Blitzer
Der Herbst 2020 entfaltet seine volle Pracht- An sämtlichen Bäumen färbt sich das Blattwerk bunt. Nur noch 63 Tage bis Weihnachten und in exakt 70 Tagen wird das " Corona " - Jahr 2020 mittels eines teuren Feuerwerks aus den Köpfen der Bürger dieses, unseres, von der Seuche geplagten Landes, geschossen.
Wenn Weihnachten unaufhaltsam naht, das Jahr nur noch wenige Wochen schreibt, dann wird es Zeit, die Haushaltskassen der vielen Kommunen zu überprüfen. Die weisen für 2020 ein enormes Defizit auf. Weil " Corona " auf dort ordentlich rein geraucht hat.
Deshalb besinnen sich die Kommunalpolitiker der ewig währenden Methoden, die leeren öffentlichen Kassen ein wenig zu füllen. Was liegt dabei näher, den Autofahrer hierfür heranzuziehen? Hiervon gibt es doch genug, nämlich mehr 41 Millionen. Also: Gesagt, getan! Nun werden wieder vermehrt jene best gehassten Apparaturen an und um die Straßen gestellt, die da mobile Blitzer heißen. Im Autofahrerjargon werden diese auch " Radarfallen " genannt. Von ihnen gibt es in diesem, flächenmäßig eher kleinen, dafür aber dicht besiedelten und mit Autos über frachteten Land, satte 100.000 Exemplare. Etwa 40.000 dieser technisch immer weiter entwickelten Geräte werden als stationäre Blitzer, irgendwo zwischen Flensburg und Garmisch - Patenkirchen und zwischen Aachen bis Prenzlau betrieben. Dazu kommen 60.000 mobile Geschwindigkeitsmessgeräte.
Viele dieser technischen Geräte sind jedoch nicht im Dauereinsatz. Wäre dieses der Fall, so kämen die zuständigen Abteilungen der Straßenverkehrsbehörden oder die Polizei aus den Versenden von Verwarnungen und Bußgeldbescheiden nicht heraus.
Aber auch ein sporadischer, ein punktueller Einsatz der vielen " Blitzer " lässt die Staatskassen ordentlich klingeln. Hierüber gibt das all wissende Internet auf unzähligen Seiten ausreichend Auskunft. Die " Blitzerei " bringt eben richtig " Kohle " ein.
Als ich vorgestern Morgen auf der nahe gelegenen Hollener Straße von dem Brötchenkauf bei " REWE " mit dem Fahrrad zurück fuhr, erkannte ich ihn, den gemeindlichen, mobilen Blitzer. Er wurde gerade aufgebaut. In einem biederen, weißen VW Polo, befand sich die Aufzeichnungsanlage mit der die über das durchaus moderne Blitzgerät erhaltenen gespeichert werden. Heutzutage ist dafür nur noch eine einzige Person erforderlich. Die Hauptarbeit macht dann Kollege Computer.
Auf der besagten Echinger Straße sind innerorts " nur " 30 Km/h als Höchstgeschwindigkeit erlaubt. In der Nähe befinden sich Schulgebäude. Damit hat die " blitzende " Gemeinde Eching ausreichend dargelegt, dass die vorgenommene Geschwindigkeitsüberwachung erforderlich ist. Ob die technischen Voraussetzungen dabei erfüllt werden, konnte ich nicht erkennen. Die " Blitzer " werden vielleicht auch nur über den Landkreis Freising ausgeliehen. Wie dem auch sei, der " Kontrolleur " baute seine unbeliebte Anlage gerade erst auf.
Hierzu konnte ich im Netz recherchieren, dass in 2019 bei solchen Kontrollen insgesamt 1.700 Verstösse geahndet wurden ( https://www.top-fm.de/eching-ueber-1700-autofahrer-geblitzt-12375/ ).
Das mag auf den ersten Blick bei 12.929 Einwohnern nicht gerade viel sein. Wie im sonstigen Leben auch, ist diese Zahl allerdings nur relativ.
Als ich mein Fahrrad wieder in die Garage stellte, überlegte ich, ob auch Radfahrer geblitzt werden können. Ja, aber gewiss doch! Auch für Radfahrer gelten die Straßenverkehrsvorschriften.
Und einen Führerschein bekommt ein Deliquent beim Erreichen der Punktzahl in Flensburg auch abgenommen. Wer demnach zu oft zu schnell in der all gegenwärtigen 30er - Zone mit dem High - Tech Carbon - Rennrad für 3.000 Euro aufwärts durch brettert und dabei " geblitzt ", zudem als Missetäter identifiziert wird, bekommt somit ebenfalls ein gewaltiges Problem, weil der heiß geliebte " lappen " dann futsch sein kann. Merke also: Auch Fahrrad rasen kann Punkte ergeben, bei deren Ansammlung die Fahrerlaubnis gefährdet ist.
