Man(n) spricht deutsch!



Heute Morgen stand meine Kurzfahrt mit dem Velo zum Brötchenkauf bei " Norma " an. Die etwas mehr als 1 Kilometer Strecke bewältige ich - weil inzwischen gut trainiert - in zirka 4 Minuten.  Per pedes dauert es allerdings doppelt so lange. Ich entschied mich für die schnellere Variante, da der heutigen Samstag wieder unser Lauftag sein sollte.

Also: Auf zur " Norma " - Filiale in der Echinger Bahnhofsstraße.

Diese wird ja von einem türkisch - stämmigen Mann geführt. Okay, dieser Supermarkt ist längst nicht mehr der neueste seiner Zunft. Die Regale dürften wohl aus den späten 1990er Jahren stammen, der Fußboden hat auch seine beste Zeit hinter sich und das gesamte Ambiente des Discounters macht ein leicht unaufgeräumten Eindruck. Aber: Dafür ist das dort angebotene Obst überwiegend aller erste Sahne, es gibt super leckere Oliven, wie ich sie aus meinen Uni - Zeiten kenne, als ich mit vielen türkischen Studenten zusammen war und das Personal ist sehr zuvor kommend.

Auch hier hat die Mehrzahl der Mitarbeiter einen Migrationshintergrund. Allerdings sprechen Frau und Mann dort nahezu akzentfreies Hochdeutsch. Gut, weil wir seit vielen Monaten die " Corona " - Masken tragen müssen, wenn wir Geschäfte und ähnliche Einrichtungen betreten wollen, fällt es manchmal ein wenig schwer, die Kassierer hinter ihrer Plexiglasscheibe sofort zu verstehen, zumal diese zusätzlich einen Mund - und Nasenschutz tragen.

Wie dem auch sei, Tante " Corona " hat ja mittlerweile viele Dinge in unserer aller Lebensumfeld nachhaltig verändert. Doch der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier. Warum sollte er sich nicht an jene Gesichtsverhüllung gewöhnen. In vielen Bildern und Berichten aus dem asiatischen Raum sind jene Schutzmasken längst gang und gäbe. Millionen Menschen schützen sich in diesen Ländern vor Infektionskrankheiten, wie beispielsweise die Grippe. Warum also nicht auch bei uns?

Nachdem ich einen Einkaufswagen heraus gezogen hatte, meine schwarze Gesichtsmaske ordnungsgemäß über den Mund - und Nasenbereich zog, durfte ich die Filiale betreten. Sofort eilte ich zum Brötchenstand. Man weiß ja nie! Auch während der Ferienzeit sind die heiß begehrten Olivenseelen schnell ausverkauft.

Ich legte noch ein paar andere Artikel in den Wagen und fuhr in Richtung Kassenzone. An dieser saß heute keine mir längst bekannte Dame oder jene türkisch - stämmigen Herren, sondern ein afrikanischer Mitarbeiter. Ein Auszubildender, wie ich dann aus der Nähe erkennen konnte. Ein entsprechender Schriftzug fand sich nämlich an seinem Arbeitshemd.

Dieses wäre nicht so außergewöhnlich und eigentlich keinen Blog wert, wenn, ja, wenn, vor mir nicht ein afrikanischer Kunde gestanden hätte. Welch Zufall? Mag sein, aber so etwas gibt es überall in Deutschland. Im Westen sehr häufig, im Osten weniger häufig, in Bayern aber alle Male.

Nun, der vor mir wartende Kunde hatte seine Artikel auf das Kassenband gelegt und wartete auf das Einscannen derselben. Dieses ging ruck zuck vonstatten. Der junge, farbige Mann war schnell. Das erstaunliche dabei war aber, dass sich beide Männer mit Wurzeln aus dem fernen Afrika, also einem der vielen Staaten dort, in einem akzentfreien Deutsch unterhielten. Insgeheim musste ich ein wenig grinsen, denn es sah und hörte sich schon ein wenig putzig an, dass die beiden dunkelhäutigen Männer weder Englisch, noch vielleicht die Heimatsprache ihrer Eltern sprachen, wenngleich es da auch unzählige Sprachen gibt.

Der Auszubildende hatte die Waren des vor mir stehenden Mannes in das Kassensystem eingegeben und sagte den zu zahlenden Preis in einem perfekten Deutsch an. " Ich zahle mit Karte! ", antwortete der andere Kunde daraufhin. Sofort drehte der Kassierer das Kartenlesegerät in Richtung des Mannes. Der Betrag wurde abgebucht. Der Kunde hatte die Waren bezahlt und der Auszubildende hinter der Plexiglasscheibe wünschte dem Kunden ein schönes Wochenende - auf Deutsch!

Da mögen die AfD - Hetzer, die Fans jener Flachdenker sagen und schreiben, was sie wollen. Integration sieht auch so aus.

Während ich meine Artikel bezahlte und dem jungen Mann ebenfalls ein schönes Wochenende wünschte, erinnerte ich mich an eine der Talkshows mit dem damaligen Moderator Günther Jauch. Damals hatte er just das Thema Integration ausgewählt und dazu unter anderen einen afrikanisch - stämmigen Taxifahrer aus München als Gast geladen. Als dieser seine Fragen im tiefsten Münchner Dialekt beantwortete, ging ein Raunen durch das Publikum. Ein Farbiger spricht bayrischen Dialekt. Warum nicht?

Man(n) spricht eben deutsch!



MARK KNOPFLER  -  What Aye Man  -  The Ragpicker´s Dream  -  2002:



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