Kommst du nach Kunnersdorf hinein, muss dein Gruß " Heil Hitler! " sein.
Weiter mit dem Thema " Sachsen - Bashing "? Keineswegs! Doch ein Gespräch meiner besseren Hälfte mit einer einstigen Kollegin ließ mich leicht erschaudern. Das, was ich dort mitgeteilt bekam, war so abschreckend, dass ich es beinahe als eines jener Lügen - Geschichten über die vermeintlich brauen Ostdeutschen ( vulgo: Kross - Deutsche ) eingeordnet hätte. Doch es ist keine jener Schauergeschichten über Rechtsradikale und Ewiggestrige, die sich nur deshalb zusammen gefunden haben, um ihren eigenen Lebensfrust abzubauen, indem sie das tradierte Mittel der Schuldzuweisung auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe ( die Ausländer ) zum Vorwand nehmen.
Wer als Besucher des Freistaates Sachsen auf der BAB 4 von Dresden / Stadtzentrum aus in Richtung Bautzen / Görlitz fährt, wird nach etwa 97 Kilometern die Ausfahrt 93 erreichen. Sie führt auf die Bundesstraße B 115 in Richtung Rothenburg. Nach weiteren etwa 3 Kilometern Fahrtstrecke biegt der Nutzer alsdann rechts in Richtung Ebersbach / Kunnersdorf ab. Von dort führt der Weg auf der Staatsstraße 125 nach Kunnerdorf hinein. Künnersdorf im Schöpstal genauer gesagt. Dieses Dorf hat mit dem Ort Dresden - Cunnersdorf oder dem mehr als 4 Stunden entfernt liegenden Cunnersdorf bei Berlin im Bundesland Brandenburg reinweg gar nichts zu tun.
Kunnersdorf im Schöpstal schreibt sich zudem mit " K " wie " Konrad " und nicht mit " C " wie Cesar " oder auch wie " Chameleon ".
Kunnersdorf im Schöpstal ( das Tal heißt so, weil dort das Flüsschen Schöps fließt ) hat derzeit 703 Einwohner und wurde seit 1950 der Gemeinde Liebstein angegliedert. Die wiederum ist dem Verwaltungsverband Weißer Schöps / Neiße angeschlossen, dem Ebersbach, Girbirgsdorf, Kunnersdorf und Liebstein angehören. Dieser zählt zu dem Landkreis Görlitz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schöpstal
https://de.wikipedia.org/wiki/Kunnersdorf_(Schöpstal)
Was malerisch auf der Internetseite der Gemeinde präsentiert wird und sachlich - nüchterne Informationen herüber bringt ( https://www.gemeinde-schoepstal.de ) zeigt beim Durchfahren oder eventuell während eines Besuchs in Kunnerdorf die bittere Realität jenes sächsischen Randgebietes, dass seit der Wende mit Sicherheit in die nicht gerade kleine Gruppe der Vergessenen und Abgehängten eingeordnet werden muss.
Hier scheint die Zeit still zu stehen.
Die im Netz eingestellten Bilder ( unter anderem hier: https://www.goerlitz-insider.de/unterwegs-im-frenzelland-kunnersdorf/ ) zeigen die freundliche Seite des Dorfes. In dem ein Schloss ( wohl nach 1989 saniert ), ein Schlosspark ( der sieht sehr gepflegt aus ) und in der Ortsmitte ein Gasthof ( der nennt sich " Gerichtskretscham Kunnerdorf " heißt und bei den " Google - Rezensionen mit 4,6 von 5 möglichen Sternen, bewertete ist - Stand: 13. 10. 2021, 14.44 Uhr ). Unter " Kretscham " verbirgt sich ein aus dem Sorbischen stammendes Wort für Gaststätte, Kneipe, Lokal.
Damit wird auch klar, dass sich der Besucher in unmittelbarer Nähe zur deutsch - polnischen ( oder umgedreht ) Grenze aufhält. Die liegt tatsächlich nur 3 Kilometer von Kunnersdorf entfernt. Seit der Öffnung der Grenzen im April 1991, aber spätestens nach dem Beitritt Polens zu der EU müsste diese Region wirtschaftlich prosperieren. Müsste! Tut sie aber nicht!
Ganz im Gegenteil: Sie zählt zu den so genannten Armenhäusern dieses, unseres, Landes seit der Wiedervereinigung vor mehr als 31 Jahren.
https://www.aktiv-online.de/news/die-aermsten-staedte-und-kreise-deutschlands-3609
Der Landkreis Görlitz, zu dem eben auch Kunnersdorf gehört als Armenhaus Sachsen, die Oberlausitz als chronisch strukturschwache Region, sie bedingt jene mit eher negativen Image versehenen Teil des Freistaates, der selbst nicht gerade als " reich " geführt wird. Sachsen liegt im Ranking der Bundesländer bei der Wirtschafts - und Finanzkraft im unteren Drittel. Das könnte somit ein Grund für jene politische Fehlentwicklung sein, die dazu geführt hat, dass bei der kürzlich abgehaltenen Bundestagswahl die AfD vor der CDU landete und dieses mit einer bisher nie dagewesenen Deutlichkeit. Die AfD erhielt bei den Erststimmen über 35, bei den Zweitstimmen mehr als 32 %. Der Direktkandidat Chrupalla bekam beinahe 10 % mehr an Stimmen als sein CDU - Herausforderer.
Das sagt einiges aus. Und so verwundert es nicht, dass auch in Kunnersdorf die Braunen mehrheitlich gewählt wurden:
Doch: Noch abstoßender als der AfD - Spuk in jenem Land - und Wahlkreis dürfte das Verhalten einer Reihe von Bewohnern sein. Nicht nur, dass an eigens dafür aufgestellten Fahnenmasten die längst verbotene Reichskriegsflagge weht, nein, nachweislich begrüßen sich einige Einwohner dort mit dem " Deutschen Gruß ". Und dieses vor den Augen der anwesenden Polizeibeamten. Wo bei Straftaten zugeschaut wird, kann es mit dem Demokratieverständnis nicht sehr weit her sein. Das Widerwärtige an einem derartigen Verhalten ist dabei, dass es just jene alten Zossen sind, die einst die volle Dröhnung DDR - Sozialisation über sich ergehen lassen missten und die Unfreiheit ja eigentlich noch am eigenen leibe zu spüren bekommen haben. Da stellt sich ein Außenstehender glatt die Frage, ob es bei diesen Menschen im Oberstübchen nicht ganz richtig tickt?
" Heil Hitler " als Begrüßung auf offener Straße. Und die so genannte Staatsmacht unternimmt nichts? Wo sind wir im Jahr 2021 nur gelandet? Ist das noch Deutschland?
ODIN - Tribute To Frank - 1972:
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