Urlaub! Urlaub! Cha - Cha Cha!




Nach mehr als 800 Kilometern Strecke, einer Fahrtzeit von zirka 10 Stunden ( die üblichen - 6 - Staus eingerechnet ) sind wir gestern Abend gegen 18.30 Uhr wohl behalten an dem Urlaubsziel Prerow angekommen.

Die Zeit auf den Bundesautobahnen sind doch immer wieder ein Erlebnis. Besser gesagt: Wer eine Sozialstudie betreiben möchte, dürfte hier ein sehr breites Betätigungsfeld vor sich haben. Nach einer solchen Strecker, quer von Süd in Richtung Nordost, lässt sich - mindestens - ein kurzer Roman schreiben.

Hierin sollte in jedem Fall der Hygienezustand der - kostenfreien - Toilettenanlagen auf den Parkplätzen eine Rolle spielen. Nicht nur, weil diese an einem Sonntag pickepacke voll mit LKW - vornehmlich aus Osteuropa - belegt sind, sondern vor allem auch, weil die sanitären Anlagen - egal, Weiblein oder Männlein - bis zum " get no " versifft sind. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Klos bei den Benutzern zuhause auch so aussehen? Was wir bei unseren Stippvisiten zu Gesicht bekamen, spottet jeder Beschreibung. Ob es nun Pfützen rund um das Urinbecken waren, deren Inhalt streng rochen oder, ob es jene spezifischen Hygieneartikel waren, die dann in diversen Größen, auf dem Fliesenboden liegend, ihr ausrangiertes Dasein beenden mussten. Achtlos weg geworfen, öffentlich entsorgt - oft mit Inhalt menschlicher Absonderungen -, pflasterten sie den Weg für jede potentielle Nutzerin auf demselben zu WC  Becken.

Nein, sauber geht anders!

In den " Corona " - Zeiten, in denen nichts unmöglich, vieles aber dennoch ermöglicht bleibt, müssen solche Orte des menschlichen Wahnsinns zur Hochsicherheitszone, nein, zum Mega - Hyper - Super - Spreader - Event der Extraklasse eingestuft werden. Hygiene? Wo bist du?

Interessanter als jene verwunschenen Orte zwischenmenschlicher Bedürfnisse, war indes das Allgemeinverhalten der Konkurrenz um Zeit, Raum und Protzerei auf den befahren Bundesautobahnen. Von der längsten Strecke, der A 9, angefangene, bis zur kürzesten Route auf der A 19,  endend. Wurde dabei die Anzahl der SUVs sowie " Schlachtschiffe " aus dem Bereich der oberen Mittelklasse mit zunehmender Fahrzeit und Strecke ständig geringer, so erhöhte sich dafür jene aus dem großen Topf der " Kolonnen - Springer ", der " Drängler " und " Schneider / Sicherheitsabstand - Ignoranten " in beinahe exponentieller Weise. 

Nun, gut, so ein Bus ist eben kein PKW, aber auch nicht mit einem LKW vergleichbar. Und, ja, die so genannten Sprinter, einst dafür gebaut, um die Verkehrsunfallzahlen in die Höhe zu treiben, sind natürlich wesentlich schneller auf ihren vier Rädern. Zudem: Es handelt sich bei dem geliehenen, fahrbaren Untersatz um einen Automatik - Wagen, der mit Dieselkraftstoff betrieben, erst ein wenig schwerfällig in die nicht vorhandenen Gänge kommt. Vielleicht war es auch dem Kennzeichen geschuldet, das von Süd nach Nordost weniger Akzeptanz erfährt?

Wie dem auch sei, als wir nach zirka 750 Kilometern Autobahn auf die uns längst bekannte Route in Richtung der Halbinsel Fischland - Darß - Zingst abbogen, kam in mir ein leichtes Gefühl des Geschafft auf. Die weitere, die restliche Strecke, war denn eher entspannt zu bezeichnen. Hier, wo Ortstafeln, stationäre Blitzer, scharfe Kurven, das Fahrverhalten bestimmen, war es vorbei mit der Raserei. Auch das abgeschmackte, von PS - und Größen orientierte Protzen, es hatte endlich ein Ende. Hier war jeder Straßennutzer einer der Vielen, die sich mühsam, wie in einem ewig schlängelnden Lindwurm befindlich, von Ortschaft zu Ortschaft quälen mussten. Davon sahen die aus der entgegen kommenden Fahrzeugkolonnen stammenden Insassen - erkennbar - erholter und mit einer dunkleren Gesichtsfarbe behaftet aus. Doch: Es war eben nur der einzige Unterschied. 

Wir sollen diesen in den kommenden 3 Wochen auf noch aufweisen können. Dann, wenn uns die A 19 wieder in ihren Schoß aufnimmt, die A 24 mit ihren vielen, kürzeren Baustellen uns ins Stocken bringt, jener Teil des Berliner Rings, rund um die Anschlußstellen " Werder " unsere Gesamtfahrtzeit verlängert und die A 9 dann wieder den Puls des Automobilisten in die Höhe schnellen lässt, wenn er jene " Protz " - Karren sieht, die vierstreifig gelenkt, an der dort rollenden Meute vorbei röhren, aber, vor allem dann, wenn sich Zehntausende in gleiche Richtung bewegen, der rechte Fuß seinen Dauereinsatz erhält.

Bis dahin aber, werden wir die Ostsee als unser Zuhause ansehen und die Seele am ewig auf uns zu rollenden Wasser baumeln lassen.

Wie drückte es einst ein bezahlter Animateur auf einem dieser unnützen, schwimmenden Dörfern gegenüber seinem griesgrämig herein blickenden, grauen, vornehmlich weiblichen Publikum zum Beginn der verordneten, formatierten Bespassung aus?

" Urlaub! Urlaub! Cha - Cha - Cha! "           


ARION  -  Land Of Dreams  -  2001:




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