Auf der Suche nach dem Sommer 2021


Tag Eins unseres Prerow - Darß - Aufenthalts. Im Morgengrauen erkannte ich die Umrisse des Waldstücks am Prerow - Strom. Während es langsam heller wurde, blinzelte im Osten die Sonne durch. Es wird doch heute nicht irgendwie nach Sommer aussehen? Doch! Zumindest, wenn der Wetterbericht, den meine bessere Hälfte aus einer der vielen Internet - Dienste las, zutreffend sein könnte.

Die Tagestemperaturen steigen demnach auf mindestens 21 Grad. Dazu bleibt es nahezu windstill. Die Wassertemperatur liegt bei 18 Grad. Für diesen Bereich der Ostsee ein akzeptabler Durchschnittswert. Es hört sich wirklich und wahrhaftig nach Sommer an. 

Wer die zweite Jahreszeit, die so langsam ihr Dasein in 2021 aushaucht, Nachrichten und Wetter orientiert mal Revue passieren lässt, erhält dabei erschreckende Fakten auf die Augen gepappt und die Ohren gehauen. Da gab es Hitzerekorde, Rekord - Niederschläge und es wüteten aufgrund einer langen Dürre - Periode gigantische Waldbrände. Neben dem Dauerthema " Corona " waren solche Meldungen der absolute Renner in der Medienwelt.

Jenseits solcher Horrormeldungen gab es aber auch durchaus erfreuliche Nachrichten. Die einheimische Touristikbranche zeigte sich nach den massiven Einbrüchen, die ausschließlich auf jene staatlichen Restriktionen zurückzuführen waren, nunmehr sichtlich erholt. Die Buchungen für inländische Urlaubsziele explodierten nach deren Aufhebung förmlich. Und so darf so mancher Gast an irgendeinem Urlaubsort dieses Landes sich nicht wundern, dass es selbst in der Nachsaison richtig voll bleibt.

Das ist gut für die Urlaubsorte, kommt dem Fiskus eher gelegen und zeigt perspektivisch vielleicht sogar einen neune Trend: " Bleib´im eigenen Land! "

Nun, ja, bei der nach wie vor ungebrochenen Reisewut der Deutschen dürfte dieser Vorschlag aber auch erheblichen Bedenken behaftet sein. Wohin mit den Millionen Urlaubern, Touristen, reisefreudigen. Dieses, unser Land, ist flächenmäßig ja eher klein. Für nahezu gleichzeitig aufbrechende Urlauber bietet es somit zu wenig Platz. Es sei denn, es werden überall Bettenburgen gebaut.

Während ich über diese Gedanken ausformuliere, blicke ich aus dem Küchenfenster der Fewo. Einige Meter davor verläuft der Rad - und Fußweg, der gleichzeitig auf der so genannten Deichkrone angelegt wurde. Es ist zirka 11.00 Uhr morgens. Die Mehrzahl der Touristen haben ihr morgendliches Pflichtprogramm mit Aufstehen, Anziehen, Waschen und Frühstück einnehmen. hinter sich gebracht. Nun sollen die körperlichen Aktivitäten den weiteren Tag ausfüllen. Will hier heißen: Es wird Fahrrad gefahren bis die Schwarte kracht!

Und demgemäß radeln Hunderte dieser Freizeit - Sportler -  zumeist mit sichtbarem Übergewicht - auf der Deichkrone an dem Küchenfenster vorbei. Viele von ihnen haben die Räder gemietet. Dazu passend einen teuren Carbon - Kopfschutz. Sie tragen leichte Sportkleidung; nicht selten im Partner - Look ( Liebe ist? ) und strampeln, mit einem  mehr oder weniger angestrengten Gesichtsausdruck, an den anderen Radlern vorbei, sofern ihnen diese nicht schnell genug fahren. Eine Art " Tour de France light "? Ganz so leicht fällt das Radfahren den 100 Kilo - Brummern nicht. Deren Gesichtsfarbe zeigt dabei einen leichten, rötlichen Schimmer. Das kann aber auch am all abendlichen Bierkonsum liegen.

Der beinahe endlos wirkendende Fahrradfahrer - Lindwurm schlängelt sich über diesen - sehr beliebten - Radweg vom Südosten ( da liegt nach zirka 8 Kilometern das Ostseebad Zingst ) nach Westen ( zum gleichnamigen Strand und dem Leuchtturm ). Wer von Zingst aus kommend, jene gut 21 Kilometer absolvieren möchte, sollte tatsächlich vorher schon mal Rad gefahren sein; sonst gibt es ´nen richtigen Muskelkater. 

Beim Hinausschauen stellte ich mir die Frage, wie ein 150 Kilo - Fleischklops solche Anstrengungen verkraftet? Ob es ihm dabei nicht nur um eine Art der Selbstbestätigung geht? Oder ist es eine Variante innerhalb eines gruppendynamischen Prozesses? Weil viele Radfahren, fahre ich auch Rad? Wie dem auch sei, einige Nordic - Walker, eine Hand voll Spaziergänger und zwei Jogger erspähte ich auch. Eine Minorität in der Minderheit der Radfahrer, also.

Gegen 15.00 Uhr trübte sich der ansonsten blaue Himmel ein. Eine Wolkendecke überzog den Ort, den Darß, diesen Teil der Ostsee. Die ja im Verhältnis zur gesamten Erdoberfläche und dem bestehenden Anteil von Wasser eher eine Pfütze darstellt. Es wurde wieder Sommer. So ein Sommer, wie wir ihn seit Mitte Juni bis Ende August kennen. Ein Sommer mit viel Regen nicht nur im Süden des Landes , einer Sintflut im Südwesten sowie weiteren regionalen Unwettern. 

Beim Blick auf dem bedeckten Himmel stellte ich fest, dass es diesen Sommer 2021 schon öfters gegeben hat - wir wollen / können uns nur nicht mehr daran erinnern?      




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?