Der " Enkel - Opern - Trauer " - Hattrick


 

Auch der Hochsommermonat August 2020 neigt sich so langsam dem Ende zu. Er beglückt mit seinen vielen Sonnenstunden, seinen tropischen Nächten und heißen Tagen mit über 30° C selbst die eher unterkühlten Mitteleuropäer. Da fällt es dem Daheimgebliebenen sichtlich schwer, überhaupt Aktivitäten zu starten, wenn man ( frau ) schon beim profanen Sitzen ins Schwitzen kommt. Doch auch diese Zeit geht irgendwann vorbei.

So, wie eine der viel zu vielen Krimi - Serien, die es - nicht nur - beim Rentnerkanal ZDF gibt oder gab. Dank des großen Angebots von Konserven in den Mediatheken, dürfen wir - als Rentner - in den Genuss kommen, solche anzusehen, die bereits vor vielen Jahren, irgendwann im " Zweiten " während des Vorabendprogramms liefen. 

Hierzu gehört die " Soko Wismar ", deren Folgen, fein säuberlich in dem ZDF - Angebot in Staffeln unterteilt, ab Oktober 2004 über die Mattscheiben rauschte. Nun, dass " Uns Udo " Lindenberg die Titelmelodie singt, sei hier am Rande erwähnt. Viel interessanter sind die Folgen jenes Dauerbrenners.

Und davon sahen wir uns gestern Abend gleich zwei Folgen hintereinander an. In einer dieser wird ein Mann tot aufgefunden, der - wie sich später herausstellt - ältere, allein stehende Frauen mittels des so genannten Enkeltricks um größere Geldsummen gebracht haben soll.

Tja, der tote Enkeltrickbetrüger ist nur ein kleines Beispiel für viele andere kriminelle Machenschaften, mit denen Wohlhabende - manchmal auch nicht so Reiche - um viel Geld betrogen werden. Da gäbe es die Gaunereien rund um falsche Polizisten, jene um angebliche " microsoft " - Mitarbeiter, die einen Virus auf dem PC beseitigen wollen und dabei ein Spionageprogramm installieren lassen oder um Anlagetipps von windigen Beratern, die vorgeben, das Geld des Angerufenen auf wundersame Weise mehren zu können.

Das Füllhorn betrügerischer Aktivitäten dürfte hier schier unermesslich sein. Schließlich sind Wohlstand bis Reichtum auf diesem, unserem, ächzenden Planten, seit zu vielen Jahren ungleich verteilt. Deshalb versuchen eher Mittellose sich einen Teil des Reichtums durch kriminelle Machenschaften abzuzweigen.

Warum benötigt eine über 90jährigen eigentlich noch mehr als 40.000 Euro auf ihrem Konto, wenn deren Lebensuhr bereits ihr biologisch vorgesehenes Ende eingeläutet hat?

Das fragte sich just jener Enkeltrickbetrüger in Wismar und zweigte ihr die Knete einfach ab, die er alsdann auf ein eigenes Konto einer Bank im fernen Schottland einzahlte. Die EU und der globale Finanzmarkt macht auch dieses möglich.

Die Kriminalbeamten der " Soko Wismar " indes waren schlauer und deckten diese Betrugsmasche auf. Das der Enkeltrickbetrüger zuvor von den Opfern eines Kaffeekränzchens der über Mitte Achtziger mittels einer versehentlich applizierten Überdosis eines starken Narkosemittels dahin gemeuchelt wurde, ist denn auch hier eher als Kollateralschaden zu bewerten. Schließlich hatte er zuvor die Eisgrauen, aber noch rüstigen Rentnerinnen aus der Hansestadt um satte 240.000 Euro erleichtert.

Und während die eifrigen Beamten der " Soko Wismar " rund um den Mordfall ermittelten, wurde dem Zuschauer eine weitere Betrugsart näher gebracht, die ich bis dahin noch nicht kannte.

Ein Trupp gesellschaftlich Benachteiligter durchkämmt eine Vorstadt - Siedlung, in der sich schmucke, wenn auch gleichförmig in einem " Lego " - Baukasten - Stil in die Pampa gestellter Einfamilienhäuser befinden. Dabei werden vornehmlich Objekte heraus gesucht, die eindeutig darauf hinweisen, dass sie " nur " noch von einem Paar ( kinderlos oder der Nachwuchs ist bereits ausgeflogen ) bewohnt werden.  

