Gelbe Säcke, bergeweise!



Seit Beginn der Woche ist bei uns die Betreuung der drei Enkel angesagt. Okay, es läuft mehr schlecht als recht. Drei Enkelkinder, zumal eher lebhaft, können nicht mit drei Hauskatzen, vornehmlich eher träge, verglichen werden. Die vierbeinige Spezies dürfte - unter dem Strich betrachtet - pflegeleichter sein. Abgesehen von dem nervigen Gekratze an einem Bast - Wäschekorb ab 05.00 Uhr, wodurch das eindeutige Signal an den jetzt untertänigen Diener der Mitbewohner, dem Butler James ( Jürgen ), nun endlich seinen noch leicht gebräunten Körper aus dem knarrenden Bett zu heben und die Futterrationen schleunigst zu verteilen, eleganter nicht abgesendet werden kann, müsste bislang alles einigermaßen im Lot sein.

Oberflächlich betrachtet, sind nämlich die Zeitabschnitte zwischen den Aktivitäten des einen ( Enkel ) Trios und dem anderen ( Katzen ) Dreigestirns eindeutig abgetrennt worden. Sobald die Nachtruhe, so gegen 21.00 Uhr, bei den künftigen Rentenbeitragszahlern eingetreten ist, wagt sich der weitere Teil der Hausbewohner aus der Deckung heraus.

Argwöhnisch wird zunächst das frei gewordene Terrain beäugt, ehe die unverzüglich einzuleitende Fressorgie beginnen darf. Dabei müssen die drei bis vier Futternäpfe im Wege des vorauseilenden Gehorsams gut gefüllt sein. Nach einigen Minuten des lauten Schmatzens ist der Spuk vorbei. Dann wird sich kollektiv geputzt ( ein untrügliches Zeichen, dass das Katzen immanente Zugehörigkeitsgefühl noch funktioniert ), um anschließend die Kraul - und Sofakissen - Ruhephase einzuleiten.

Hach, wie bequem das doch ist!

Von der anderen Gruppe der - allerdings nur vorübergehenden - Mitbewohnern lässt sich ein derartig einfaches Zusammenleben nicht abverlangen. Hier wird gelärmt, getobt, gefordert und - eine der Haupttätigkeiten - gefuttert.
Da müssen die beiden Kühlschränke, die entsprechenden Schubladen sowie die Einkaufszettel immer gut gefüllt sein.

Nun, ja, die Eltern sind mittlerweile ebenso im Dauerstress. Hier heißt es: Umziehen! Die vielen Kisten sind inzwischen größtenteils gepackt. Doch der Umzug als solcher damit längst nicht beendet. Einpacken impliziert in sich auch den Gegenbegriff, nämlich Auspacken. Weshalb ein so Umzug tatsächlich mindestens zwei Seiten hat. Während dieser Dauerbelastungsphase fiel mir auf, dass ich mindestens zwei Mal am Tag den Behälter mit dem Plasteabfall leeren musste. Hierin fand sich so allerlei Verpackungsmaterial oder auch Umverpackung genannt. Plastefolie von diversen Süßigkeiten, Plastebeutel, in denen sich zuvor Lebensmittel befunden hatten und anderer Abfall, den ich dann aussortieren musste, weil er einfach nicht dort hinein gehörte.

Mindestens einen Gelben Sack füllte ich am Tag mit diesem Plastemüll. Beim nähren Betrachten der Abfälle wurde mir einmal mehr bewusst, welcher Wahnsinn sich dahinter versteckt. Die Lebensmittelmafia müllt uns zu. Und, obwohl wir das merken oder längst bemerkt haben, machen wir da einfach weiter mit.

Immerhin werden die Getränkeflaschen zum größten Teil wieder eingesammelt und irgendwie wieder verwertet ( oder auch nicht ), einige Discounterketten verzichten zwar inzwischen auf die unsinnigen Plastetüten beim Einkauf von Obst, doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der meiste Müll wird durch viel zu große Umverpackungen und oft unnötiges Beiwerk zum eigentlichen Produkt verursacht.

Aber nicht nur die Lebensmittelindustrie müllt uns zu. Nein, auch die Online - Verkäufer tragen ihren Teil zum Müll - Tsunami bei. Allein in der Zeit zwischen Einzug und aktueller Enkelbetreuung bin ich gut ein halbes Dutzend Mal zum Echinger Wertstoffhof gefahren, um dort Kartonagen, Pappe, Wellpappe also, hinzubringen. Einige Kartons davon waren mannshoch. Hinzu kamen Fahrten zu den obligatorischen Glas - und Papiercontainern. Wäre ich nicht dorthin gefahren, würde sich der Verpackungsmüll in dem Kellern bis unter die Decke stapeln.

Heute Morgen war Abfuhr des Gelben Sack. Das geschieht in der Gemeinde Eching alle drei Wochen. Eine kürzere Taktung lohnt sich, mutmaßlich aus Kostengründen, in der Kleinstadt nicht. Dass der Gelbe Sack abgefahren wird, bemerke ich schon allein daran, weil bereits einen Tag davor jene Plastesäcke irgendwie, irgendwo an und um ein Grundstück herum platziert werden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der darauf folgende Tag eben Abfuhrtag ist.

Ich könnte und würde es mit dem Schmücken der Fenster oder Gehölze zu Ostern oder Weihnachten vergleichen. Im Wege des vorauseilenden Gehorsams wird auch hier sehr, sehr zeitig mit dem Brimborium begonnen. Aber, war mutt, dat mutt.

So schlich ich mich ab 6.00 Uhr in den Keller, um die dort hin gelegten gelben Säcke herauf zu schleppen. Eine elende Plackerei, denn es waren deren 15 Stück. Deshalb musste ich vier mal rauf und runter gehen. Weil einige Säcke mit Verpackungsmaterial prall gefüllt waren, passten nur drei von ihnen - ohne zuvor jeweils abzusetzen, durch die Kellertüren.
Och fluchte, denn die Maloche war Schweiß treibend.

Nachdem ich es endlich geschafft hatte, lag ein veritabler Haufen von Gelblingen vor dem Hauseingang. Doch einen Rekord innerhalb der Straße konnten wir damit nicht verbuchen. Durch die einige Meter entfernt liegende Wohnanlage waren mindestens vier Mal so viele Plastesäcke aufgehäuft worden. Ganz zum Ärger unseres Nachbarn aus der 1.

Der zuckte sich dieses Mal nicht, nahm die gelbe Invasion klaglos hin und ward auch wohl deshalb nicht gesehen. Vielleicht auch deshalb nicht, weil ich in diesem Fall unseren " Scheiß " selbst vor dem Grundstücksbereich abgelegt hatte. Immerhin gibt es auch erfreuliche Aspekte zum Thema " Gelber Sack ".


" Arcturus " - " Ad Absurdum " - " The Sham Mirrors " - 2002:





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