Die schwimmenden Luftkissen vor Texel




Der Urlauber reist bekanntlich nur deshalb, um außerhalb seines oft tristen Alltags ein wenig Erholung, ein bisschen Entspannung und natürlich eine gewisse Abwechselung zu finden. Das war auch in den 1980er Jahren nicht anders. Allerdings gab es da noch nicht dieses riesige Angebot an Urlaubsreisen.  

Der Markt war sehr überschaubar und von einigen großen Touristikkonzernen beherrscht. Wer deren Angebote annehmen wollte, musste sehr oft ein lokales Reisebüro aufsuchen. Diese vermittelten dann eine so genannte Katalogreise. Es waren zumeist Pauschalangebote zu relativ hohen Preisen. 

Wer außerhalb dieser Möglichkeit urlauben wollte, musste dieses selbst organisieren. Allenfalls die Vermietung von Ferienhäusern oder Pensionszimmern konnte vielleicht noch über ein Reisebüro erfolgen. Für den Transfers dorthin war jedoch der Urlauber selbst zuständig.

Die westfriesische Insel Texel liegt in der niederländischen Provinz Nordholland und ist die größte unter den weiteren Inseln. Sie umfasst 162, 18 Km² Landfläche und zählt mehr als 13.000 Einwohner. Mit ihrer Gesamtlänge von über 27 Kilometern und einer maximalen Breite von 9, 5 Kilometern bietet das Eiland genügend Fläche, um es mit Kraftfahrzeugen befahren zu können. Diese sind im Gegensatz zu den anderen Inseln des westfriesischen Raums (   VlielandTerschellingAmelandSchiermonnikoog und Rottumeroog. ) auf Texel erlaubt. 

Texel lebt mehr denn je vom Massentourismus. Die Buchungen belaufen sich auf etwa 20.000 Übernachtungen bei zirka 85.000 Urlaubern jährlich. Im Vergleich zu den westdeutschen Inseln sind diese Zahlen sehr klein (  bis auf Baltrum mit etwas mehr als 64.000 Gästen, verzeichnen sämtliche ostfriesischen Inseln wesentlich mehr Gäste; Norderney als Spitzenreiter sogar das 6fache, nämlich über 512.000 ).

Dennoch oder gerade deshalb ist Texel auch bei deutschen Urlaubern sehr bliebt. Nicht nur wegen der beinahe uneingeschränkten Möglichkeiten auch seinen Hund mitnehmen zu dürfen, ist die niederländische Insel gleichfalls ein familienfreundliches Urlaubsgebiet. Sie gilt gemeinhin bereits als das 18. Bundesland. Da es ähnlich, insbesondere für den Massentourismus breit aufgestellte Einkaufsmöglichkeiten wie in Deutschland gibt, dürfte die Mär vom kostspieligen Holland - Urlaub nicht nur auf Texel endgültig begraben worden sein. 

Dieses und auch weitere Gründe haben im " Corona " - Jahr 2020 zwangsläufig dazu geführt, dass in den Sommermonaten ab Juni bis in den September hinein, dort kaum noch Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden waren. Die Insel Texel war beinahe rundum ausgebucht.


https://gourmaid.de/texel-das-18-deutsche-bundesland-und-hundeparadies/

https://de.wikipedia.org/wiki/Texel


Nun, in den 1980er Jahren war dieses eher überschaubar. Wer auf Texel urlauben wollte, musste mit wesentlich höheren Preisen kalkulieren. Und trotzdem hielt dieses nicht sehr viele Deutsche, besser Westdeutsche, noch genauer Touristen aus Nordrhein - Westfalen, davon ab, die langen, großzügigen Sandstrände der Insel zu bevölkern. Die Niederlande liegen - geografisch betrachtet - quasi nur einige Autostunden von dem bevölkerungsreichsten Bundesland entfernt. Da macht Gelegenheit denn sehr schnell Lieb zum Meer, der Sonne sowie dem Strand, ohne das ein Flugzeug ins Spiel kommen muss.

Diese Urlaubsvariante wählte einst auch eine damalige Studienkollegin aus Bremen, die nebst Ehemann und ihrer beiden, noch schulpflichtigen Kinder, in einem Juli der frühen 1980er Jahre einen dreiwöchigen Urlaub auf Texel buchte. Für Kleinkinder sind die dortigen Bedingungen nahezu ideal. Der Strand ist zwar sehr weitläufig, jedoch überall gut einsehbar, so dass die Bademöglichkeiten gerade für Kinder als nahezu paradiesisch hätten gelten können. Ja, das wären sie auch gewesen. Doch ein von Menschenhand verursachtes Phänomen, das da Umweltverschmutzung heißt, war bereits vor knapp 40 Jahren wohl bekannt. So auch auf Texel. 

Weil bei ungünstigen Windverhältnissen und der sich jeweils ändernden Wasserströmung, damals manchmal die Abwässer zurück zum Strand gedrückt wurden, kam es regelmäßig beim Baden zu einer Begegnung der dritten Art. Wegen dieser, aber auch direkt im Meer entsorgten Damenbinden, reduzierte sich sodann das Baden auf einen Slalomlauf im Nordseewasser. Entsetzt von den vielen zu kleine Luftkissen aufgeblähten Hygieneartikeln, die dort auf Bauchhöhe im Salzwasser vagabundierten, flüchtete die Kollegin aus Bremen nebst Kindern aus dem Wasser.  

Die Menschen sind schon damals Umweltschweine gewesen. Und weil es leichter war, dem Wasser jene benutzten Hygieneprodukte zu übergeben statt sie im Müll zu entsorgen, wurde diese Unart bei den Damen der Schöpfung nahezu zum Freizeitsport erklärt. Da fällt es alsbald schwer, die Contenance zu wahren. Die Kollegin indes kam zu einem Kompromiss. Sie wechselte beim folgenden Strandbesuch einfach die Badestelle. 

Über die schwimmenden Luftkissen am Strand von Texel durften sich dann andere Badende erfreuen.

 


GOLDEN EARRING  -  She Flies On Strange Wings  -  7 Tears  -  1971:


 




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