Mit diesen Grundinformationen beginnen die Ganoven den zweiten Schritt vorzubereiten. Ein Fahrraddiebstahl folgt. Sofern möglich, entwenden die Diebe ein sehr oft vorhandenes Herrenrad, zumeist in einer mittleren Preiskategorie. Einige Tage später wird dieses heimlich wieder auf das Grundstück zurück gebracht, versehen mit einem Brief, in dem sinngemäß steht:

" Mein ältester Sohn hat ihr Rad gestohlen. Ich habe ihn deshalb zur Verantwortung gezogen und ihn aufgefordert, es sofort zurückzubringen. Ich bitte Sie, auf eine Anzeige zu verzichten. Als Dankeschön für Ihr Entgegenkommen, fügen zwei Opernkarten bei. Wir hoffen, dass Sie diese Art der Entschuldigung annehmen. "

Es folgt ein unleserliche Unterschrift.

Die beiden Opernkarten - nicht gerade billig - liegen dem Brief tatsächlich bei.

 Von soviel Ehrlichkeit vollkommen gerührt, nehmen die zuvor Bestohlenen das Angebot an und planen den Opernbesuch in der nahe gelegenen Großstadt. 

Nun folgte Teil 3 des Plans. Während das Paar die Umsonst - Aufführung genießt, fährt - eine gewisse Karenzzeit berücksichtigend - ein großer Möbelwagen vor das Haus der Opernbesucher. Eine Gruppe Männer räumt dann - nachdem diese sich mit Gewalt Zutritt zum Objekt verschaffen konnten - dieses komplett aus. Binnen einer relativ kurzen Zeit steht das gesamte Mobiliar auf der LKW - Ladefläche und wird abgefahren.

Als die Bestohlenen dann zurück kommen, ist ihr Domizil leer geräumt und die Diebesbande längst über alle Berge. Pech gehabt?

Als ich von diesem, als " Operntrick " bekannten Ablauf in jener " Soko " - Folge hörte, musste ich zunächst laut lachen. Soviel Dummheit gibt´s doch nicht? Doch! Wo Leichtgläubigkeit, gepaart mit Geiz, Gier und Großmannssucht, zu einem bestimmten Verhalten führen, haben raffiniert agierende Halunken immer leichtes Spiel.

Das war auch in einem ähnlich gelagerten Fall, der sich vor vielen Jahren in der Nachbarschaft des elterlichen Wohnhauses ereignete, zutreffend. 

Der Eigentümer eines Hauses war verstorben. Dieses ließ die Verwandtschaft mittels einer opulenten Todesanzeige in der dortigen Lokalzeitung verkünden. Nichts außergewöhnliches eigentlich. Doch der üblichen Tradition entsprechend, war in der Traueranzeige zu lesen, wann die Beisetzung stattfinden sollte. Und zwar mit exakter Benennung der Uhrzeit. Zudem war auch die Traueranschrift aufgeführt. Ein, nein, zwei Riesenfehler.

Einige Tage vor dem Beerdigungstermin erschienen zwei Männer in dem benannten Haus und gaben an, von der Lokalpresse zu sein, die über die Trauerfeier berichten wolle. Tatsächlich waren es dreiste Diebe. Nach einem kurzen Gespräch im Wohnzimmer des Verstorbenen und unter dem Vorwand, die Toilette benutzen zu wollen, hatten sich die beiden Fremden einen umfassenden Überblick zu dem Nachlass des Verstorbenen gemacht. Dieser Kurzbesuch reichte aus, um den weiteren Schritt des Plans einzuleiten.

Am Tage der Trauerfeier fuhren die beiden Männer zusammen mit weiteren Gehilfen vor die Grundstückseinfahrt, hebelten sodann die Terrassentür auf und luden die gesamte Einrichtung in Windeseile auf den LKW. Gesehen wurden sie dabei nicht, obwohl auf der reinen Wohnstraße sich alle seit Jahrzehnten kannten. Im Zusammenhang mit dem Todesfall, lag hier die Vermutung nahe, der Nachlass wird sofort abtransportiert und aufgeteilt.

Nachdem die trauernden Angehörigen zurück zu dem Haus kamen, war dieses radikal und blitzeblank leer geräumt. Der Schock war groß. Die Polizei fand keinerlei Spuren, sie gab wohl aber die Information weiter, dass dieses in letzter Zeit häufiger vorgekommen sei.

Ein schwacher Trost!

Was sagen uns diese und weitere Betrugs - und Diebstahlsmaschen?

" Augen auf und Sinne klar, schützt vor Diebstahl und Gefahr! "  




THE ROARING 420S  -  Bury My Burdon  -  What Is Psych  -  2014:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?