Armengrab



Heute Morgen las ich in einem Kurzartikel des - noch - aktuellen " SPIEGEL ", dass ein Pastor im großen Berlin, der Bundeshauptstadt, dem 3, 5 Millionen - Moloch, die Bestattungskultur für die Ärmsten der Armen ein wenig würdiger ablaufen lassen möchte. Bislang werden diese, zu den Ausgegrenzten der Wohlstandsgesellschaft gehörenden Menschen, in anonymer Form beigesetzt. Irgendwo,  einem Friedhof, auf dem irgendwie und irgendwann ein wenig Platz frei gehalten werden kann.

Der Kirchenmann bewertet diese Art der Beisetzung als entwürdigend. Ja, das kann er so sehen. Ja, das dürfte wohl so zutreffend sein. Ja, wer keine Knete, keine Angehörigen, keine Lobby hat, der wird eben anonym verscharrt. So, wie ein totes Haustier in der Abdeckerei einfach verbrannt. Die Blechurne, ind er die sterblichen Überreste eingefegt werden, ist dabei das Billigste vom Billigen.
Okay, darüber lässt sich vielleicht noch trefflich streiten. Doch dieses Ablagern eines Menschen auf einem Feld, der zu einem Friedhof gehört, ist dann doch kritikwürdig.

Vielleicht hilft tatsächlich ein wenig mehr Grabkultur. Ein Grabkreuz aus Leichtmetall? Na, immerhin etwas mehr als Nichts. Eine spartanisch ausgerichtete Urnenfeier? Ebenfalls mehr als Nichts. Ein auf einem Tonträger abgedudeltes Lied dazu? Dito.

" You´ll never walk alone ", wäre dabei nicht schlecht, fand der befragte Pastor. Jein! Was ist, wenn der Verblichene gar kein Fußballfreund war? Andererseits ist dieses Liedchen nur von den Liverpooler Fußballanhängern einfach gekapert worden. Es hat mit dem Fußball nicht viele zu tun.

Als ich den Artiekl zu Ende gelesen hatte, entsann ich mich einiger anderer Berichte, in denen unmittelbare Angehörige des Verstorbenen plötzlich einen Kostenbescheid über die erfolgte Beisetzung des zuvor Geliebten, dann best gehassten Angehörigen ( in einigen Fällen war es der Ex - Mann ) erhielten und darin aufgefordert wurden, mal eben so 5.000 Euronen abzulatzen.

Häh, wie das jetzt?

Hmh, ganz einfach! Papa Staat in Gestalt der Stadt oder Kommune war selbst pleite oder - etwas milder formuliert - klamm. Da könnte es Sinn machen, die - als unnötig empfundenen - Beerdigungskosten einer verstorbenen, armen Kirchenmaus, einfach bei einstigen Angehörigen beizutreiben.

Wer den Fiskus oder die Öffentliche Hand als Gläubiger zum Gegner hat, der muss sich selbst im Hochsommer sehr warm anziehen. Kein anderer Geldeintreiber verhält sich derart hartnäckig. So soll es mit dem Recht in Einklang zu bringen sein, wenn der Papa Staat versucht, sich die Kosten von der einstigen Ehefrau sowie der gemeinsamen Kinder  eines unter die Erde gebrachten " Armen " erstatten lässt, auch wenn diese bereits viele Jahre keinerlei Kontakt mehr zu einander hatten. Bei der Ex - Frau funktioniert dieses nicht; bei dem Kind / den Kindern allerdings sehr wohl.

https://www.anwalt.de/rechtstipps/verstorbene-wer-zahlt-ihre-bestattung_031365.html

Die Pflicht zum Begleichen der Beerdigungskosten ergibt sich aus § 1968 BGB. Demnach sind die Erben verpflichtet, sämtliche Beisetzungskosten zu übernehmen.

Wer allerdings selbst nichts auf der Naht hat, kann versuchen, die Kosten des Beerdigung über die Vorschriften  des Sozialgesetzbuches ( § 74 SGB XII ) erstatten zu bekommen. Eine eher schwieriges Prozedere, denn es ist an strengen Voraussetzungen geknüpft.

Um die Ärmsten der Armen jedoch nicht vollkommen würdelos beisetzen zu lassen, wurde in Berlin jene Initiative gegründet. Doch Armengrab bleibt Armengrab, denn es ist für eine so reiche Gesellschaft ein Armutszeugnis, dass es dieses überhaupt gibt.


" Pink Floyd " - " Fearless " - " Meddle " - 1971:



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