Feiertagsabendspaziergang

Gestern war in Bayern und dazu im Saarland Feiertag. Der 15. August wird dort zu Ehren der Jungfrau Maria abgehalten. Wie dem auch sei, die Geschäfte sind dort zu. Nichts geht, außer in und an den Tankstellen oder wenigen, anderen Verkaufsständen. Die Mehrung des Bruttosozialprodukts im Freistaat ruht für 24 Stunden. Wer frömmelt, geht in die katholischen Kirchen, wer Entspannung sucht, fährt ins Grüne oder stellt die Glotze an. Der Großteil der Bevölkerung Bayerns ist indes in den Ferien. Mann und Frau verweilen längst in Spanien, Italien oder in dem Nachbarland Österreich.

Nach dem Beginn der Sommerferien ab Ende Juli wurde es auch auf den Straßen des größten deutschen Bundeslandes langsam und sichtbar leerer. 

Das wurde uns bei einem abendlichen Feiertagsspaziergang mehr als deutlich. Wo sonst Karre an Karre ( zumeist der einheimischen Marken BMW, Audi, Mercedes ) steht, klaffen große Lücken. Einige Jalousien an den Fenstern der adretten Häuschen, der Eigentumswohnungen oder in den eher dezent gebauten Mietblocks wurden herunter gezogen worden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Bewohner nicht anwesend sind.
Auf den sauberen Straßen, den nahezu Schnur geraden Gehsteigen, den vorbildlich angelegten Spielplätzen oder Grünflächen ist kein Mensch zu sehen.

Eching am 15. August 2019 gegen 19.30 Uhr gleicht einer Geisterstadt. Der gewaltige Unterschied zu den verlassenen Ortschaften in irgendeinem Bundesstaat der USA liegt jedoch darin: Hier wohnt noch Einer!

Wir gehen gemächlich eine größere Runde in Richtung des Ortskerns. Die Magistrale heißt bei uns Obere und Untere Hauptstraße. Sie führt von dem südwestlich gelegenen Ortseingang aus betrachtet nach zirka drei Kilometern direkt zum Autobahnzubringer der A 9.  Von dem ständigen Abrollgeräusch der stark frequentierten Strecke ist kaum etwas zu hören. Sommerferien in Kombination mit einem Feiertag haben etwas erholsames.

Dafür donnern weiter entfernt, jedoch in fortwährender Sichtweite, die großen und kleineren Flugzeug von und zu dem Münchner Verkehrsflughafen in der Luft. Ein Grollen, das in Spitzenzeiten alle 2 Minuten auftritt. Ab 18.00 Uhr ist ein solches Zeitfenster angebrochen.

Wir gehen an den Häusern, den Gebäuden und Anlagen, die allesamt so ab den späten 1970er Jahren hoch gezogen wurden, in Richtung eigenes Domizil zurück. Die überwiegende Mehrzahl der Wohnbauten haben zwar eine überschaubare Größe, auf einem noch überschaubaren Grund, dafür sind sie in Wahrheit wahre Raumwunder, vor denen sich sehr gepflegte, kleine Vorgärten zeigen.

Wir holen uns einige Inspirationen von den dort besehenen Grün - und Gartenflächen, diskutieren über die Art der vorgenommen Bepflanzung oder kritisieren, wenn es allzu voll gestopft, zu kitschig oder leicht ökologisch angehaucht aussieht. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Dennoch sahen sie irgendwie normiert aus, die Flächen vor den Häusern, so ganz ohne Zaun, dafür mit sauberen Gehsteigen und von Platten zugelegten Hauszuwegungen. Vielleicht liegt es daran, dass die Mehrzahl beinahe zur selben Zeit die schmucken Neubauten beziehen durften?

Wir gingen weiter bis zur Imma - Mack - Realschule an der Nelkenstraße. Ein Vorzeigegebäude, vom Feinsten. Das Gleiche trifft auf die angrenzende Musikschule zu. 
Visavis befindet sich die Kleingartenanlage. Somit liegen die beiden Schulen beinahe im Grünen.

Über die Frühlingstraße, die von der Bebauung her, ein identisches Bild zu den übrigen genutzten Straßen bei unserem Abendspaziergang abgibt, gelangen wir wieder auf die Hollener Straße. Hier sind neben einigen Freiflächen, auch dreigeschossige Wohnblocks zu sehen. Ortsauswärts betrachtet, liegt auf der rechten Seite ein weiteres, wesentlich jüngeres Baugebiet.  Eine Nachbarin erzählte uns dazu, dass es während der Bauplanungsphase zirka 400 Widersprüche gegen den Bebauungsplan gab. Die Mehrzahl von Bewohner aus den gegenüberliegenden Gebäuden und Häusern.
Der Bauausschuss der Gemeinde Eching war über Monate komplett ausgebucht, weil er sich nur mit den Abbau der Rechtsmittel zu beschäftigen hatte.

Dabei sind die meisten Echinger gar nicht streitsüchtig. Im Gegenteil. Bislang haben wir jene Mitbewohner eher als freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit empfunden. Wie in anderen Lebensbereichen auch, scheint die Medaille zwei Seiten zu haben.

Wir biegen in die Lohhofer Straße ein. Gleich an der Straßeneinmündung liegt eine Sechsparteien - Mieteinheit. Die gen Osten gerichteten Satellitenschüsseln lassen erahnen, dass hier wohl ausländische Bewohner leben. An den schon leicht verwitterten Fassadenflächen sind schwarze Einfärbungen oberhalb der Fenster zu erkennen. Hier wird es irgendwann einmal gebrannt haben. Neben den Reihenhäusern befinden sich auch Objekte aus dem Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund kann sich die daneben stehenden Häuser kaum leisten.

Wir biegen in unsere Wohnstraße ein. Alles ist still, so friedlich, so perfekt gelungen. Ob es hier AfD - Wähler gibt?



Eric Burdon & " WAR " - " Paint It Black " - " The Black Man´s Burdon " - 1970:









     

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?