" Hol´dir dein Land zurück! " oder " Hol Dir Dein Land Zurück "?
Als ich vor mehr als 50 Jahren meine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begann, gehörte neben den Fächern Kaufmännisches Rechnen, Buchführung, auch die Wirtschaftslehre dazu. Und in jenem Fach wurde dem angehenden Kaufmannsgehilfen auch vermittelt, wie die feil gebotenen Waren erfolgreich beworben werden können, damit der Umsatz und der Gewinn stimmt. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich ein einwandfreies, ein gutes Deutsch in Wort und Schrift ( oder auch umgekehrt ).
Anhand einiger Beispiele gab mir das damalige Lehrbuch vor, wie die Werbung aus kurzen, prägnanten Sätzen, oft mit Kunstbegriffen garniert, eine erfolgreiche Verkaufsstrategie vorgeben konnte. Je suggestiver die Werbeslogan, desto bekannter das Produkt.
Einige Beispiele dafür bleiben mir im Gedächtnis, weil ich sie absolut dämlich fand:
" Nogger dir Einen! " Beworben wurde hiermit eine Eissorte des Herstellers " Lagnese ".
" Mofeln " ( Gemeint waren die in Mode gekommenen Mofas ).
" Überall willkommen! " ( Coca Cola - Reklame )
" VW müsste am haben! " ( Werbeanzeige für den VW - Käfer )
" Wir sind begeistert von Persil 65 " ( Waschmittelwerbung von Henkel )
Nun, während meiner schulisch sehr bewegten Seite des bisherigen Lebens, erhielt ich zirka 7 Jahre später innerhalb des BWL - Studiums an der Fachhochschule in Wilhelmshaven den erforderlichen Feinschliff in Sachen Werbung. Das zu belegende und mit einem Leistungsnachweis zu beendende Fach nannte sich - hochtrabend - Marketing. Hier vermittelte der Dozent mit dem schönen Namen Koye Einblicke in den manipulativen Charakter der Werbung. Dazu gab er auch noch einige Literatur - Hinweise. Die Bücher kosteten weit über 30 DM. Für mich als Student waren sie damit beinahe unerschwinglich.
Einst war die Reklame auf die vielen Druckerzeugnisse angewiesen, in denen dann nicht selten ganz - oder doppelseitige Anzeigen erschienen. Das Werben im Fernsehen war allenfalls werktags von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr möglich. Zudem gab es noch viele Litfaßsäulen oder Plakatwände.
Heutzutage ist die Reklame all gegenwärtig. Sie müllt den Menschen förmlich zu. Ob im Supermarkt ( besonders nervig bei " PENNY ", wo es Eigenwerbung, gepaart mit Dudel - Musik von 7.00 Uhr bis 20.00 Uhr gibt ), im Baumarkt ( hier plärrt neben äzender Dudelei, an nahezu jedem Regaleingang von einer installierten Anlage mit Monitor, Produktwerbung ) bis hin zu den unzähligen Fernsehkanälen, überall wird mit nervtötenden Gesabbel und sinnfreien Bildsequenzen, der mögliche Konsument terrorisiert.
Eine besondere Form von Werbung stellt jene für politische Parteien dar - kurz: Parteienwerbung. Hier wird versucht, dem potenziellen Wähler die Kompetenz, die Stärke, die Einzigartigkeit einer politischen Partei und / oder eines bestimmten Kandidaten zu vermitteln. Die großen Parteien bedienen sich hierfür ganzer Heerscharen an Marketingleuten. Die wiederum genügend Hirnschmalz darin verbraten, dem Wahlberechtigten klar zu machen, dass er nur die entsprechende Partei sowie den dazu gehörigen Kandidaten wählen muss, um nahezu über Nacht ein besseres Lebensumfeld zu erhalten.
Oft wird während des Wahlkampfs der politische Konkurrent in mehr oder weniger deutlicher Weise diskreditiert. Die Schwarzen, die von der CDU / CSU, haben im Verlaufe der 7 Jahrzehnte eine Unzahl von Beispielen dafür abgegeben, wie der damals noch sehr starke Gegner, die Sozialdemokratie, verunglimpft werden sollte. Ob nun der dümmliche Slogan " Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau ", der von den Adenauer - Bagage plakatiert wurde, die Kohl´schen Tiraden gegen die SPD ( " Auf in die Zukunft, aber nicht in roten Socken! " oder den Schwachsinn der Schwarzen in Hessen, wo der Gauch Koch einst forderte: " Ypsilanti, al - Wazir und die Kommunisten stoppen! " und damit behauptete, es drohe Hessen ein Demokratie feindliches " Links - Bündnis ".
Doch all jene Hetzereien der Schwarzen mit vormals brauen Kern, sind nichts gegen das, was der Ableger, sich aus jenen, während der Merkel - Ära nahezu in die Bedeutungslosigkeit abgesunkenen Reaktionären in der CDU / CSU, die sich heute AfD nennt und personell überwiegend aus CDU - Abtrünnigen gespeist wird, vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen, die am 1. September 2019 abgehalten werden sollen, heraus posaunen lässt.
Hier wird unter dem Slogan " Hol´dir dein Land zurück ", abgewandelt auch " Hol´Dir Dein Land Zurück " und dem Zusatz: " - trau´Dich, wähle AfD! " suggeriert, dass Deutschland nicht mehr den Wahlberechtigten, dem Volk, den Deutschen also, gehöre, sondern von einer imaginären Macht fremdbestimmt wird. Wer oder was diese Okkupanten sind, lässt sich dem Wahlslogan nicht sofort entnehmen. Dazu bedarf es eines genaueren Blickes in das Parteiprogramm der Braunen. Dort steht zwar expressis verbis nicht beschrieben, was die NPD und andere, ihnen gleichgesinnte, geistige Amöben fordern: " Deutschland den Deutschen - Ausländer raus! ", doch in der Gesamtschau der Programmpunkte wird deutlich, dass diese inhaltlich darauf hinaus laufen.
Damit ist klar: " Hol´Dir Dein Land zurück! ", ist eine unverhohlene Aufforderung, jene mutmaßlich " undeutschen " Verhältnisse beenden zu wollen und die in Deutschland Lebenden, die dieses nicht mit unterstützen wollen, auszugrenzen. Nichts also mit Multi - Kulti, nichts mit " der Islam gehört zu Deutschland " und schon gar nichts mit der weiteren Einwanderung von Ausländern.
Dass die AfD in ihrem Übereifer, die existieren Staatsgrenzen verschieben möchte, wurde zum Schenkelklopfer dieses Sommers:
http://kontrageil.de/politik/afd-heim-ins-reich/
So konstatiere ich für die AfD:
Werbung = Manipulation
Werbeslogan = Suggestion
Wahlwerbung = suggestive Manipulation
Doch dazu muss die Sprache in ausreichender Form beherrscht werden. Womit für die AfD - Wahlwerbung gilt:
" Hol´Dir Dein Land Zurück " = Ein dreister Versuch, mit Lügen salonfähig zu bleiben!
Wally " - " The Reason Why - Part I Nolan " - Valley Gardens - 1975:
Kommentare