Bundespräsident a.D. Wulff im medialen Sommerloch

Die erste Augustwoche de Jahres 2019 ist bereits an uns vorüber geflogen. Es herrscht immer noch Hochsommer, in diesem, unserem, urlaubenden Lande. Auch die Politik hat sich eine Auszeit genommen. Deshalb werden zurzeit auch keine Schlagzeilen trächtigen Fehltritte, verbale Entgleisungen oder sogar Skandale ruchbar. Die Medien müssen sich somit den Themen widmen, die außerhalb des Dunstkreises von Berlin, den Landeshauptstädten oder irgendwo in Europa und der Welt liegen.

Weil auch ein Teil der Medien - Mitarbeiter urlauben, werden Lückenbüßer gesucht, die sich mit den Problemchen der Daheimgebliebenen, den Sommerlochthemen oder einfach den x-mal aufgewärmten, alten Themen, beschäftigen dürfen.

Ein Jungspunt aus der Garde der Freelancer des Hamburger Nachrichtenmagazins " DER SPIEGEL " erhielt deshalb den Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass die erste Augustausgabe 2019 nicht zu dünn gerät. Er wurde sodann auf den Weg geschickt, den " Alt - Bundespräsidenten " Christian Wulff während seines selbst bestimmten Alltags als " Ehrensold " beziehender Ex - Politiker und Mensch, als gehörnter Ehe -  und von den Medien " gemobbter " Ehrenmann begleiten zu dürfen.

" Uns " aller " Krischan " Wulff nahm diese mediale Aufwertung natürlich gerne an. Wer kommt schon als abgelegtes Staatsoberhaupt in ein politisches Magazin? Nur wenige. Ihm wird also dieses Privileg zu gebilligt.

Was dabei, über einige Seiten verteilt, an Altbekannten des " Alten " im höchsten Amt dieses Landes geschrieben wird, rührte mich als Alter und dann auch noch treuer " SPIEGEL " - Leser beinahe zu Tränen. Hach, " Krischan ", wie hat dir das Leben nur so viele böse Streiche spielen können?

Eine durch Scheidung der Eltern stark belastete Kindheit, weil die leiblichen Eltern sich wie - üblich - nach der Beendigung des gemeinsam eingegangenen Vertrags nur stritten. Christian musste deshalb seinen Papa heimlich besuchen und durfte ihn von seiner Mutter ausgehen, eben nicht mehr sehen.
Das Kindeswohl steht einem solchen egoistischen Verhalten natürlich entgegen.
Aber, er durfte nicht.

Dann beendete er die Schulzeit, weil er dennoch das Abitur ablegen durfte. Er studierte danach Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück. Wulff hat damit nicht gedient, blieb in der Provinz hängen und versuchte sich - immerhin erfolgreich - in der JU, später dann der CDU.

In der Folgezeit war " Krischan " , der Aufsteigende, es gewohnt, die berufliche Leiter empor zu klimmen. Das Ende nahte, als er den mutmaßlichen Fehler beging, sich von seiner ersten Frau scheiden zu lassen und eine andere aus dem Großraum Hannover stammende Dame zu ehelichen.

Was danach mit ihm geschah, formulierte ein pfiffiger Berliner gegenüber einem Medienvertreter sinngemäß so:
" Nach der Scheidung bisté erst Mal pleite".

Aha, hier liegt also der Hase im Pfeffer. Wohl wahr, wohl wahr!

Wulff suchte nach Auswegen, seinen - ebenso mutmaßlich - von Bettina Körner, seiner Noch - Ehefrau, geforderteren, sehr luxuriösen Lebensstil finanzieren zu können. Er traf hierzu die falschen Entscheidungen. Wer de facto pleite ist, bekommt von keiner Bank Geld. Wer kein ausreichendes Einkommen hat, um seine materiellen Wünsche erfüllen zu können, der wird alsbald auch kein Geld mehr von der Bank bekommen, weil er als überschuldet gilt. Die Banken nennen dieses Kredit - Scoring.
Wulff muss sich nach seiner Ehescheidung irgendwo in dieser Grauzone befunden haben.

Da halfen vermeintliche Freunde - er nannte sie so -, die ihm zunächst aus der Patsche halfen.