Ich ging mit der Brötchentüte in die Küche. Es war Bruch - Zeit. Beim Decken des Tisches legte ich die Backware in den Korb und fragte mich, ob jetzt die " Blitz - Aktion " im vollen Gange sein könnte?
Dann erinnerte ich mich an einen Unfall, den ich vor einigen Jahrzehnten in Bad Eilsen hatte. Ich hatte ein Fahrrad mit Sportreifen, " Torpedo " - Dreigangschaltung und einen " VDO " - Tacho, der mittig zur Gabel auf dem Lenker befestigt war. Ein kleines Schmuckstück in der damaligen Zeit. Mit diesem stolzen, weil auch selbst verdienten, Luxusgut unternahm ich, wann immer die Zeit und das Wetter es zu ließ, Fahrradtouren. An einem dieser sonst öden Samstage, an denen vormals sämtliche Geschäfte spätestens um 13.00 Uhr dicht hatten, damit der Betrieb in der Ortsmitte schlagartig beendet wurde, fuhr ich just mit jenem Fahrrad über das Heeßer Volksschul - Gelände, die Schulstraße in Richtung des Lebensmittelgeschäftes " Schramke " in Heeßen. Dort befanden sich an der Wand einige Automaten, in denen neben Kaugummi, auch weitere Süßigkeiten für einen Groschen gezogen werden konnten.
Von dort aus fuhr ich über die leicht ansteigende Hauptstraße in Richtung Bad Eilsen und dort die Arensburger Straße weiter bis zu der Kreuzung Bahnhofstraße. Hier wird es wieder leicht abschüssig. Mit ordentlich Speed bog ich in die Bahnhofstraße ein, um dort bis zur Kreuzung Bückeburger Straße zu gelangen. Damals war der Verkehrs - wie schon gesagt - sehr spärlich. Deshalb achtete ich auch nicht auf links und rechts einbiegende Fahrzeuge. Das sollte mein Verhängnis werden.
Kurz vor der so genannten Aue - Brücke hielt ein VW - Käfer mit einem auswärtigen Kennzeichen. Ich hatte meinen Kopf wie ein professioneller Radrennfahrer nach unten gesenkt und bolzte im dritten Gang über 50 Km/h. Dann knallte ich mit dem Rad auf das Hecke des Käfers, wurde von der Wucht des Aufpralls auf das Dach des Käfers geschoben und lag dort, eben wie ein solcher, alle Viere von mir streckend, für einige Sekunden. Dann stieg der Fahrer aus und fragte mich ein wenig vorwurfsvoll, ob mir etwas passiert sei. Ich verneinte dieses. Er zog mein zwischen der PKW - Stoßstange eingeklemmtes Fahrrad heraus und half mir vorsichtig vom Dach des PKW. Beim Kontrollieren des Rades sah er auf den Tacho. Dort klemmte die Nadel auf 60 Km/h fest. Der Autofahrer schaute mich völlig perplex an und stellte mir dann die Frage, die ich bis heute nie vergessen were:
" Wie hast´e denn die drauf gekriegt? "
Ich war noch in Schockstarre und zuckte zudem ein wenig ängstlich mit den Achseln. Er schüttelte immer noch ungläubig seinen Kopf. Das Fahrrad hatte in der Felge eine leichte Delle und der Vorderreifen war platt. Der VW - Fahrer bot deshalb an, mich nach Hause zu fahren. Ich lehnte ab, zumal in dem Wagen seine Frau mit zwei Kindern saß, die von dem Unfall auch ein bisschen mitgenommen waren. An seinem Auto waren nur kleinere Kratzer zu sehen. Die solide Stoßstange aus Metall war vollkommen heil geblieben. Deutsch Wertarbeit, eben!
Ich schob mein defektes Rad bis nach Hause, erzählte aber niemanden von dem Unfall, sonder baute schnell das Vorderrad aus und klopfte dort die Delle it dem Mauererhammer unseres Vaters heraus. Der Fahrradmantel hatte ein größeres Loch, ebenso der Schlauch. Ich flickte beide Beschädigungen und pumpte den Fahrradschlauch danach wieder auf. Dann probierte ich mein Rad aus. Es eierte nicht mehr und die Luft im Reifen hielt auch.
Glück gehabt!
Die Frage nach dem Unfallverursacher kann ich bis heute nicht so richtig klären.
Ob der VW plötzlich, ohne auf den rückwärtigen Verkehrs zu achten angehalten war und dabei vergaß, den Blinker zus setzen, stellt sich mir heute noch. Wäre es so gewesen, hätte der Autofahrer die überwiegende Schuld gehabt. Aber, auch meine gefahrenen 60 Km/h waren für die damals noch erlaubten 50 Km/h innerorts zu schnell. Eins weiß ich jedoch mit Sicherheit, wäre ich heute mit 60 in der längst eingeführten 30er - Zone geblitzt worden, es hätte mich 35 Euro sowie einen Punkt in Flensburg gekostet.
SKYRON ORCHESTRA - Free Ride - 2003:
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