Eine bi - ideologische Ehe oder: Wer ist denn Caroline Sommerfeld?


Von der einige Kilometer entfernt liegenden A 92 wabert das Abrollgeräusch der unzähligen LKW durch die geöffnete Schlafzimmer - Balkontür in mein Ohr. Es ist so um 5.30 Uhr. Aus, mit dem Tiefschlaf. Die Katzen warten auf die morgendliche Grundversorgung. In den Nachbarhäusern ist noch alles dunkel. Mit Ausnahme der schräg gegenüber liegenden Wohnanlage, in der - dass wissen wir nun endlich - ausschließlich Bewohner aus der Ost - Türkei leben. Die Frau tragen größtenteils - selbst im Hochsommer - lange Mäntel ( im Winter sowieso ), die Männer sind irgendwo als Kurierfahrer oder in anderen, ähnlich gelagerten  Jobs tätig, auch wenn sie gut ausgebildet wurden.

Das fahle Licht aus den Wohnungen schimmert auf die Rasenfläche der davor liegenden Gartenanlage mit  Spielplatz. Während ich noch ein wenig müde aus dem Fenster schaue, hebe ich den Pott mit frisch gebrühtem Kaffee an und trinke ein Schluck. Unsere drei Katzen sind mittlerweile versorgt. Jetzt kann ich mich meiner all morgendlichen " SPIEGEL " - Lektüre widmen. Ich habe da noch die drei letzten Ausgaben vor mir. Doch zunächst widme ich mich dem aktuellen Heft Nummer 43 vom 17. 10. 2020. Das Titelbild hat erneut mit dem Dauerthema " Corona " zu tun. Da wünsche ich mir manches Mal, dass es auch noch wichtigere Probleme gibt. Doch die Covid - 19 - Seuche hält dieses Land, sogar die ganze Welt, in ihrem Würgegriff. Die Viruskrankheit ist überall das Hauptthema. So auch in jener neuen " SPIEGEL " - Ausgabe.

Dort befindet sich aber auch ab Seite 128 ein Beitrag, der mit " Eine bi - ideologische Ehe " betitelt wurde und in dem über drei Seiten von einem Ehepaar berichtet wird, dass - zumindest politisch - unterschiedlicher nicht sein könnte. Die hier aufgeführte Frau heißt Caroline Sommerfeld - Lethen, ist irgendwann 1975 in Mölln / Schleswig - Holstein geboren, studierte nach dem Abitur an der Universität Rostock Germanistik und Philosophie, heiratete den dort lehrenden Professor Helmut Lethen, gebar drei Kinder und führt aktuell mit dem jetzt 81jährigen eine Ehe.


https://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_Sommerfeld-Lethen


https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Lethen


Dass zwischen den Eheleuten ein Altersunterschied von satten 36 Jahre besteht ist per se in diesen bekloppten Zeit kein besonderes Merkmal. Auch der derzeitige Wohnort in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien stellt beileibe kein außergewöhnlichen Umstand dar. Wohl aber die in dem Artikel beschrieben, sehr unterschiedlichen politischen Einstellungen der Eheleute.

Während der 1939 geborene Helmut Leuten qua seines beruflichen Werdegangs den Prototyp eines links - liberalen Intellektuellen darstellt, driftete die Ehefrau in die rechtsradikale Ecke ab. Sie gibt sich dem Gewäsch der " Identitären Bewegung " hin und propagiert offen deren völkischen Schwachsinn. Und dieses nicht nur in ihrem Pamphlet " Mit Linken leben ". Ein Buch, dass sie mit dem österreichischen neu - rechten Publizisten Martin Semlitsch alias Martin Lichtmesz vor 3 Jahren veröffentlichen ließ.

Beim Lesen des " SPIEGEL " - Artikels, in dem just auch dieses Buch benannt wird, erinnerte ich mich an das Traktat des einstigen Mitarbeiters Jan Fleischhauer, das ähnlich heißt, nämlich: " Unter Linken ". Allerdings erschien jenes Machwerk, in dem der gute Jan es mit einer Generalabrechnung seiner aus dem einst sozialdemokratisch geprägten, bürgerlich aufgestellten  Hamburger Elternhaus versucht, bereits 2009. Zudem dürfte Fleischhauers Buch eine andere Grundrichtung verfolgen, als das 8 Jahre danach im rechten Eigenverlag des Oberdruiden Kubischek auf den Markt geworfene Machwerk der gebürtigen Schleswig - Holsteinerin Sommerfeld - Lethen, denn es geht dem Ex " SPIEGEL " - Journalisten um die Aufarbeitung seiner persönlichen Befindlichkeiten. 

Beim weiteren Lesen des " SPIEGEL " - Artikels stellte ich mir die - vielleicht - berechtigte Frage, warum meine eigene Sichtweise zu jener faschistoid ausgerichteten " Identitären Bewegung " sich mit der Mehrheit in diesem, unserem Lande deckt? Bin ich hier nur alt geworden? Oder habe ich seit meiner Studienzeit irgendwann wichtige Ereignisse verpasst?