Der Rest, das dicke Ende dieser Freundschaft kam, nachdem ruchbar wurde, dass er für diese " Freundschaftsdienste " auch Gegenleistungen erbracht haben könnte. Dieses ist strafrechtlich relevant.

Da mag der spätere Prozess gegen ihn auch noch so glimpflich, nämlich mit einem Freispruch, ausgegangen sein. In der - vor allem von den Medien - aufgeheizten Stimmung, kam dieses Verhalten, waren diese " Freundschaftsdienste ", ethisch nicht vermittelbar.

Nun hat " Uns Krischan ", nach einer wilden, medialen Treibjagd, seiner Demission als Bundespräsident, der Trennung von und der Versöhnung mit seiner Noch - Ehefrau Bettina, klaffende Wunden davon getragen. Er schildert in dem " SPIEGEL " - Artikel nur ansatzweise, wie es ihm in der Zeit danach gegangen sein muss.

Doch auch hier heilt Geld die vielen, davon getragenen Wunden. Dass seine Frau, wie er sie immer noch nennt, einen anderen Weg gewählt hatte, scheint ihn dabei nur wenig zu interessieren. Sie zog ihn mit ihrem Buch, in dem sie das nicht gerade armselige Leben als Gattin des Bundespräsidenten als belastend empfand, ordentlich durch den Kakao. Das scheint er ihr längst verziehen zu haben.

Nun ist sie erneut weg. Hat sich mit einem Musiker, dem ehemaligen Klavierlehrer im zweiten Backsteinhaus der Wulffs aus dem Staub gemacht. Hierüber wurde nicht mehr so viel geschrieben und gelästert. Schließlich ist " Krischan " nur noch Alt - Bundespräsident und damit ein Bürger, wie du und ich. Allerdings mit einem satten Ruhegehalt, dem hohen Ehrensold.

Die " SPIEGEL " - Homestory gibt Wulff in der Jetztzeit wieder. Ein 60jähriger, der - nicht aus Spaß - äußert, dass er die erste Hälfte seines Lebens hinter sich gebracht hat. Häh? Wo lebt der? Auf dem Mond?

Darin werden einige klägliche Versuche beschrieben, in denen Wulff versucht bürgernah zu wirken. Im ICE zum Beispiel versucht er sich mit non - verbaler Kommunikation. Er stellt Fragen. Die Mitreisenden sind jedoch an einem Gespräch nicht interessiert. Der Bundespräsident a.D. möchte sich volksnah geben, aber die Bürger dieses Volkes möchten ihn nicht mehr; er wird einfach ignoriert.

So plätschert dieser Artikel langsam vor sich hin. So, wie es das Leben des Bundespräsident a.D. nach der erneuten Trennung von Bettinchen auch zu machen scheint. Keine Höhen, keine Untiefen, kein gefährlichen Strudel, in denen er erneut unterzugehen droht.

Ehrlich gesagt und noch ehrlicher nachgefragt: Wen interessiert das?

Einst, so vor knapp 50 Jahren wurde ich aus der Schule, der Volksschule in Heeßen / Landkreis Schaumburg - Lippe, später dann: Schaumburg, mit dem Abschlusszeugnis der 9. Klasse in die vormals beinahe Jeden offen stehende Berufswelt entlassen. Hätte mich da ein Erwachsener gefragt, ob ich die bisherigen Bundespräsidenten benennen könne, ich hätte ihn mit großen Augen angesehen und mit einem glasklaren: " Nein! " antworten müssen.

Solche Dinge musste ein Volksschüler, ein späterer Lehrling, nicht wissen. Er hätte nur auf dumme Gedanken kommen können und nachgefragt.

Warum sollte also ein heutiger Schüler, ein Auszubildender, ein Student, jene 12 Bundespräsidenten aufzählen können, wenn nicht einmal die Funktion des Amtes bekannt ist? Warum soll ein Bürger dieses Landes dann noch Christian Wulff kennen? Und: Wozu gibt es das Internet?

Wozu also solche Schwafel - Geschichten, die inhaltlos sind, weil sie letztendlich nur Banalitäten beschreiben? Weil es eben das Sommerloch gibt, die Lügengeschichte von " Nessie " in einem schottischen Tümpel längst als abgedroschen beiseite gelegt wird und die Erste Fußballbundesliga erst in 9 Tagen beginnt.


" Tapiman " - " Don´t Ask Why " - 1971:














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