nolens volens toleriert; von der erdrückenden Mehrheit allerdings und dieses unter Zuhilfenahme der gesamten Bandbreite des faschistischen Vokabulars sowie der noch bestehenden, weil in der NS - Zeit anerzogenen, Vorteile. Kommunen, ob auf dem Land oder in der Stadt, galten beim Durchschnittsmichel und den Hetzern aus dem Springer - Zeitungsimperium als anrüchig, als etwas widerwärtiges, dass bekämpft werden muss. Diese vorurteilsbehaftete Einstellung wurde auch nach " Woodstock " weiter beibehalten.

" Woodstock " im August 1969 hat reinweg gar nichts verändert. Die Veranstaltung diente einzig und allein dem Zweck, mit der damaligen Mainstream - Musik, die von Teilen der Jugendlichen gehört wurde, ordentlich Kasse zu machen. Das ist zwar zunächst nicht gelungen, denn dieses Festival wurde alsbald wegen des immensen Andrangs als eine " freie " Veranstaltung umgedeutet. Dennoch wurde natürlich mit der anschließenden Verwertung der auf Band aufgenommenen Aufnahmen, die zunächst als LPs verkauft und dann in einem Film gespielt wurden sowie weiterem Gedöns, wie Bekleidung, Poster, Bildbände etc. ausreichend Profit gemacht.

Der bereits existierende, von einer zunehmend kritischen Einstellung zu den gesellschaftlichen Zwängen getragene Zeitgeist lag lediglich wie die all gegenwärtigen Haschisch - und Marihuana - Wolken über dem zweckentfremdeten Farmland.

Wer aus diesem Ereignis mehr machen möchte, dürfte eher einem Irrtum unterlegen sein. So, wie der " SPIEGEL " - Mann Philipp Oehmke.

Was er jedoch lediglich anreißt,ist der erkennbare Einfluss dieser Musikveranstaltung auf das Genre selbst. " Woodstock " prägte eine gewisse Zeit lang einen Teil der Szene und dem dortigen Beiwerk. Und selbst die Profit orientierten Wirtschaftszweige sprangen auf den von dort aus abfahrenden Zug auf. Natürlich mit der festen Überzeugung, die " Woodstock " - Anhänger mittels entsprechender Werbung zum Konsum ihrer Produkte verleiten zu können.

" Woodstock " ist kein Mythos. Es dürfte lediglich eine der Zeit geschuldetes Ereignis in Form einer Musikveranstaltung sein.



" Canned Heat " - " On The Road Again " - " Woodstock " - 1969:







 

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