Es geht ein Rucksack auf Reisen
Als Deutschland sich als Land der - großen - Dichter und Denker verstand, wusste Mathias Claudius zu sagen:
" Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen ".
Das Reisen war zu seiner Zeit ( 1740 - 11815 ) noch etwas besonderes. Oft ein Privileg für Privilegierte, wie Adelige, Kaufleute und Reiche. Manchmal aber auch für Kunstschaffende, die sich davon Inspiration für ihr Werken holten.
Inzwischen hat die Reise eher einen festen Platz im Leben vieler Menschen aus den ökonomisch besser gestellten Ländern des zum Dorf gewordenen Erdballs eingenommen.
Doch mit dem profanen Reisen oder Vereisen ist es heutzutage nicht getan. Zu jeder Reise, jeden Urlaub und dem damit verbundenen Reiseziel sowie der dortigen Umgebung gehört ein bestimmtes Equipment. Wer in den Bergen zum Wandern geht, benötigt eine entsprechende Ausrüstung. Wer zum Campen fährt auch. Wer am Reiseort seine Freizeit mit sportlichen Aktivitäten ausfüllen möchte, ebenso.
Selbstverständlich hat die Massenherstellung von Urlaubs - und Freizeitartikeln längst einen gigantischen Markt geschaffen, auf dem jährlich viele Milliarden Euro umgesetzt und verdient werden.
Seit Matthias Claudias hat sich der Reisende der Jetztzeit in ein von der Werbung, der Industrie und dem sich ständig davon beeinflussen lassenden Mitmenschen, in ein wandelndes Konsumsubjekt verändert. Es werden teure Schuhe, noch teurere Jacken oder auch Rucksäcke öffentlich zur Schau gestellt.
Einen guten Artikel zu dem Fluch des konsumierenden Reisenden fand ich hier:
https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_matthias_claudius_thema_reisen_zitat_17447.html
Eine andere, nämlich die Seite der negativen Auswirkungen des Massenkonsums von Freizeitartikeln, wird anhand eines kleinen Beispiels in einer ARD - Sendung dargestellt. Die Geschichte dazu ist schnell erzählt:
Es geht um einen Rucksack der Marke " Fjällräven ", der den Namen " Kanken " trägt und für zirka 90 Euro im Handel zu kaufen ist. Dieser Artikel - in verschiedenen Farben angeboten - lässt sich natürlich auch über einen Internet - Anbieter erwerben. Hier wird er häufig wesentlich günstiger; oft sogar um 70 % billiger offeriert.
Die Frau eines NDR - Mitarbeiters hat diesen " Mode " - Rucksack über eine solche Verkaufsplattform für erheblich weniger Geld bestellt. Die Ware kam bei ihr jedoch nie an. Der Zoll am Frankfurter Flughafen beschlagnahmte den Rucksack und informierte die Kundin. Noch bevor er vernichtet wurde, nahm sich der NDR - Journalist dieser Sache an und begann zusammen mit Kollegen zu der Herkunft des Rucksacks, der sich als gefälschte Ware aus China entpuppte, zu recherchieren.
Unter dem Titel:
Die Fälscher: Milliarden-Geschäft mit Fakes aus China
wird aus dem Alltäglichen eine Geschichte, die den ganzen Wahnsinn des Massenkonsums und des dem von der industriell geprägten Gesellschaft geprägten Kaufverhaltens unter der Prämisse " Geiz ist geil ", wider spiegelt.
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL25kci5kZS9iN2MxZjYwZC1jMzcwLTRlNDktYTZiOS05MjMwYTM3MzkzNDA/die-faelscher-milliarden-geschaeft-mit-fakes-aus-china
Dieser übliche Fall von so genannter Produkt - Prater zeigt aber auch deutlich auf, dass " Geiz ist geil " auch mehr negative Aspekte des Konsumverhaltens unterstützt, als es dem Sparwütigen tatsächlich bewusst wird.
Da wäre die Ausbeutung der Arbeitskraft in China. Die prä - kapitalistischen Produktionsmethoden, innerhalb derer die Gesundheit der dort malochenden Frauen jeden Tag aufs Neue massiv gefährdet wird. Da wäre natürlich auch das kriminelle Fälschen von Produkten durch und in jenen, unter vorsintflutlichen Bedingungen herstellenden Fabriken. Da wäre aber auch das Dulden, ja sogar das Unterstützen, dieser organisierten Kriminalität durch chinesische Politiker, die keinerlei Kontrollen ausführen lassen.
Der US - Präsident Trump ist zwar ein Vollpfosten, aber er hat ein untrügliches Gespür dafür, wenn etwas in der Welt gegen sein heiß geliebtes Amerika läuft. Und die Milliarden fache Fälschung von Artikeln in China, die er einst angeprangert hat, ist nun einmal ein Fakt. Selbstredend ist allerdings auch, dass seine US - Bürger daran ein gerüttelt Maß an Mitschuld tragen. So, wie auch die Ehefrau des NDR - Reporters, die dem Irrglauben aufgesessen war, dass ein " Marken " - Rucksack statt 90 Euro urplötzlich nur ein Drittel davon kosten soll. Hier stinkt der Fisch schon zum Himmel, noch ehe er an Land gezogen werden kann.
Denn: Derart hohe Rabatte auf Waren kann es nur in Ausnahmefällen, wie Sonderverkauf, Geschäftsauflösung oder Auslaufen eines Artikels geben.
Doch: Wo die Sparwut durch schlägt, schwindet der Verstand.
" Sleepy Sun " - " Golden Artifact " - 2009:
Kommentare