Ich blätterte die Seite 129 in dem " SPIEGEL " - Heft um, las den Beitrag zu Ende, nahm einen Schluck aus dem " Bunzlauer " - Kaffeepott und schaute dabei in Erinnerung an meine Studienjahre ( es waren ja nicht gerade wenige ) aus dem Küchenfenster. Das Licht in der Wohnanlage war inzwischen wieder aus. Es ist Herbst geworden und deshalb bleibt es auch um 7.00 Uhr noch dunkel. Die türkisch - stämmigen Nachbarn gingen zur Arbeit. 

Das musste ich in den Semesterferien von Februar bis Mitte April und von Juli bis Mitte Oktober auch. Meine Eltern waren nicht vermögend. Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt. Einst mussten wir Studenten uns von jenen Arbeitern, Angestellten und Beamten vorwerfen lassen, dass wir auf ihre Kosten, weil durch ihre Steuern finanziert, eine bessere Ausbildung durchlaufen könnten. Das war so falsch nicht. Richtig war aber auch, dass jene Studenten zum größten Teil eben die Steuerzahler von morgen waren.

In gewisser Weise war dieses Gegenargument auch zutreffend. Weshalb mein Bestreben war, das Studium der BWL und die juristische Ausbildung möglichst mit einem Abschluss beenden zu wollen. Danach wollte ich auch Geld verdienen und einen Beruf ausüben, mit dem ich dieses konnte. Politik interessierte mich zwar auch, war aber damals in den späten 70er bis 80er Jahren eine Nebensache.  Wieso kommt es also dazu, dass eine Mutter von 3 Kindern, eine Ehefrau und ausgebildete Akademikerin dieses nicht auch in ihr Lebenskonzept einbaut? Stattdessen lebt sie von der Pension ihres einstigen C 4 - Professors, streitet mit diesem wegen der vergangenen und aktuellen Politik und vor allem wegen des von ihr und der AfD, Kubischek und anderen, ähnlich Verblendeten verbreitet ideologischen Blödsinns.

Ich stellte mir beim Austrinken des nur noch lauwarmen Kaffees vor, ich müsste mit einer solchen Frau leben. Zudem auch noch in einer Ehe. Hätte mit dieser noch drei gemeinsame, schulpflichtige Kinder. In einem Alter von über 80 Jahren. Müsste mich mit der Leitung einer Privatschule wegen eines erfolgten Ausschlusses meiner beiden Söhne herum ärgern ( diese, bei einer " Rudolf - Steiner - Schule angemeldet gewesen, mussten diese, angeblich wegen der politischen Einstellung der Mutter, wieder verlassen ).

Nein, in einem solchen Alter muss ein Mann dieses nicht mehr ertragen. Es sei denn, er war und ist eitel genug, sich mit einer erheblich jüngeren Frau einzulassen. So mancher Gockel meint ja, er habe den ewigen Jungbrunnen in seinen Genen. Da die Pharmazie dabei auch noch Hilfestellungen anbietet, lassen sich damit verbundene biologische Unebenheiten flugs glatt bügeln. 

Diese " SPIEGEL " - Homestory zeigte mir aber auch auf, warum die Dummheit bei den Menschen in dieser Welt nie ausstirbt.  Caroline Sommerfeld - Lethen ist exemplarisch ein abstoßendes Beispiel. Die Generation der in den 1970ern Geboren hat leider viel zu oft keine richtige Erziehung erhalten. Befehl, Gehorsam und Gehirn abschalten, wenn Erwachsene reden, waren einige der Erziehungsmetapher, die in uns Kinder und später Jugendlich hinein geprügelt wurden. Ob nun im Elternhaus, in der Schule, in der Lehre, beim Barras. Sommerfeld - Lethen und Konsorten sehnen diese nicht erhaltenen Grundtugenden eines guten deutschen Kindes und Jugendlichen wieder herbei. Ihre damit verknüpfende völkische Sichtweise der guten deutschen Erziehung gepaart mit ideologisch verbrämten Vokabular aus der NS - Zeit führt zu jenem hanebüchenen Unsinn, den sie öffentlich verbreitet.

Sie schreibt und denkt für die " Identitären ". Zumeist unter Ausschluss der öffentlichen Wahrnehmung. Würde sie nicht von der von ihr so verachteten " Lügenpresse ", den angeblichen " Mainstram - Medien " dann und wann in den Fokus genommen, ihr Name und ihre vermeidliche politische Einstellung wären erst gar nicht bekannt geworden. Sie könnte deshalb so viele Veröffentlichungen produzieren wie es im fernen China umgefallene Reissäcke gäbe; niemand würde sich dafür interessieren. 

Zu ihrem Buch " Mit Linken leben ", dass auch bei dem Versandhandelsgiganten " amazon " erhältlich ist, finden sich seit dessen Erscheinen immerhin 58 ( ! ) Hobby - Rezensionen. Zumeist solche, die von politisch Gleichgesinnten lobhudelnd abgesetzt wurden. Der Aussagewert derartiger Beurteilungen geht von daher gen Null.

Nun aber gab ihr das Hamburger Nachrichtenmagazin über eben jenen dreiseitigen Artikel einen Status, den sie de facto nicht verdient, nämlich eine Vordenkerin der " Rechten " zu sein. Oder ist sie nur eine profane Querdenkerin? Das sagte damals auch die Ex - Moderatorin und " tagesschau " - Sprecherin Eva Hermann von sich. Sie versuchte auch auf eigenwillige Art die Rolle der Frau in der Gesellschaft neu zu definieren und lehnte sich dabei an das Geschehene in der NS - Zeit an. Wer die damalige, sehr aufgeregt geführte öffentliche Diskussion zu jenem von Herman verzapften Nonsens mit verfolgt hat, dem stellte sich nolens volens die Frage:

" Ist Eva Hermann braun oder doof? "

In Analogie zu jener einst zur Causa Herman aufgeworfenen Frage, die ihre Berechtigung darin bekam, weil ein " Normalo " nicht verstehen konnte, warum eine sehr gut bezahlte Mitarbeiterin einer Medienanstalt ihren sozialen Besitzstand aufs Spiel setzte, nur um öffentlich politischen Schwachsinn zu verbreiten, müsste hier die Frage gestellt werden:

" Ist Caroline Sommerfeld - Lethen braun und doof? " 

Ich stellte das Radio wieder aus, mit dem ich zirka 1 Stunde die Informationssendungen von " NDR info " sowie " MDR aktuell " gehört hatte, legte die " SPIEGEL " - Ausgaben wieder in den Küchenschrank und wusch den Kaffeepott ab. Ich hatte genug gehört über das aktuelle Thema " Corona ". Die beinahe identischen Meldungen finden sich zudem oder häufig kurz danach auf den Online - Seiten verschiedener Print - Medien oder auf jenen, der viel zu vielen TV - Sender. Einer übernimmt diese Meldungen von einem Konkurrenten,d er genau dem selben Kostendruck ausgesetzt ist und deshalb an allen Ecken und Ende sparen muss. Weshalb diese Nachrichten zwar vorgefiltert, jedoch nicht grundsätzlich falsch oder erstunken und erlogen sind; so, wie es die dümmlichen Trommler von " Pegida ", AfD und Co. behaupten.

Die Medien - Landschaft hat sich gewandelt. Weshalb die von ihr verbreiteten Meldungen, Berichte oder Kommentare nicht tendenziös sind. Und schon gar nicht " links - versifft ", wie es aus dem Kampf - Vokabular der Konsorten um Sommerfeld - Lethen hervor geht. Seit wann sind die Zeitungen des Springer - Konzerns als links einzuordnen? Nur weil sich in ihre Berichterstattung über die CDU - Politik in der Ära Merkel eher milde gestimmt äußern. Oder sind die Springer - Blätter nur deshlab links, weil sie sich über den braunen Blödsinn, der von Protagonisten wie Sommerfeld - Lethen verbreitet wird, nicht auslassen, sondern solche rechtsideologischen Heilsbringer einfach " totschweigen "?      

Wenn die " SPIEGEL " - Redakteurin Barbara Supp die in dem Interview dargelegte Einstellung der Obengenannten richtig wieder gegeben hat, lehnt Sommerfeld - Lethen eine " allgemeine Gleichheit der wohlfeil erworbenen Menschenrechte " ab. Aha, so argumentieren eben nur Rassisten. Und als vorgegebener Anhänger des Waldorfpädagogen Rudolf Steiern, der nachgewiesen rassistischen Gedankengut nacheiferte, macht die " feine " Dame auch noch Unterschiede zwischen den Völkern. Recht so, denn dann gibt es eine Unterteilung zwischen Menschen der ersten bis x - ten Klasse; womit die kodifizierten Grundrechte, wie sie in der EMRK nachzulesen sind, nur für Europäer gelten sollen?

Hier wohnende Menschen aus der Ost - Türkei sind keine Europäer, weil sie hinter der geografisch gezogenen Linie vom Bosporus über das Marmaris Meer bis zu den Dardanellen geboren wurden. Wie verfahren die Behörden mit solchen Bürgern 2. Klasse, würde die Exekutive nach dem Gustus der Sommerfeld - Lethen´schen braunen Soße handhaben, müssten sie alle wieder ausgewiesen werden. Doch: Wer stellt dann unsere bei " amazon " georderten Pakte zu? Eine Abhilfe könnten all diejenige völkischen Trommler geben, die gegen die Ausländer hetzen. Wie wär´s denn dann mit solcher Art ehrlicher Berufsausübung, Frau Sommerfeld - Lethen?    

Gestern Nachmittag klingelte ein Spendensammler für die Flüchtlingshilfe in Italien. Eine wichtige Sache. Eine humanitäre Notwendigkeit. Wir haben 10 Euro gegeben. Wie würde es denn die Caroline halten?



KRAAN  -  Sarah auf der Gänsewies´ -  1972:


  




    

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